Es sieht romantisch aus und ist in fast allen Winterfilmen vertreten: die Fahrt mit dem Hundeschlitten. Obwohl ich bisher viel Zeit im Winter in Norwegen und Schweden verbracht habe, habe ich erst einmal eine Hundeschlitten-Fahrt unternommen: auf Spitzbergen. Ich war sowohl als Fahrer wie auch als Beifahrer unterwegs - und beides hat die Vorteile. Denn während man als Fahrer mehr Abenteuer hat, muss man sich auch auf die Hunde konzentrieren. Als Beifahrer im Schlitten eingekuschelt kann man die herrliche Landschaft von Spitzbergen genießen, die an einem vorbeizieht. Unsere Hundeschlitten-Tour führte uns zu einer Eishöhle in rund 30 Meter Tiefe, wohin wir hinab gestiegen sind.
Hinweis in eigener Sache: Mein Besuch in auf Spitzbergen war teilweise privat und teilweise eine Pressereise. Unterkunft und Verpflegung habe ich selbst finanziert, die Ausflüge wie diese Tour mit dem Hundeschlitten zur Eisgrotte von Spitzbergen wurden über "Innovation Norway" und "Visit Spitsbergen" finanziert. Im Gegenzug habe ich als Redakteurin der Frankfurter Rundschau über Spitzbergen berichtet. Gegenleistungen oder Verpflichtungen waren an die Pressereise allerdings nicht gebunden. |
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Hundeschlittentour auf Spitzbergen: Die Vorbereitungen
Treffpunkt war früh morgens in Longyearbyen beim Büro von Basecamp Spitsbergen. Das war unser Touranbieter - für den wir aufgrund der Berichterstattung allerdings nihct zahlen mussten. Basecamp Spitsbergen ist generell für alle Erkundungstouren auf Spitzbergen aber die Nummer 1 - hier arbeiten die besten Guides. Man kann hier auch eine Schneemobil-Tour zur Ostküste machen, um Eisbären zu suchen.
Alle Tour-Teilnehmer fuhren nach einem kurzen Kennenlernen und einer Tasse Kaffee in einem kleinen Bus von Longyearbyen zu der Huskyfarm etwas außerhalb, mitten im Nirgendwo von Spitzbergen.
Vorher erhielten wir jedoch im Büro in Longyearbyen noch unsere Ausstattung für den Tag: Einen dicken Schneeanzug und Stiefel, mit denen uns nicht kalt werden sollte. Ratsam ist es allerdings, dünnere und dickere Wollunterwäsche auf die Packliste zu setzen, damit es auch unter dem Anzug muckelig warm ist - man ist ja doch einige Stunden draußen und hat keine Möglichkeit, sich sonst aufzuwärmen. Obwohl - kleiner Hinweis für die Frostbeulen unter euch - der Schlitten ist mit Rentierfell ausgelegt, sodass es nicht wirklich kalt wird, wenn man sich gut einpackt.
Auf der Huskyfarm, die übrigens sehr idyllisch mitten in einer freien Landschaft liegt, mit Blick auf Berge und Seen, wurden wir mit den Begebenheiten vertraut gemacht und haben mehr über die Touren auf Spitzbergen erfahren - und auch, wie wir uns verhalten mussten. Die beiden Hundeschlittenführer machten es vor, dann bekamen wir Geschirr in die Hand und mussten uns unsere Hunde selbst suchen und festmachen. Das war schon das erste kleine Highlight.
Es dauerte auch eine Weile, weil jeder Schlitten acht Hunde bekommen hat. Jeder hatte ein anderes Geschirr, musste auf eine bestimmte Position und zuvor mussten wir die Tiere natürlich auch in ihren Hütten finden und losbinden.
Die Hunde waren ganz wild und sind herumgesprungen und haben uns freudig begrüßt. Ganz offensichtlich stehen sie auf die Bewegung durch die Schlittentour.
Nochmal schnell aufs Klo springen (in einer arktischen Wüste ist das nicht so einfach mit dem Toilettengang - wir mussten also rund acht Stunden lang durchhalten ohne auf Toilette zu müssen), dann ging die Tour los.
Hundeschlitten-Fahrt auf Spitzbergen: Im ewigen Eis
Ein Hundeschlitten kann zwei Menschen transportieren (plus Kinder). Einer steht hinten drauf und lenkt den Schlitten und gibt den Hunden die Anweisungen, der zweite sitzt dick eingepackt im Schlitten selbst und kann die Landschaft Spitzbergens genießen: unendliche weiße Landschaften, Gletscher und spitze Berge (daher kommt übrigens der Name der Insel!).
Die Hunde laufen generell dem Anführer hinterher, allerdings ist es gar nicht so einfach, sich im Tiefschnee zu behaupten. Auf Spitzbergen geht man generell von einem aktiven Publikum aus, daher traut man Gästen mehr zu als andernorts.
Für mich gab es auch direkt nach dem Start eine große Hürde zu überwinden. Die Abfahrt von der Huskyfarm ging nämlich etwas schräg ins Tal hinunter und dabei durch den Tiefschnee. Natürlich war ich gleich die erste, die sich auf die Fresse gelegt hat. Der Schlitten kippte um und vor Schreck trat ich auf das falsche Pedal, sodass die Hunde eher Gas geben wollten anstatt anzuhalten.
Aber Schnee ist ja weich und nachher konnten wir (fast) alle drüber lachen. Einer der Anführer hat uns auch aufgesammelt und geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Und danach lief es auch wunderbar und ich habe keine Unfälle oder ähnliches mehr gebaut.
Eine Hundeschlittenfahrt kann ganz schön romantisch sein - zumindest für denjenigen, der im Schlitten sitzt. Ich bin auf der Hinfahrt hinten drauf gestanden und nach kurzer Zeit hatte ich den Dreh auch raus - es kamen aber auch keine schwierigen Passagen mehr. Meistens musste ich nur aufpassen, dass die Hunde nicht in den Tiefschnee rannten, sondern der Spur folgten, die schon vor uns in den Schnee geschlagen wurde.
An uns zog eine herrliche Landschaft vorbei. Wir fuhren über Gletscher und zwischen spitzen Bergen hindurch, wir fuhren am Ufer von Seen entlang, entdeckten Spitzbergen-Rentiere und eigenartige natürliche Eisskulpturen. Der Nachteil, wenn man den Schlitten selbst lenk, ist, dass man sich nicht so dolle auf die Landschaft fokussieren kann - denn man muss ja immer auch aufpassen, wo die Hunde hinlaufen.
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Pause mit Adrenalin: Erkundungen einer Eishöhle
Stopp und Wendepunkt der Fahrt mit dem Hundeschlitten auf Spitzbergen war eine Eisgrotte, die in rund 30 Meter Tiefe liegt. Die Fahrt hierhin hatte rund zwei Stunden gedauert. Wer wollte, konnte die Eishöhle erkunden - natürlich nur mit einem Guide zusammen. Einige waren mutig genug und ich gehörte dazu, andere wiederum verbrachten lieber mehr Zeit beim Mittagessen und unterhielten sich oben und genossen die Aussicht.
Zurück zur Eisgrotte oder Eishöhle: Solche gibt es auf Spitzbergen einige. Durch ein kleines Erdloch, das ich nicht einmal wirklich wahrgenommen hätte (und das normalerweise auch bedeckt wird, sodass niemand aus Versehen hineinfällt), krabbelt man mit den Beinen zuerst hinunter, was ein wenig unheimlich ist. Es ist, als würde einem der Boden verschlingen.
An einem Seil ging es langsam an der Wand des Eiskanals entlang hinunter in die Eisgrotte, meistens berührten die Füße Schnee und Eis, so dass man sich etwas abstützen konnte. Später waren dann eine Art Treppen in den Schnee geschlagen, allerdings waren diese etwas zerstört, sodass es nicht viel half. Meistens baumelten die Füße etwas in der Luft herum, sodass es leicht ist, die Wände beziehungsweise den Boden zu zerstören, wenn man zufällig dagegen kommt.
Wenn der enge Kanal überwunden ist, steht man in einem großen Eis-Palast unter der Erde, die Decken sind sehr hoch, verschiedene Gänge führen zu verschiedenen Räumen, die sich immer wieder verändern. Das Eis hier unten ist 2000 Jahre alt.
Wir marschierten mit Lampen und Helmen entlang und kamen an eine Stelle, wo Eisbrocken den Weg versperrten. So ist das mit dem Eis, das sich verändert: Da stürzen auch manchmal Teile der Eishöhle ein. Uns wurde allerdings versichert, dass immer wieder kontrolliert wird, ob die Beschaffenheit des Eises noch ausreichend ist, damit es zu keinen Unfällen kommt.
In den Eisgrotten und Eishöhlen kann man übrigens auch übernachten, etwa bei mehrtägigen Touren. Der Vorteil ist, dass es da unten nicht so kalt ist wie oben, zumindest an richtig kalten Tagen. Aber ich glaube, insgesamt wäre mir das etwas zu spooky gewesen, dort unten zu nächtigen. Deshalb war es auch ein wenig erleichternd, als wir wieder Tageslicht gesehen haben. Nach oben war es aber gar nicht so unheimlich, weil man ja das Licht sehen kann und sich mehr oder weniger hochzieht. Durch die vor einem baumelnden Füße bleibt es aber trotzdem ein Abenteuer.
Hundeschlitten-Tour auf Spitzbergen: Wissenswertes
Nach einem kleinen Picknick mit norwegischem Outdoor-Essen (kostet im Supermarkt 10 Euro pro Packung), das mit heißem Wasser zu einer Art Brei wird und das Energie und Wärme geben soll, ging es wieder auf den Schlitten zurück.
Dieses Mal saß ich im Schlitten, dick eingekuschelt ins Fell und die winddichte Hülle, sodass einem eigentlich gar nicht kalt werden konnte. Außer, man möchte fotografieren. Immer, wenn ich meine Hände rausholte, um ein Bild zu machen, waren sie nach Sekunden schon eiskalt.
Deshalb hab ich auch insgesamt gar nicht so viele Fotos gemacht, wie sonst - obwohl die Landschaften auf Spitzbergen, die da an uns vorbeizogen, herrlich waren. Ich genoss es total, so tief zu sitzen und die Landschaft aus einem ganz anderen Blickwinkel zu erleben.
Nach rund zwei Stunden erreichten wir wieder die Huskyfarm, unseren Ausgangspunkt. Wir haben die Hunde wieder abgebunden und zurück zu ihren Hütten gebracht - was gar nicht so einfach war, bei den vielen Huskys, die alle immer noch recht aufgewühlt waren, den Überblick zu behalten. Wir konnten entweder die jeweiligen Hütten selbst suchen oder aber dem Rat eines Guides folgen, der vorne stand und jedem Teilnehmer Richtungen zurief. Da war einiges los!
Die Hundeschlitten-Fahrt war nun zwar vorbei, aber auf der Huskyfarm hatten wir dennoch noch etwas Zeit. Wir durften den Husky-Nachwuchs kennenlernen. Die sind in einem abgetrennten Bereich und werden vorbereitet auf ihr Leben als Schlittenhunde. Wir spielten mit den Welpen und betrachteten einen herrlichen Sonnenuntergang - als die Sonne hinter einem Berg gleich nebenan verschwand. Dann brachte uns der Bus zurück nach Longyearbyen.
Es gibt verschiedene Anbieter für die Hundeschlitten-Tour, billig sind diese aber nie. Unsere Tour hat umgerechnet 250 Euro pro Schlitten gekostet.
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Katja (Montag, 05 Oktober 2020 17:51)
Ein bisschen Weihnachtsfeeling entsteht umgehend, wenn man deine tollen Schneebilder sieht. Wenn man sich die Huskys als Rentiere träumt und der Weihnachtsmann ist dann.... ach, ich träume einfach noch ein bisschen :-)
Liebe Grüße, Katja
Ute (Donnerstag, 14 Januar 2021 16:53)
Hallo Miriam,
Was du alles schon gemacht hast�. Die Schlittenfahrt mit den Huskys stelle ich mir so toll vor und auch dein Bericht und die Fotos von der Eishöhle sind traumhaft und abenteuerlich. Wunderschöne und einmalige Erlebnisse hast du festgehalten.
Lg Ute reist
Igor (Donnerstag, 14 Januar 2021 18:36)
Ein toller Bericht und so umfangreich mit vielen spannenden und interessanten Details. Werden die Hundeschlitte "immer" von 8 Hunden gezogen? und welche Geschwindigkeit erreicht so ein Hundeschlitten?
Grüße
Igor
Renate (Freitag, 15 Januar 2021 07:07)
Was für ein tolles Erlebnis! Ein Bekannter von mir züchtet Huskies hier in Deutschland. Ich durfte mal eine Fahrt mit einem Huskiewagen mitmachen. Das sind schon echt tolle Hunde, die so richtig Spaß an der Bewegung haben. Wie viel toller muss es sein, mit einem Hundeschlitten da zu fahren, wo die Tiere wirklich in ihrem Element sind. Tolle Eindrücke und Tipps sind das!
LG Renate von Trippics
cookingCatrin (Freitag, 15 Januar 2021 08:20)
Das muss eine unglaubliche Erfahrung sein!! Würde mich auf jeden Fall auch reizen, außer dass ich es mir unglaublich kalt vorstelle :D Danke für deine Tipps und Eindrücke, das macht auf jeden Fall Lust!
Liebe Grüße,
Team cookingCatrin
Anja (Freitag, 15 Januar 2021 22:53)
Liebe Miriam, das sind ja gleich zwei ganz und gar wundervolle und aufregende Abenteuer, die du da erlebt hast - ich beneide dich ja ein wenig darum, ist doch Spitzbergen ein Traumziel für mich.
Der kleine Unfall mit dem Schlitten hätte übrigens auch mir passieren können. Ich bin bei sowas auch oft die Erste. ;)
Nichtsdestotrotz stelle ich mir eine solche Fahrt traumhaft schön vor. Die Landschaft muss einfach beeindruckend sein.
Und die Höhle, ui, da wäre mir vermutlich mulmig geworden - das war schon der Fall, als ich von den Eisbrocken las, die euch im Weg lagen. Hinab geklettert wäre ich sicher dennoch. Aber auch mir wäre eine Übernachtung dort unten zu gruselig gewesen.
Herzlichen Gruß
Anja von STADT LAND WELTentdecker
Julia (Samstag, 16 Januar 2021 14:37)
Hallo Miriam,
was für eine schöne Reise und das muss ein wahnsinniges Erlebnis gewesen sein mit dem Schlitten und den tollen Hunden. Dann noch die Landschaft. Dass die was kostet ist ja normal und fair, es ist ja auch eine Arbeit und mit den Hunden nicht wenig. Aber lohnenswert. Danke fürs Mitnehmen.
Liebe Grüße
Julia
Jana (Samstag, 16 Januar 2021 21:19)
Ich bin zwar wirklich wirklich wirklich kein Winter-/Eis-und/oder Schneefan, aber eine Hundeschlittenfahrt auf Spitzbergen würde ich definitiv auch mitmachen wollen Das klingt nach einem unvergesslichen Erlebnis. Und dick eingepackt ertrage sogar ich die Temperaturen ;)
Liebe Grüße
Jana