Tradition bei Bomas of Kenya in Nairobi

Kenia ist absolut vielfältig: In dem ostafrikanischen Land leben rund 45 Volksgruppen, die mehr als 50 Sprachen sprechen. Wer mehr zum traditionellen Leben in den einzelnen Volksgruppen wissen möchte, kann das Freilichtmuseum Bomas of Kenya in der kenianischen Hauptstadt Nairobi besuchen. Dort werden traditionelle, teilweise jahrhundertealte Lebensweisen vorgestellt, die anhand von Hütten und Häusern erläutert werden. Die Unterschiede der verschiedenen Volksgruppen werden so deutlich, sowohl was das Wohnen angeht, als auch was die Anordnung der Gesellschaften und Familien selbst angeht. Zudem gibt es traditionelle Tanz- und Musikaufführungen. 


Bomas of Kenya: Einblick in die Kultur verschiedener Ethnien

Kenia ist ein enorm vielfältiges Land, nicht nur was die Landschaft und Natur angeht, sondern auch, was die Bevölkerung angeht. In Kenia leben rund 45 verschiedene ethnische Gruppen, die hierzulande gerne als Stamm bezeichnet werden. Auf diesen Begriff verzichte ich hier allerdings, da er durch den Kolonialismus geprägt ist und daher von vielen Menschen als rassistisch und/oder diskriminierend aufgefasst wird. 

 

Die größte Volksgruppe bilden die Kikuyu, die rund um die kenianische Hauptstadt Nairobi leben. Ebenfalls stark vertreten sind Kalendijn, Luo, Luhya, Kamba, Meru, Kisii, Turkana, Meru, Samburu und Mijikenda.

 

In Deutschland glauben viele, dass die Massai sinnbildlich für Kenia stehen, sie machen jedoch nur einen Bevölkerungsanteil von rund 2,2 Prozent aus.

 

Vor allem im Nordosten von Kenia finden sich auch muslimisch geprägte Volksgruppen, die größte davon sind die Somali (nicht zu verwechselnd mit der Nationalität Somalier!). In Kenia werden insgesamt mehr als 50 verschiedene Sprachen gesprochen, nach Englisch und Kisuaheli ist Kikuyu die am weitesten verbreitete Sprache.

 

Viele Menschen aus jeder Volksgruppe leben ein Leben fernab von strikten Traditionen. Sie sind beispielsweise mit Hose und Shirt gekleidet und tragen nicht jeden Tag auffällige Kleidung oder Bemalung. 

 

Doch nach wie vor gibt es auch Menschen, die das traditionelle Leben leben - und manchmal gibt es innerhalb von Dörfern auch spezielle Bewegungen zum Erhalt der jeweiligen Kultur. Historisch gesehen haben die verschiedenen Volksgruppen ganz unterschiedliche Lebensweisen. Das sieht man beispielsweise auch in der Anordnung und im Aufbau ihrer Häuser. 

 

Und genau um diese Infrastruktur geht es im Freilichtmuseum Bomas of Kenya in Nairobi. Hier lernst du bei einem Rundgang mehr über die typischen Bauweisen der Häuser und Hütten einzelner Volksgruppen und erfährst damit auch mehr über das Leben und die Gesellschaftsordnung. 


Bomas of Kenya in Nairobi: Rundgang im Freilichtmusem

Das Freilichtmuseum Bomas of Kenya erzählt vom traditionellen Leben in verschiedenen kenianischen Dörfern vor einigen Jahrzehnten bis Jahrhunderten, das teilweise auch heute noch so gelebt wird.  

 

Der Eigenanspruch ist, über das Leben verschiedener Kulturen in Kenia aufzuklären, sie zu erhalten und den Lebensstil an Besucher zu vermitteln. Bomas of Kenya sieht sich selbst als nationales kulturelles Erbe für die verschiedenen Kulturen. 

 

Im Freilichtmuseum gibt es Bereiche für 23 der in Kenia lebenden Volksgruppen, die du bei einem Rundgang allesamt sehen kannst. Hier findest du eine Übersichtskarte. So werden die jeweiligen Unterschiede sofort deutlich. Die Massai leben in flachen, runden Lehmhütten (siehe Foto weiter oben), die Somali in runden strohbedeckten Hütten (Fotos im nächsten Abschnitt), die Pokot in rechteckigen Holz-Hütten, gefertigt mit verschiedenen Ästen, die Samburu bauen ihre Häuser unten auf Ästen, oben aus rotem Lehm (drittes Foto). 

 

Auch die Anordnung der Hütten und Häuser ist je nach Volksgruppe unterschiedlich. In einigen Gemeinschaften hat jedes Mitglied seine eigene Hütte: Eine Hütte für den Mann und dann jeweils eine Hütte für seine Ehefrauen (in Kenia ist die Polygamie nach wie vor erlaubt), die mit den jeweils eigenen Kindern zusammenleben. Für ältere Kinder, etwa Söhne, die mit dem Erwachsenenalter ihre eigenen Familien gründen, sind auch bereits Plätze und Hütten vorgesehen. Während es in manch einer Volksgruppe üblich ist, dass die Hütte des Mannes (als Beschützer über die Familie) am nächsten am Eingang zum oft mit Dornen eingezäunten Areal steht, sind es in anderen Gruppen die Häuser der Frauen. 

 

Die Hütten, die in Bomas of Kenya zu sehen sind, sind in der Regel nicht ausgestattet. Aber in einigen finden sich etwa Pritschen aus Holz, die als Betten genutzt werden. Oder Stroh oder Decken auf dem Boden, ebenfalls als Bett genutzt.

 

Oft sind auf dem Areal zudem noch Gemeinschaftsräume wie eine Open-Air-Küche, eine Toilette oder eine Hütte, die als  Lagerraum für Lebensmittel dient,  aufgebaut. Auch das folgt in der Regel traditionellen Anordnungen.

 

Durch die Anordnung wird übrigens meistens auch deutlich, welche Rolle und welchen Stand die einzelnen Mitglieder der Familien, Gemeinschaften und Volksgruppen so hatten. Die Hütten fand ich enorm spannend. Auch ohne Einrichtung kann man sich gut vorstellen, wie das Leben entsprechend aussieht. Bedenke aber, dass die Einrichtung von Bomas of Kenya auf traditionellen Mustern beruht, die teilweise seit Jahrhunderten überholt sind. Inzwischen bauen Menschen hin und wieder auch Hütten aus dem Material, das gerade da ist oder sie übernehmen von anderen Volksgruppen Bauweisen, weil diese einfacher sind. Und viele Menschen leben ohnehin, vor allem in den Städten, in Häusern aus Stein und Beton.

 

 

Übrigens sollte man bei der Besichtigung gut aufpassen, denn einige der Hütten sind bewohnt. Aber nicht etwa von Menschen, sondern von Pavianen. Die mischen sich gerne unter die Besucher und versuchen, Essen abzustauben. Da Paviane und Affen zum einen generell sehr aggressiv gegenüber Menschen werden können und zum anderen die menschliche Nahrung nicht unbedingt tierfreundlich ist, solltest du es unterlassen, den Tieren etwas zu essen zu geben. Bitte halte auch Abstand. 



Bomas of Kenya: Traditionelle Tanz- und Musikshows

Jeden Tag gibt es mehrere, teilweise stundenlange Tanzvorführungen im großen Auditorium zwischen Eingang und den nachgebauten Dörfern. Für das Freilichtmuseum Bomas of Kenya selbst liegt darauf der Fokus, denn damit soll Kultur und Mentalität vermittelt werden. Für mich allerdings waren die Dörfer tausendmal spannender. 

 

Die Vorführung, die ich gesehen habe, habe ich nach rund einer Stunde verlassen, weil es mir einfach zu aufgesetzt und zu wenig authentisch war. Ob dem so ist, kann ich leider nicht beurteilen, weil ich bei traditionellen Ritualen und Feiern noch nie dabei. 

 

Aber kurz zu den Shows: Die werden von der Tanzgruppe Bomas Harambee Dancers aufgeführt, die bereits seit 1973 besteht. Die Gruppe hat 50 verschiedene Volkstänze inklusive Instrumenten, Gesängen und traditionellen Kostümen im Repertoire und tritt beispielsweise auch auf Firmenfeiern auf.  


Bomas of Kenya: Wissenswertes für deinen Besuch

Das Freilichtmuseum Bomas of Kenya liegt im Südwesten von Nairobi im Stadtteil Kuwinda zwischen Innenstadt und Karen und Langata, ganz in der Nähe der Westgrenze des Nairobi Nationalparks.

 

Du kannst entweder mit einem Uber für ein paar Euro aus dem Stadtzentrum hierhin kommen oder du nimmst öffentliche Verkehrsmittel. Mit dem Moto-Taxi (BodaBoda oder PikiPiki genannt) kannst du direkt zum Parkplatz fahren, mit dem Matatu steigst du beispielsweise an der Haltestelle Twiga oder Bomas aus und gehst die restlichen rund 15 Minuten zu Fuß. 

 

Der Eintritt in das Freilichtmuseum Bomas of Kenya kostet 1000 Kenia-Schilling für Touristen, das sind umgerechnet rund 8 Euro. Geöffnet hat Bomas of Kenya täglich von 10 bis 18 Uhr. Tanz-Vorführungen sind montags bis freitags von 14.30 bis 16 Uhr und am Wochenende sowie an Feiertagen von 15.30 bis 17.15 Uhr.


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Kommentare: 7
  • #1

    Renate (Montag, 22 März 2021 12:44)

    Das ist doch mal ein total sinnvoller Tipp für Kenia-Reisende. In so einem Freilichtmuseum kann man sich doch super erstmal über die Besonderheiten des Reiseziels informieren und einen guten Überblick gewinnen. Und mehr Spaß als Bücher wälzen macht es auch. Wenn man in Nairobi ankommt, macht ein Besuch dort am Anfang einer Reise bestimmt ganz viel Sinn. Ich jedenfalls würde dorthin fahren...
    LG Renate von Trippics

  • #2

    Sandra (Montag, 22 März 2021 14:26)

    Ich habe Fernweh. Wirklich. Und immer wieder stelle ich fest, dass ich wirklich unbedingt nach Afrika muss. Vielen lieben Dank für die wunderbaren Eindrücke und Erklärungen.
    Liebe Grüße
    Sandra

  • #3

    Katharina (Dienstag, 23 März 2021 13:41)

    Das klingt nach einem spannenden Ausflug, wenn man in Nairobi ist. Kenya gehört für mich auch noch zu den Ländern die ich gern bereisen würde. In Tansania haben wir ein Massaai Dorf besuchen dürfen, die Hütten und die Lebensweise haben mich sehr fasziniert. Ich wusste auch gar nicht, dass Meru eine Volksgruppe ist - ich habe einen Schlafsack mit diesem Namen... :D

  • #4

    Anja (Mittwoch, 24 März 2021 18:51)

    Liebe Miriam,
    unglaublich spannend, dass es in Kenia so viele verschiedene Volksgruppen gibt. Mit den 23 im Museum vertretenen werden ja "nur" gut die Hälfte gezeigt, und das finde ich schon viel.
    Besonders interessant finde ich die Unterschiede in der Wohnweise. Lehm, Stroh, Holz - alles natürliche Materialien. Toll! Auch wenn die Bauweise vermutlich hauptrangig davon abhängt, welche Materialien verfügbar sind, so ist es doch sehr naturnah.
    Schade, dass da die Ausstattung nicht detailreicher gezeigt wird. Aber gut, bei der Anzahl der gezeigten Volksgruppen würde man da als Besucher vermutlich auch den Überblick verlieren.
    Herzlichen Gruß
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

  • #5

    Julia (Mittwoch, 24 März 2021 19:27)

    Hallo Miriam,

    ein sehr interessanter Beitrag und spannend. Das mit dem Freilichtmuseum ist etwas, was ich sehen möchte. Ich wusste nicht dass es das gibt. Aber ich lerne so noch mehr kennen und hoffentlich ein Wegweiser wenn wir einmal hinfahren können. Es muss sehr spannend sein.

    Liebe Grüße
    Julia

  • #6

    Vivienne Claus (Mittwoch, 24 März 2021 19:56)

    Liebe Miriam,
    ich besuche sehr gern Ausstellungen, wo man direkt Sachen ausprobieren und Entdecken kann, da das Dazulernen mir so noch mehr Spaß macht und in Erinnerung bleibt. Aus diesem Grund meide ich auch eher durchschnittliche Museen, wo alles hinter Glas steht. Deswegen finde ich Deinen Beitrag sehr ansprechend, ich kann mir gut vorstellen, dass Du viel Freude bei Deinem Rundgang hattest und das nicht nur wegen der Überraschungsgäste:), wenn es nicht so weit weg wäre, hätte ich es mir schon lange Mal angesehen, sehr lehrreich.
    Herzliche Grüße Vivienne

  • #7

    Jana (Mittwoch, 24 März 2021 21:17)

    Ich war mal in Schottland in einem ähnlichen Freilichtmuseum. Dort wurden auch Häuser nachgebaut und eine Unterrichtsstunde aus der Vergangenheit für die Besucher angeboten. Ich finde in solchen Museen kann man so viel über das Leben der jeweiligen Bevölkerung lernen. Wenn man nicht gerade von den Pavianen überrascht wird. :) Das fand ich lustig!

    Liebe Grüße
    Jana