Als Frau? Alleine? In Afrika? Tipps fürs Soloreisen

Als Frau? Ganz alleine? In Afrika? Hast du keine Angst? Das waren die üblichen Fragen – und wahrscheinlich kennt sie jede Frau, die alleine verreist. Dabei ist das Soloreisen eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Und deshalb nehme ich mir auch immer wieder Zeit genau dafür: Reisen nur mit mir alleine - trotz funktionierender Beziehung, trotz Freundeskreis und Bekannten mit gleichen Interessen. Alleine zu verreisen, heißt sich selbst immer wieder neu kennenzulernen. Grenzen zu erkennen und zu überwinden, Selbstvertrauen zu haben, weil man sich selbst vertrauen muss. Es bedeutet Freiheit, Spontanität, Lebenslust und manchmal auch Angst.


Alleine reisen: So fing das mit dem Soloreisen an

Ich war 14, als ich zum ersten Mal alleine verreist bin. Nicht komplett alleine, aber ich fuhr zu einem Workshop nach Schwerin. Mit dem Zug hin, alleine, einmal quer durch Deutschland. Dort traf ich 500 andere junge Menschen. Wir übernachteten in Turnhallen, lernten über Journalismus und quatschten die Abende und Nächte durch.

 

Ich war es gewohnt, alleine klar zu kommen. Mich nach Wegen zu erkundigen, Leute anzusprechen und selbstbewusst aufzutreten. Ich habe früh gelernt, mich auf mich und meine Menschenkenntnis zu verlassen, ich habe viele nette Menschen getroffen, die mir geholfen haben, die mir Dinge gezeigt haben, die mir Tipps gegeben haben.

 

Dass junge Frauen ein Jahr ins Ausland gehen, ist nicht ungewöhnlich. Sie sind Aupair oder Austauschschülerin, sie machen Work und Travel oder reisen ein wenig. Und immer wieder kommt die Frage: Alleine? 

 

Meine erste Reise alleine ins Ausland führte mich mit 16 Jahren nach Tschechien - wobei nur die Anreise alleine war, dort traf ich mich mit Freunden.

 

Das erste Mal lange und so richtig im Ausland war ich nach dem Abitur, als ich 2005 nach Norwegen zog, um dort als Aupair zu arbeiten. In Asker, einem Vorort der norwegischen Hauptstadt Oslo, habe ich eine zweite Heimat gefunden - aber das hat gedauert. In den ersten Tagen habe ich öfter bei meiner Mama angerufen, manchmal heulend, weil alles so fremd war: Man aß hier Elch und Rentier, es gab kein Internet auf einsamen Hütten, dafür aber Plumpsklos. Das Wasser musste man in Eimern aus dem See holen. Die Frauen arbeiteten permanent, die Kinder waren von 8 bis 17 Uhr in der Kita und sowieso war meine kleine Maus ziemlich verzogen. 

 

Ich war das erste Mal mit Heimweh konfrontiert, als mein norwegischer Freund mich verließ - und ich eigentlich nur in den Arm von meiner Mama wollte. Ich biss mich durch - und mit jedem Tag hatte ich mehr Spaß an dem großen Abenteuer Norwegen. Die Zeit hat mich geprägt. Und schon hier habe ich wertvolle Dinge gelernt, die ich später gebrauchen konnte: Ruhe bewahren, Angst loslassen, Selbstbewusstsein zeigen.


Urlaub alleine: Wieso das nicht langweilig ist

Ich bin schon häufig alleine in Urlaub gefahren. Im Studium habe ich einen dreiwöchigen Roadtrip von Kopenhagen nach Passau gemacht, in meinem Auto, mit mir allein und guter Musik. Unterwegs habe ich Freunde besucht. Ich war couchsurfen in Dänemark und bin für Praktika nach München, Mainz und Flensburg gezogen. Ich habe als Kindermädchen in Schweden gearbeitet und bin später alleine nach Nordschweden und Norwegen in Urlaub gefahren. Zuletzt war ich drei Monate in Kenia und bin anderthalb Monate durchs südliche Afrika gereist.

 

Bei jedem Trip habe ich mich besser kennengelernt. Ich habe neue Fähigkeiten an mir entdeckt. Ich habe gesehen, dass ich spontan sein kann. Ich habe mich in Ländern zurecht gefunden, wo ich die Sprache konnte und in welchen, in denen ich die Sprache nicht konnte. Ich hatte dieses Gefühl, dass ich alles schaffen kann. Weil ich aus jeder brenzligen Situation, in die ich mich gebracht hatte, auch alleine herauskam. Etwa als ich auf einen Berg stieg und oben ein Gewitter aufzog. Oder als ich in den falschen Bus stieg und im Nirgendwo landete.


Soloreisen: Sich selbst neu kennenlernen

Aber nicht nur mich selbst habe ich neu kennengelernt, es ist auch eine ganz andere Art des Reisens. Im Urlaub mit meinem Freund touren wir meist mit dem Mietwagen durch ein Land, schlafen in Hotels oder Lodges und machen Ausflüge. Wir kommen mit Einheimischen ins Gespräch, aber es ist doch auch ein gewisser Luxus.

 

Bin ich alleine unterwegs, passe ich mich viel mehr an. Ich fahre mit kleinen Minibussen, in denen 25 Leuten auf 14 Sitzen sitzen, und Motorradtaxis, die fast auseinander fallen. Ich mache Courchsurfing und lasse mich von Einheimischen zum Essen entführen. Ich esse Dinge, von denen ich nicht weiß, was es ist und steige bei fremden Menschen ins Auto, weil es keine Alternative gibt. Gerade auf meiner Afrika-Reise habe ich mich oft in den Bus gesetzt, bin losgefahren und da ich nicht wusste, ob ich abends ankam, hatte ich auch kein Zimmer. Im Bus fand sich aber immer jemand, der jemanden kennt, der ein Zimmer frei hatte.


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Alleine reisen: Soloreisen in Afrika

Als weiße Frau habe ich gerade in Afrika oft die Erfahrung gemacht, dass alle auf einen aufpassen. Der Minibus hielt, bis ich durchs Hoftor war, als ich im Dunklen nach Hause kam. Immer wieder wurde ich von Frauen wie Männern angesprochen mit der Frage, ob sie mir helfen können. Sie haben mir günstigere Busverbindungen gesucht, haben mit Fahrern über Preise verhandelt und mir immer das Gefühl gegeben, sicher zu sein.

 

Als ein Busfahrer mich einst betrog, in dem er vorgab, in meine Stadt zu fahren, dann aber nur an der Autobahn hielt, habe ich im Bus laut zu ihm gesagt, dass er mir dreimal versichert habe, in die Stadt reinzufahren. Mehrere Businsassen standen auf und sagten ihm, dass er mich nun nicht einfach hier rauswerfen könne. Er bezahlte mir letztendlich ein Moped-Taxi ins Zentrum.

 

Natürlich habe ich niemanden direkt, mit dem ich meine Erlebnisse teilen kann. Aber muss man das? Ist es nicht manchmal gut, erst einmal alles sacken zu lassen? Ist es nicht besser, erst einmal über alles nachzudenken, sich an den kleinen Dingen zu erfreuen und sie wirken zu lassen? Und wenn ich mich wirklich austauschen will, so lerne ich überall Menschen kennen: Auf Touren, im Bus, beim Wandern, im Hostel – eigentlich überall.


Soloreisen: Höre nicht auf die anderen, sondern auf dich!

Oft haben genau jene Angst vor dem Alleine reisen, die auch sonst nicht viel reisen. Oder die sich nie mit exotischen Zielen auseinander gesetzt haben. Sie reden immer von Gewalt. Vor allem gegen Frauen. Sie reden von Überfällen, Vergewaltigungen, Terror.

 

Aber ist es nicht so, dass keiner diese Fragen stellen würde, diese Ängste formulieren würde, wenn ich in Frankfurt alleine von der Arbeit nach Hause radle? Wenn ich nachts von der Disco komme und von der Bahnstation nach Hause laufe?

 

Es gibt Gebiete, die für mich ein No-Go sind, weil sie eine hohe Kriminalität haben. Und es gibt Gebiete, in die ich nicht im Dunklen oder nur in Begleitung von Locals gehe. Wenn man mit etwas Menschenverstand, mit Vorsicht und Respekt reist, kann man viele Gefahrensituationen meiden. Natürlich kann es passieren. Aber es kann überall etwas passieren. Und es kann auch mit Begleitung etwas passieren. Von diesen Vielleicht-passiert-etwas-Ängsten aber lasse ich mich nicht leiten. Meine Neugierde ist dafür viel zu groß.


Bist du schon einmal alleine verreist? Wenn ja, was gefällt dir daran? Wenn nein, was hält dich davon ab?

Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar.


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Kommentare: 6
  • #1

    Kerstin (Mittwoch, 08 Mai 2019)

    Ich bin nun 34 Jahre jung und habe eine ganze Weile gebraucht den Mut zu fassen “so richtig“ alleine zu reisen und nun möchte ich gar nicht mehr anders verreisen!
    Ich war gerade 4 Wochen alleine in Gambia und bin mit dem Rucksack durchs ganze Land gefahren,es ist, als ob das Universum alles für einen geplant hätte! Unzählige Möglichkeiten und Dinge tun sich auf,wenn man alleine ist,es ist faszinierend! Alles ergibt sich immer irgendwie,finde es einfach nur genial :-)

  • #2

    Jaimees Welt (Samstag, 10 Oktober 2020 21:03)

    Ich finde allein reisen trotzdem sehr mutig. Ist sicher nicht jederfraus Sache und mir würde auch wirklich ein Reisepartner zum Teilen unserer Erlebnisse fehlen. Momentan reise ich ja noch mit meiner Tochter, aber wenn sie irgendwann mal eigene Pläne macht und nicht mehr mit Mutti mit will, bleibt mir vielleicht auch nur ein Trip allein um die Welt. Denn es gibt ja noch so viel zu sehen!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #3

    Felix (Dienstag, 03 November 2020 13:52)

    All die einleitenden Fragen habe ich auch gestellt, als ich alleinreisende Frauen getroffen habe. Und alle konnten so wunderbare Geschichten erzählen wie du. Die Angst entsteht nur, weil die positiven Erfahrungen fehlen. Weiter so...toll.

  • #4

    Mo (Dienstag, 03 November 2020 14:29)

    Liebe Miriam,

    ich bewundere Menschen wie dich. Alleine reisen traue ich mir dort zu, wo ich die Sprache auch sicher beherrsche. Da ich aber bei Fremdsprachen eine absolute Null bin, wäre alleine reisen im Ausland einfach nichts für mich. Und bei fremden Menschen ins Auto steigen würde sehr großes Unbehagen in mir auslösen. Dafür habe ich einfach zu viel Fantasie... und Thriller gelesen.
    Aber du hast so viele tolle Dinge erlebt, mehr Mut könnte mir da wirklich nicht schaden.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #5

    Steffi (Dienstag, 03 November 2020 21:04)

    Huhu,

    Respekt das du so mutig bist und alleine verreist und dann noch soweit weg. Ich würde mich nicht mal alleine trauen eine Städtereise anzutreten � daher hast du meinen größten Respekt.

    LG Steffi

  • #6

    Sunny (Montag, 07 März 2022)

    Hallo Miriam,

    ich möchte im Herbst auch für einige Monate gen Afrika starten. Eigentlich stand es gar nicht so auf meinem Plan, aber jetzt hat es mich doch gepackt. Da ich schon ein bisschen "älter" bin und mein eigene Komfortzone im Alleine reisen noch nicht kenne, werde ich aber erst einmal mit einer vorab organisierten Individual-Reise starten, evtl. in einer Kleingruppe. Aber ich blicke dem Abenteuer immer offener entgegen, gerade wenn ich Reiseberichte wie Deine lese. Danke dafür! :)
    LG,
    Sunny