Tauchen in Ägypten: Ich mache meinen Tauchschein

Seit Ewigkeiten steht ein Tauchschein auf meiner Bucketlist - doch es sollte Jahre dauern, bis ich mir diesen Wunsch erfüllt habe. Im Oktober 2021 war es soweit - und ich hätte keinen besseren Ort wählen können: das Rote Meer in Ägypten. Vier Tage lang war ich beschäftigt mit Lernen, Druckausgleich und der fabelhaften Unterwasserwelt des Roten Meeres. Im PADI Open Water Diving Kurs habe ich bei vier Tauchgängen im offenen Meer auf 5, 9, 12 und 18 Metern Tiefe die Unterwasserwelt kennengelernt, Muränen und Blaupunktrochen gesehen und eine mir völlig neue Welt entdeckt. Auch wenn ich durch das Schnorcheln vieles kannte, Tauchen ist definitiv einzigartig. Ein Erfahrungsbericht.


Vom Schnorcheln zum Tauchen: Mein langer Weg

Das Meer fand ich schon immer spannend und faszinierend und schon als Kind hat man mich kaum aus dem Wasser rausbekommen. Aber es hat eine Weile gedauert, bis ich das Meer auch als Lebensraum für Tiere erkannt habe. 2004 war ich auf Klassenfahrt an der Platja D'Aro in Spanien und unser Biologielehrer, den wir dabei hatten, hat täglich Schnorchel-Expeditionen angeboten.

 

Damals haben wir viele Dinge gemacht, die ich heute absolut verabscheue: Wir haben einiges an Lebewesen, darunter auch einen Seestern, aus dem Wasser genommen. Wir haben zwar mit unserem Bio-Lehrer über die Lebewesen gelernt, aber sie rauszunehmen, war natürlich falsch

 

Über die Jahre hat es mich immer wieder gereizt, mal einen Tauchschein zu machen. Ich habe mich in das Schnorcheln verliebt und war immer und überall mit dem Kopf unter Wasser - ob auf Sardinien, auf Sansibar, auf Kuba, auf São Tomé und Príncipe, in Kenia, in Portugal, in Jordanien oder auf Kreta - wo ich übrigens ganz viele tolle Schnorchel-Erlebnisse hatte

 

Das erste Mal fest vorgenommen, einen Tauchschein zu machen, habe ich mir 2017, als ich einige Monate in Kenia verbracht habe. Ich dachte, wenn ich dann Urlaub am Diani Beach mache, kann ich entspannt den Tauchkurs machen. Doch es stellte sich schnell heraus, dass ich die Zeit ohne die lärmenden Kinder (die ich trotzdem unendlich lieb habe) sehr genossen habe und daher nur Strandzeit gebraucht habe.

 

 

Doch wann immer ich schnorcheln war, habe ich mir doch gewünscht, auch tauchen zu können. Vor allem in Jordanien,  als ich in Tala Bay das erste Mal die Unterwasserwelt des Roten Meeres kennengelernt habe, war der Reiz riesig. Und so war es nur logisch, dass ich den Schritt ging - wenn auch erst vier Jahre später. Im Oktober 2021 nämlich haben sich mein Mann und ich spontan für einen Urlaub in Ägypten entschieden - neun Tage Strand in Sahl Hasheesh bei Hurghada. 


Tauchschein machen: Welcher Kurs passt zu mir?

Wer anfängt, sich für Tauchkurse zu interessieren, wird jede Menge Anbieter finden. Es gibt einige, die vor allem lokal agieren, aber auch einige, die weltweit Angebote haben und weltweit anerkannt werden.

 

Da ich den Tauchschein ohnehin in Ägypten gemacht habe, war die Frage nach einem rein lokal gültigen Tauchschein obsolet. Da ich so viel unterwegs bin und um die Welt tingle, wollte ich einen Tauchschein haben, der auch überall anerkannt wird. 

 

Die bekanntesten Anbieter sind PADI, SSI, CMAS und NAUI, wobei die meisten Menschen bei PADI den Kurs und die Ausbildung machen. Von dem Moment an, in dem ich anfing, mich für den Tauchschein zu interessieren, hat mir das PADI-System am meisten zugesagt. Nicht nur, dass es weltweit anerkannt ist und die größte Community hat, es gibt auch wahnsinnig viele Kurse und man kann immer wieder weiterführende Tauchscheine machen.  


Tauchschein in Ägypten: Der richtige Partner

Nun waren also zwei Dinge klar: Es sollte ein PADI-Kurs sein und es sollte in Ägypten stattfinden. Außerdem ging ich davon aus, dass es vor Ort genug Angebote geben würde, sodass ich mich von Zuhause aus nicht gekümmert habe. Vielmehr wollte ich vor Ort schauen, ob mir das Angebot zusagt und ob ich mich auch wirklich danach fühle. 

 

Bereits am Tag nach unserer Ankunft wurden wir am Strand von den Wassersport-Anbietern des Hotels angesprochen. Sie hatten genau das im Programm, was ich mir so vorgestellt habe: Den PADI Open Water Kurs, bei dem man bis zu 18 Meter tief tauchen lernt. Außerdem konnte ich mir aussuchen, wie viel Zeit ich für die Theorie nutzen wollte, ich hatte einen Tauchlehrer für mich alleine, einen Transport von und zum Hotel und war generell recht flexibel, da sie mit einer größeren Tauchschule zusammen arbeiteten und es deshalb täglich viele Bootstouren gab. 

 

Insgesamt hat der Kurs 340 Euro gekostet. Inklusive waren dabei alle Gebühren und Prüfungskosten, das Lehrmaterial, ein privater Tauchlehrer für die praktische Einführung, die ersten Versuche im Hotelpool und die ersten beiden Tauchgänge. Auch die Bootstouren für die vier Tauchgänge, das komplette Equipment und das Mittagessen an den beiden Tauch-Tagen war inklusive. Oft werden die PADI-Kurse für 250 bis 280 Euro angeboten, dann sind die Prüfungsgebühren aber oft nicht enthalten. Frage beim Buchen also nach, was genau im Preis enthalten ist und welche weiteren Kosten womöglich auf dich zukommen. 


Tauchen in Ägypten: Der Theorie-Crash-Kurs

Kommen wir zum langweiligsten Teil des Tauchkurses: Der Theorie-Crash-Kurs. Der muss natürlich auch sein! Ich bekam von meinem Anbieter das PADI-Open-Water-Buch mit allen Infos auf Deutsch, dazu bekam ich einen Einführungsfilm, der dreieinhalb Stunden dauerte. 

 

Der Film ist wie das Buch aufgebaut, es gibt fünf Kapitel und man lernt in jedem Kapitel etwas mehr übers Tauchen: Von dem, was im Körper passiert, über Meereslebewesen und Verhaltensweisen im Wasser bis hin zur Ausstattung und Technik, die man beherrschen sollte. 

 

Mein Anbieter meinte, ich bräuchte nur dreieinhalb Stunden für den Film und sei dann durch. Nun, ganz so simpel war es dann doch nicht. Den Film gab es auch auf Deutsch, aber ich wollte ihn lieber auf Englisch sehen, damit ich mich besser mit meinem Tauchlehrer verständigen konnte. Von einer Tarierweste habe ich nämlich nicht einmal im Deutschen gehört, das wäre blöd, wenn ich meinen Tauchlehrer einfach nie verstanden hätte. Also lernte ich quasi doppelt - das Buch auf Deutsch, den Film auf Englisch.

 

Innerhalb jedes Kapitels gab es immer wieder Kontrollfragen, die ich auch ausgefüllt habe, um für die Prüfung gerüstet zu sein. Hierfür konnte ich die richtigen Antworten auch nachschlagen. Dafür habe ich den Film natürlich jeweils gestoppt. Außerdem gab es am Ende jeden Kapitels zwei Seiten mit Fragen, die Teil der Prüfung sind. Die wollte ich natürlich auch gewissenhaft ausfüllen. 

 

Ich habe an einem Abend etwa eine Stunde mit dem Lernen zugebracht, am zweiten Tag habe ich mich den gesamten Vormittag aufs Hotelzimmer zurückgezogen und abends musste ich dennoch noch anderthalb Stunden ran. Für mich war es wichtig, dass ich optimal vorbereitet bin. Viele Dinge erschienen mir jetzt nicht so mega wichtig - mir war beispielsweise klar, dass ich keinen Kompass beherrschen muss oder quasi Wiederbelebung unter Wasser machen muss, aber gerade bei den wichtigen Dingen wollte ich mich sicher fühlen und hab es daher öfter mal wiederholt. Dazu gehörten beispielsweise die richtige Anwendung der Tarierweste sowie die Handzeichen für bestimmte Situationen.


Tauchen in Ägypten: Erste Versuche im Hotel-Pool

Die ersten praktischen Versuche standen noch vor der Theorie an. Ich hatte es so verstanden, dass ich zu der Tauchbasis gefahren werde, dort erst dreieinhalb Stunden den Film schaue und dann im Pool die ersten Versuche wage. So stellte ich mir Tag eins vor. 

 

Nun, der Tag an der Tauchbasis hat schon ohne Theorie recht lange gedauert. Mein Tauchlehrer Alex hat mich erst einmal mit dem Equipment vertraut gemacht. Ich lernte, wie ich die Flasche und alle Utensilien an der Tarierweste befestige, wann ich den Sauerstoff aufdrehe, wie ich mein Material vorab kontrolliere, wo ich den Bleigürtel anbringe und wie ich die Tarierweste bedienen kann. Die ist nämlich wichtig, um unter Wasser zu "schweben" - also Auftrieb und Abtrieb zu regulieren, sodass man nicht zu schnell auf- oder abtaucht und generell eine Höhe halten kann. 

 

Danach gab es eine kurze Einführung in die Kommunikation unter Wasser. Ich lernte die Zeichen für Auftauchen und Abtauchen, für Hilfe oder dafür, wie viel Sauerstoff noch in meiner Flasche ist. Der letzte Teil der Trockenübung war schließlich, dass Alex mich vorbereitete, was wir nun im Pool machen und üben würden - also beispielsweise wie ich die Ebene halten kann, wie ich meine Brille säubern kann, wenn sie beschlägt, wie ich meinen Bleigürtel abwerfe, wenn es mich zu tief runter zieht oder wie man sich gegenseitig hilft, wenn einem der Sauerstoff ausgeht. 

 

Nun war es an der Zeit, in den richtig praktischen Teil überzugehen. Ich quetschte mich in den Taucheranzug und wir marschierten zum Pool des Hotels, in dem die Tauchbasis ist. Während Kinder und Erwachsene im Wasser plantschten, stand nun also mein erster Tauchgang an.

Ich sprang ganz normal in den Pool und zog erst im Wasser die sehr schwere Tarierweste und den Bleigürtel an. Dann setzte ich die Brille auf, nahm den Atemregler in den Mund, zog die Flossen an und schon bekam ich von Alex das Zeichen, dass wir jetzt abtauchen. Also ließ ich die Luft aus meiner Weste und schon befand ich mich auf dem Boden des Hotelpools. Tief war der nicht, ich konnte stehen. Dementsprechend ging es wirklich nur darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, unter Wasser zu sein. 

 

Erstaunlicherweise fiel es mir echt einfach. Ich hatte überhaupt kein Problem mit der Atmung, das hat super über den Regler geklappt. Mit meiner Weste hatte ich ein wenig zu tun - mal wollte sie mich nach oben ziehen und ich hatte viel zu viel Auftrieb, mal klebte ich quasi am Boden und kam nicht ordentlich hoch. Aber genau dafür war die Übungszeit im Pool ja gedacht.

 

Als ich es einigermaßen hinbekommen habe, mein Gleichgewicht zu halten, machten wir die Übungen, die wir draußen besprochen hatten. Ich war unter Wasser also auch mal ohne Taucherbrille und ohne Atemregler - aber auch dabei bin ich sehr ruhig geblieben und fand das gar nicht beängstigend.

 

Nach rund 40 Minuten tauchten wir wieder auf - und Alex war zufrieden mit meiner Performance. Nur ein Manko gab es: Ich war einfach viel zu schnell unterwegs, was bedeutet, dass ich zu viel Energie verbrauche und zu viel Sauerstoff verbrauche. Deshalb war es wichtig, mir bewusst zu machen, dass ich langsam machen sollte und die Flossen nicht zu viel nutzte. Nichtsdestotrotz: Ich war bereit für meinen ersten Tauchgang im Roten Meer!



Tauchen in Ägypten: Mein erster Tauchgang im Roten Meer

Um 8 Uhr morgens wurde ich im Hotel abgeholt, zusammen mit zwei anderen Gästen, beide erfahrene Taucher. Sie machten mir Mut und ich war gleichzeitig voller Vorfreude, aber auch etwas ängstlich. 

 

An der Tauchbasis angekommen, ging es auf zwei Boote. Für mich war das etwas uncool, denn: Alex war einer der wenigen der Tauchbasis, die Russisch sprachen und so wurde ich auf das Boot einer russischen Gruppe gesteckt. Leider wurde nahezu alles auf Russisch geklärt, weshalb ich oft eine kleine Sondereinweisung bekam. 

 

Noch bevor wir endlich losfuhren, habe ich meine theoretische Prüfung gemacht, an Bord, am Tisch in der Kabine, während um mich herum Trubel war. Alex kontrollierte zunächst meine Antworten aus dem Buch und danach musste ich zwei weitere Tests machen. Ein Test erfolgt normalerweise erst nach den ersten beiden Tauchgängen, aber wir haben sie direkt gemacht. Beim letzten, entscheidenden Test erreichte ich 100 Prozent (bei dem davor 94 Prozent). Ich war also theoretisch vorbereitet. 

 

Während wir auf dem Boot zum Tauchplatz schipperten (bei ziemlich heftigem Wellengang), zeigte mir Alex einige Handzeichen für bestimmte Tiere. Mantarochen, Schildkröte, Kugelfisch, Nemo, Feuerfisch, Oktopus - ich war jetzt also bereit. 

 

Zuerst gingen die russischen Taucherinnen und Taucher mit ihren Guides ins Wasser und als alle schon drin waren, kam ich an die Reihe. Ich kontrollierte meine Ausrüstung, zog mich an und dann ging es mit einem Sprung ins Wasser. Ich muss gestehen, da habe ich erst ein wenig gezögert. Immerhin hatte ich gefühlt 20 Kilo auf meinem Rücken und hatte Angst, dass mich das nach hinten zieht und ich blöd gegen das Boot knalle oder mit dem Rücken auf der Flasche im Wasser lande. Aber es ging natürlich alles gut. 

Alex hatte mir vorher schon gesagt, was so anstehen würde: Wir würden auf etwa 5 Meter abtauchen und ich würde dort alle Übungen noch einmal machen, die ich im Pool gemacht hatte. Es ging also nicht primär darum, die Unterwasserwelt zu erkunden, sondern noch einmal im offenen Meer das zu üben, was ich in 1,20 Meter Tiefe im Pool geübt hatte. 

 

Ich gab Alex das Zeichen, dass alles okay ist - und er wies mich an, abzutauchen. Und so machten wir das auch. Ich wechselte zurück vom Schnorchel auf den Atemregler und ließ die Luft aus meiner Weste. 4,8 Meter tief ging es für mich. Ich hatte zuvor ein wenig Angst, dass ich den Druckausgleich nicht hinkriegen würde, aber das war ganz natürlich und unproblematisch. Ich habe öfter mal die Nase zugehalten, um den Druck in den Ohren auszugleichen, oder tief in meine Maske geatmet, um den Druck in den Nebenhöhlen auszugleichen. 

 

Am Meeresboden angekommen haben wir unsere Übungen gemacht und ich fand es recht unspektakulär. Mit dem Ausbalancieren meines Auftriebs hatte ich noch ein wenig Probleme und einmal bin ich einfach wieder an der Oberfläche aufgetaucht, aber sonst hat alles gut funktioniert. Nach etwa 25 Minuten tauchten wir wieder auf und Alex bescheinigte mir, dass ich nun bereit für einen richtigen Tauchgang sei. 


Tauchen in Ägypten: Lernen unter Wasser

Zurück auf dem Boot gab es Mittagessen und ich konnte mich ein wenig ausruhen, aber am Nachmittag stand der zweite Tauchgang an. 

 

Insgesamt vier Tauchgänge im offenen Meer gehören zu dem PADI Open Water Diver Kurs. Der erste war noch zum Üben, aber die anderen drei sollten Erlebnisse werden - wenngleich mit Lernfaktor. 

 

Dieses Mal ging mir das schon einfach von der Hand mit dem Equipment und ich sprang auch ohne Zögern ins Wasser. Dann ging es auf 8,9 Meter in die Tiefe. Auch hier war der Druckausgleich kein Problem, denn es ging recht langsam. Wir tauchten zunächst auf rund fünf Meter ab, hier war der Boden. Dann begannen wir uns zu bewegen und dabei fiel der Boden ab, sodass ich es dann auf die rund neun Meter schaffte. 

 

Alex ließ mich einmal durch ein Loch in den Korallen schwimmen, um zu testen, ob ich mich durchbewegen kann, ohne die Korallen zu zerstören - und es hat geklappt. Kurze Zeit später bin ich zwar wieder mal einfach aufgetaucht, weil meine Tarierweste nicht so wollte wie ich, aber es besserte sich.

Ich lernte mit der Zeit, meinen Körper zu nutzen, um den Auftrieb zu regulieren. Mache ich den Kopf und Oberkörper nach unten, geht es tiefer hinunter, richte ich Kopf und Oberkörper nach oben, tauche ich eher wieder auf. Auch durch die eigene Atmung kann man Justieren - viel Luft im Körper bedeutet, dass man eher Auftrieb hat, beim Ausatmen hingegen ist der Auftrieb weg. 

 

Ich fand es total faszinierend, nach und nach genau diese Dinge zu begreifen. Zu lernen, wie ich mich unter Wasser in der Waagerechten halten kann und diese wundervollen Korallen betrachten konnte, das war einfach großartig.

 

Gleichzeitig hatte ich mit meinem Tauchcomputer ein Gerät am Arm, das mir Anweisungen gab, um meinem Körper nicht zu viel zuzumuten. Einmal bin ich etwas zu schnell aufgetaucht, dann ging der Alarm an und ich musste drei Minuten auf einem Level von fünf Metern innehalten, ehe ich weiter hoch durfte. Der Tauchcomputer hat die Zeit runtergezählt und mir ein Zeichen gegeben, als ich hoch konnte. 


Tauchen in Ägypten: Ich bin jetzt offiziell Taucherin!

So war ich nach meinem ersten Tauchtag auch aufgeregt und gleichsam müde. Und doch auch voller Vorfreude auf den nächsten Tag. Ich wurde wieder um 8 Uhr im Hotel abgeholt, es ging zur Tauchbasis und dann aufs Boot. Dieses Mal waren viele Deutschen an Bord, was mir die Kommunikation etwas erleichtert hatte. Alex sagte mir, dass wir dieses Mal in einer Kleingruppe tauchen würden, weil an Bord drei Personen seien, die zwar erfahrene Taucherinnen und Taucher seien, aber lange nicht getaucht seien. Sie wurden also mit deutlich mehr als 100 Tauchgängen einfach zu mir Anfängerin gesteckt. 

 

Der erste Tauchgang des Tages war echt spannend. Eigentlich sind zwölf Meter Tiefe vorgesehen, aber ich tauchte doch einmal bis 14,7  Meter tief ab. Wir sind zwischen spektakulären Korallenriffen geschwommen, haben Blaupunktrochen, Nemos, Kugelfische und sogar einen Steinfisch gesehen. Es war ein wenig anders, dass noch andere dabei waren - gleichzeitig war ich sehr auf mich fokussiert und damit beschäftigt, alles richtig zu machen und die Unterwasserwelt mit den vielen bunten Fischen zu genießen. Fast eine Stunde waren wir unter Wasser, was großartig war. 

Nach dem Mittagessen stand der letzte Tauchgang an. Das bedeutete: Würde ich mir keinen großen Patzer erlauben unter Wasser, wäre ich nur eine Stunde später zertifizierte Taucherin! Alex brachte mir den Kompass und ich sollte schon auf dem Boot ein wenig lernen, damit umzugehen. Ich sollte uns unter Wasser führen, beziehungsweise Bescheid geben, wenn wir einen gewissen Punkt erreicht hatten. 

 

An allen Tauchstellen war viel los, aber der vierte Tauchspot war einfach völlig überladen. Eine andere Taucherin beklagte danach, dass wir mehr andere Taucher gesehen haben als Fische. Das führte insgesamt zu ziemlich skurrilen Situationen. Schon ziemlich am Anfang haben wir eine aus unserer Gruppe zurückholen müssen, als sie einer anderen Gruppe folgen wollte.

 

Gegen Ende des Tauchgangs und als mein Kompass sich einfach immer noch nicht wirklich bewegt hat, kümmerte sich Alex kurz um mich (der Kompass war tatsächlich kaputt) und schwupps - haben wir die Taucherin dann auch tatsächlich verloren. Sie war einfach weg. Wir drei anderen haben Alex versucht zu signalisieren, dass sie weg ist, aber irgendwie hat er es nicht gemerkt (oder nicht merken wollen). 

Wir entdeckten noch eine riesige Muräne, was mega faszinierend war. Ich wusste nicht, dass Muränen so groß werden können. Ich hatte fast ein wenig Angst, mich ihr zu dolle zu nähern. Aber dann war die Tauchzeit auch um und nach etwa 40 Minuten musste ich einen Notaufstieg - also komplett ohne Luft - machen, um die letzte Prüfung zu bestehen. Tada, das hat geklappt! 

 

Als alle aufgetaucht waren, fiel dann wohl auch Alex auf, dass da jemand aus seiner Gruppe fehlt. Das ist natürlich der Supergau, immerhin habe ich mehrfach in der Theorie gelernt, dass man nach einer Minute auftauchen muss, wenn man seinen Tauchpartner oder jemanden aus der Gruppe verloren hat. Die Taucherin, die ziemlich verträumt war, auch unter Wasser, war wieder einer anderen Gruppe gefolgt und als sie es merkte, tauchte sie auf, sah uns aber nicht mehr. Sie bewegte sich dann zum nächsten Boot, das allerdings nicht unseres war. Mit einem kleinen Motorboot wurde sie dann abgeholt und zurück zu uns gebracht. 

 

Für mich hatte dieses Problem aber keine Folgen. Kaum war Alex an Bord und hatte sich beruhigt, erhielt ich mein Tauchzertifikat! Ich darf nun überall auf der Welt mit einem Partner zusammen 18 Meter tief im Meer tauchen. Das finde ich schon ziemlich krass, denn das würde ich mir keinesfalls zutrauen, zumindest nicht, wenn der Partner nicht super super erfahren wäre. Ich werde wohl die nächsten Tauchgänge auf einen geführten Ausflug setzen, um mich Tauchlehrer und einer kleinen Gruppe abzutauchen.


Tauchen in Ägypten: Die Unterwasserwelt im Roten Meer

Die Unterwasserwelt im Roten Meer ist wirklich einzigartig. Ich habe mich in Jordanien schon verliebt, als Oktopusse um mich herum geschwommen sind, aber in Ägypten ist die Abwechslung unter Wasser noch deutlich größer (zumindest für mein Gefühl). 

 

Allerdings muss ich auch gestehen: Ich war durch das Schnorcheln am Hausriff, was ich von Tag eins an gemacht habe, ziemlich verwöhnt. Ich habe die ersten Tage, also vor dem ersten Tauchgang, jeden Tag mehrere Stunden mit Schnorcheln zugebracht und habe etliche Riffe gesehen, dass ich großartige Tiersichtungen hatte. 

 

Ich kann nicht zählen, wie viele Blaupunktrochen, Kugelfische, Rotfeuerfische, Doktorfische, Einhornfische, Kofferfische und so weiter ich gesehen habe. Sogar Seezungen, ein Igelfisch, ein Krokodilfisch und eine Spanische Tänzerin haben sich gezeigt. Einen Oktopus habe ich rund 30 Minuten beobachtet, wie er dutzendfach seine Farbe wechselte und mal über den Boden, mal über Felsen, mal über Korallen wanderte - und dann einfach los geschwommen ist. 

 

Schon deshalb konnten die Sichtungen beim Tauchen mich nicht komplett umhauen. Bis auf die riesige Muräne und den Steinfisch habe ich keine Fische gesehen, die ich beim Schnorcheln nicht vorab schon gesehen hatte. Meinen großen Wunsch, endlich mal Schildkröten beim Schwimmen zu sehen, wurde nicht erfüllt. Auf Delfine, Haie und Walhaie habe ich nicht wirklich gehofft, das wäre schon enorm viel Glück gewesen - aber auch das war mir nicht vergönnt.  

 

Stattdessen kann ich aber sagen, dass es mega faszinierend war, so durch das Wasser zu schweben und in Welten vorzudringen, die die wenigsten Menschen je sehen werden. Ich habe mich so ruhig und entspannt dabei gefühlt. Dass man quasi schwerelos im Wasser ist, das ist ein ganz besonderes Gefühl, das mir enorm getaugt hat. 


Tauchschein in Ägypten: Mein Fazit

Hat es sich gelohnt, den Tauchschein in Ägypten zu machen? Ja! Auf jeden Fall! Der Tauchschein stand schon so lange auf meiner Bucketlist und ich wurde nicht enttäuscht - es war einfach großartig. 

 

Etwas nervig, wenn auch wichtig und ein Muss, ist der Theorie-Kurs. Da geht schon ein Urlaubstag quasi drauf. Ich habe inzwischen öfter gelesen, dass sich Leute schon in Deutschland zum PADI Kurs anmelden und dann den Theorieteil schon zu Hause absolvieren, sodass sie im Urlaub keine Zeit mit Lernen verschwenden müssen. Vielleicht ist das ja für den ein oder anderen passender. 

 

Was ich beim Tauchen zudem ein wenig schade fand, zumindest bei der Art, wie wir es getan haben: Ich war beide Tage von 8 bis 17.30 Uhr unterwegs und war am ersten Tag etwa eine Stunde, am zweiten Tag eine Stunde und 45 Minuten im Wasser. Das ist schon ganz schön viel Zeit für so wenig Tauchzeit. Beim nächsten Tauchausflug werde ich also ein wenig darauf achten, dass nicht so viel Zeit verschwendet wird - und man vielleicht auch zu Tauchspots fährt, wo nicht schon 20 andere Boote angelegt haben. Denn auch das gehört dazu: Tauchen ist in Ägypten einfach wahnsinnig beliebt. Und obwohl es so viele Korallenriffe gibt, waren die, die wir angesteuert haben, schon sehr überlaufen. Beide Kritikpunkte sollten sich aber in Luft auflösen, wenn ich mehr Erfahrung habe und mir die Angebote passend aussuchen kann. 

 

Generell: Das Schweben im Wasser war einfach der Wahnsinn und ich würde die Erfahrung nicht missen wollen. Auch wenn ich wohl grundsätzlich eher beim Schnorcheln bleiben werde, weil es praktisch und wenig zeitintensiv ist (und ich einfach loslegen kann ohne Anbieter und Boot und und und), so werde ich definitiv in Zukunft immer mindestens einen Tauchtag einplanen. Man dringt einfach noch einmal in ganz andere Sphären vor und ist in einer ganz anderen Welt.  Ich freue mich schon jetzt darauf, nächstes Jahr in Kenia (und hoffentlich auch in Madagaskar) den Indischen Ozean noch einmal von einer neuen Seite kennenzulernen! 


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Kommentare: 5
  • #1

    Renate (Montag, 13 Dezember 2021 14:46)

    Wie schön!! Das hast Du genau richtig gemacht da in Ägypten. Ich wollte auch mal einen Tauchschein machen. Hier in Deutschland. Im Februar. Mit der Theorie war ich fertig, mit den Trainingseinheiten im Pool auch. Dann sollte es in einen Badesee bei Köln gehen. Brrr - ich hab gekniffen. Das war's - hab mich schon oft darüber geärgert, weil ich auch so gerne schnorchle. Allerdings fand ich auch die viele Zeit, bis man endlich im Wasser ist, bei meinem Tauchkurs extrem nervig. Vielleicht hab ich es deshalb nie mehr in Angriff genommen. Nie? Sag niemals nie.:-)
    LG Renate von Trippics

  • #2

    Bastian (Montag, 13 Dezember 2021 21:31)

    Hallo,
    das sind sehr schöne Eindrücke und faszinierende Bilder. Ich wollte als Jugendlicher mal den Tauchschein machen, es ist dann aber nichts daraus geworden und seitdem habe ich es auch nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Vielen Dank für die vielen guten Tipps!
    Liebe Grüße
    Bastian

  • #3

    Tanja (Dienstag, 14 Dezember 2021 06:30)

    Oh man, ich bin gerade mega neidisch! Ich will auch mal tauchen oernen. Nusstest du denn keine Gesundheitsprüfung machen, oder habe ich das überlesen? Ich glaub ich hätte echt Panik bekommen, wenn jemand aus dee Gruppe verschwunden wäre. Aber klar, wenn so viele Gruppen an einem Spot sind, dann ist man als Anfänger aicherlich auch sehr schnell verwirrt.

  • #4

    Jana (Dienstag, 14 Dezember 2021 19:39)

    Zuerstmal herzlichen Glückwunsch zum Tauschschein! Ich selbst will ja auch unbedingt einmal nach Ägypten, aber - ich muss zugeben - eher zum Sightseeing als zum Tauschen! Mich fasziniert die Unterwasserwelt zwar unheimlich, aber ich bin so ungern mit meinem Kopf unter Wasser! Ich weiß auch nicht warum, vielleicht irgendein Kindheitstrauma oder so! Auf jeden Fall viel Spaß mit dem Tauchschein und dass du uns noch viele solch toller Bilder mitbringst!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #5

    Anja (Dienstag, 14 Dezember 2021 22:18)

    Liebe Miriam,
    auch wenn ich es bereits in einem anderen Beitrag gelesen hatte, dass du dir nun endlich den Traum erfüllen konntest einen Tauchschein zu machen: Herzlichen Glückwunsch dazu! Ich wünsche dir von Herzen, dass du noch ganz viel spannende Unterwasserwelt erleben und entdecken darfst.

    Ich schnorchle zwar auch gern, aber bislang reicht mir das. Sollte ich aber doch irgendwann einmal einen Tauchschein machen, würde ich auch den wählen, der überall anerkannt ist. Und ich würde mich vermutlich ähnlich intensiv mit der Theorie befassen, um möglichst gut vorbereitet zu sein.
    Dass es eine Übung im Pool gibt, finde ich interessant, aber es scheint ja auch ganz gut so gewesen zu sein.
    Ich wünsche dir noch ganz viele wunderbare Entdeckungen unter Wasser!
    Herzliche Grüße
    Anja von STADT LAND WELTentdecker