Nairobi in Kenia: Auszeit von der Stadt im Karura Forest

Nairobi, das ist eine laute, trubelige, staubige Stadt mit schlechter Luft. Ja, das stimmt - das ist aber nur eine Seite der Hauptstadt von Kenia. Die andere Seite: Grün und Natur, wilde Tiere, Wasserfälle und mehr mitten in der Stadt! Wer sich nur ein paar Kilometer vom Zentrum Nairobis gen Norden bewegt, kommt an den Karura Forest, einer meiner Lieblingsorte in und um Nairobi. Viele der besser betuchten Hauptstädter machen sich gerne auf den Weg nach draußen, um etwas Luft zu schnappen. Hier findet sich ein großzügiges Wegenetz für Wanderer, Spaziergänger, Sportler und Radfahrer, mit dem großen Wasserfall und den Mau-Mau-Höhlen warten zwei Sehenswürdigkeiten - und Affen und Ducker gibt es auch.



Karura Forest in Nairobi: Mit dem Fahrrad oder zu Fuß

Der Karura Forest ist ein riesiges Waldgebiet innerhalb von Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Er liegt recht im Norden von Nairobi, zwischen Limuru Road gen Limuru und Kiambu Road gen Kiambu. Es gibt auch mehrere Eingänge, unter anderem an beiden genannten Straßen.

 

Ich habe den Karura Forest bisher nur über die Limuru Road besucht, der Eingang ist hier unproblematisch. Sowohl mit dem Matatu, den Minibussen in Kenia, als auch mit dem Auto ist der Karura Forest gut erreichbar. Es gibt eine Haltestelle fast direkt vor den Eingangstoren (eigentlich durchquert die Limuru Road den Karura Forest auch, der Wald befindet sich auf beiden Seiten der Straße, der Hauptteil allerdings westlich der Straße) und auch einen großen Parkplatz. 

 

Eine Besonderheit im Karura Forest - im Gegensatz beispielsweise zum Nairobi Arboretum, dem kleinen Waldgebiet im Stadtzentrum, kann man den Karura Forest auch per Fahrrad erkunden. Fahrräder kann man inzwischen an beiden Haupteingängen, Limuru Road und Kiambu Road, mieten. Zu den Preisen kann ich leider nichts sagen, da ich bisher nur zur Fuß unterwegs war. Am Eingang gibt es eine Park-Übersichtskarte für 2 US-Dollar - wer gerne zielstrebig zu den Highlights gehen möchte und nicht zu viel Zeit hat, sollte sich die Karte auf jeden Fall kaufen. 

 

Der Eintritt zum Karura Forest kostet 6 US-Dollar für Touristen - nicht wenig für ein Stadtwald, aber das Geld fließt in den Erhalt des Gebiets. Und wer den Karura Forest besucht, sieht auch, dass die Anlage enorm liebevoll gepflegt wird. So ist der Stadtwald Teil einer Kampagne zur Aufklärung gegen die Plastikverschmutzung. Im Karura Forest sind Plastikflaschen schon seit einigen Jahren verboten, außerdem gibt es beispielsweise Informationstafeln, wie lange gewisser Plastikmüll braucht, bis er verschwunden ist. 


Karura Forest in Nairobi: Picknickplätze und Aussichtspunkte

Im 1100 Hektar großen Karura Forest warten 50 Kilometer Wander- und Radwege. Man kann also unmöglich den gesamten Karura Forest an nur einem Tag erkunden. Es geht durch dichten Wald, Wälder und Bäume, die fast an Regenwälder erinnern mit vielen Lianen und anderen herabhängenden losen Ästen. Außerdem finden sich aber auch offene Wiesen-Flächen oder andere Lichtungen. Ich finde auch den roten Sandboden als Kontrast enorm spannend - das sieht einfach enorm faszinierend aus. 

 

Auch verschiedene Jogging-Routen führen durch den Wald und es gibt ausgewiesene Wege für verschiedene Streckenlängen von 5, 10 und 15 Kilometern. Auskunft darüber gibt es auf der Website der "Friends of Karura Forest". 

 

Im gesamten Park gibt es fünf Picknick-Plätze und auch Aussichtsplattformen und Aussichtstürme. Wobei durch die Dichte der Bewachsung kaum großartige Ausblicke möglich sind. Wer länger im Karura Forest unterwegs ist, sollte auf jeden Fall Proviant einpacken - das einzige verlässliche Café findet sich nämlich nur in Nähe des Gates Limuru Road. An den anderen Picknick-Plätzen wird Bewirtung angeboten, allerdings auch nur sporadisch (und ich hab ehrlich gesagt noch nie eine Bewirtung dort erlebt). Euren Müll solltet ihr aber wieder mitnehmen oder in einen der verschließbaren Mülleimer geben, damit keine Affen den Müll fressen. Und nicht vergessen: Der Karura Forest ist offiziell plastikfrei, ihr solltet also Brotdosen oder Papiertüten mitbringen und das Essen nicht in beispielsweise Gefrierbeutel packen.   


Karura Forest in Nairobi: Wasserfall und Mau-Mau-Höhlen

Die meisten kommen wohl zum Joggen und für die Natur und Ruhe in den Karura Forest, aber der Stadtwald wartet auch mit zwei großen Sehenswürdigkeiten auf, die auch gar nicht weit voneinander entfernt liegen. 

 

Da wäre zum einen der Wasserfall. Der Wasserfall ist 15 Meter hoch und fällt über drei Ebenen hinab in den Fluss. Er liegt ziemlich zentral im östlichen Teil des Karura Forest, am Karura River (einem von drei Flüssen, die durch den Karura Forest fließen). Der Zugang zum Wasserfall liegt ein wenig abseits des Hauptweges, aber sowohl der Weg von den Gates zur Abzweigung als auch der Weg zum Wasserfall an sich ist gut ausgeschildert. Je näher du kommst, desto weniger kannst du ihn auch verpassen - denn durch das herabstürzende Wasser ist es hier ganz schön laut! Der Weg zum Wasserfall und zu den Höhlen ist etwa vier Kilometer lang. 

 

Mehr oder weniger direkt daneben finden sich einige Mau-Mau-Höhlen, wo sich die Revolutionäre, die gegen die Kolonialmacht Großbritannien aufgestanden sind, in den 50er Jahren versteckt haben. Hier versteckten sich die Mau-Mau-Kämpfer im Kampf um die Unabhängigkeit Kenias - den sie auch gewannen. 1963 wurde Kenia unabhängig und damit ein eigenständiger Staat. Dort leben heute Fledermäuse. 

 

Die Höhlen haben aber eine deutlich längere Geschichte, sie sollen schon vor Jahrhunderten von Einheimischen genutzt worden sein, heißt es heute. Sie sollen als eine Art Opferplatz gedient haben und als Ort der religiösen Wertschätzung und Verehrung. 

 

Rund um die Höhlen, die leider nicht zugänglich sind, sondern nur von außen einsehbar, finden sich auch einige prachtvolle und alte Bäume. Viele davon sind Hunderte Jahre alt und auf einigen klettern auch immer Kinder herum, weil die Äste und Zweige wie perfekt dafür gemacht sind. 

 

Auch wenn die Mau-Mau-Höhlen und der Wasserfall zusammen mit dem Lily Lake, über den ich gleich noch mehr erzählen werde, die Anziehungspunkte im Karura Forest sind, so gibt es noch allerlei andere Highlights.

 

Die offizielle Website des Kenyan Forest Service listet einige davon auf: Eine archäologische Stätte, wo erst kürzlich Artefakte ausgegraben wurden und derzeit untersucht werden, steht da etwa. Oder ein Schornsteinverbrennungsofen, mit dem bis Mitte 2003 altes Geld, das nicht mehr genutzt wurde, verbrannt wurde. Beide habe ich bisher aber nicht gesehen und kann daher auch nichts dazu sagen, ob es sich lohnt, diese Stellen aufzusuchen. 

 

Und weiter werden Sumpflandschaften genannt, in denen eine große Vielfalt an Vögeln lebt. Darunter beispielsweise auch Zugvögel, die die Sommermonate in Europa und Asien verbringen und im deutschen Herbst dann gen Afrika aufbrechen. 


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Wildtiere mitten in der Hauptstadt: Affen & Co im Karura

Der Karura Forest in Nairobi ist nicht nur Zufluchtsort für Menschen, sondern auch für Tiere. Wer sich eine Übersichtskarte am Eingang gekauft hat, bekommt auch einen kleinen Guide über die Wildtiere, die hier leben, mit dazu. 

 

Nicht übersehen kannst du eine Vielzahl an Schmetterlingen, Vögeln, Reptilien und Insekten. An jeder Ecke zwitschert und singt es, überall flattert es und vor allem die kunterbunten Schmetterlinge haben mich total fasziniert. 

 

Aber auch Säugetiere leben im Karura Forest. Und zwar sogar welche, die sich im nahegelegenen Nairobi Nationalpark auf der anderen Seite der Stadt nicht finden. Mit etwas Glück kannst du bei deinem Spaziergang im Karura Forest Affen und kleine Antilopenarten wie die Suni Antilope, den Harvey's Ducker oder Kronenducker entdecken. 

 

Erst seit kurzem weiß man auch, dass sich die African Palm Civet, zu Deutsch Pardelroller, angesiedelt hat - Nachtkameras haben ein Exemplar aufgenommen. Aber insgesamt leben hier sehr viele Tiere, die man eigentlich nie zu Gesicht bekommt, darunter auch Honigdachs, Zibetkatze, Buschbaby, Stachelschwein, Buschschwein und Flughund. 

 

Weniger scheu als diese Tiere - und überdies tagaktiv -, sind die Affen im Karura Forest. Am häufigsten anzutreffen sind Weißkehlmeerkatzen, die im Englischen als Sykes Monkeys bekannt sind. Wenn du Affen in den Bäumen entdeckst, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Exemplare dieser Art. Auch Schwarz-weiße Stummelaffen (Colobus Monkeys), die man auch häufig an der Küste antrifft, wurden vor einigen Jahren erfolgreich im Karura Forest angesiedelt. Das bisherige Lebensumfeld der Tiere in den Aberdares war bedroht, deshalb wurden einige Familien umgesiedelt. Die Stummelaffen scheinen sich in Nairobi sehr wohl zu fühlen, sie haben schon Dutzendfach Nachwuchs bekommen.  Die Stummelaffen sieht man allerdings eher selten, denn ihr Revier ist im östlichen Teil des Karura Forest, auf der anderen Seite der Limuru Road, im Sigiria-Part.


Auszeit im Karura Forest: Rund um den Lily Lake

Es soll Menschen geben, die kommen in den Karura Forest, ohne speziell die Natur zu suchen - sie wollen vor allem in das River-Café. Das River-Café liegt ganz in der Nähe des Gates an der Limuru Road, man muss nach der Schranke einfach links abbiegen und der Straße bis zum Ende folgen. Das ist auch der einzige Teil des Waldes, der mit dem Auto befahren werden darf. Vor dem River-Café gibt es auch einen größeren Parkplatz - der Fußweg vom Haupt-Parkplatz außerhalb ist aber auch nicht weit.  

 

Vor allem am Wochenende ist das River Café gut besucht. Die Preise haben europäisches Niveau, aber der Blick ins Grüne ist fantastisch und die Speisen auch lecker. Ich mag vor allem die frischen Salate, die man in Kenia oft nur in den etwas gehobeneren Restaurants und Cafés bekommt, nicht in den lokalen und einheimischen. Außerdem kann ich den Vanille-Milchshake empfehlen, der auch gut sättigt.

 

Direkt daneben liegt der Lily Lake, der ein wenig verrucht, weil oft zugewachsen ist, aber ebenfalls als wunderschöne Oase vom Stadtleben gilt. Ich finde den Lily Lake immer ein wenig merkwürdig, weil er im Gegensatz zum restlichen Wald nahezu ungepflegt daher kommt, was aber gar nicht stimmt. Er wirkt auf mich aber warum auch immer so. Geschichtlich ist der See aber sehr interessant, es handelt sich nämlich um einen mit Wasser gefüllten alten Steinbruch. Hier spielt sich auch allerlei Leben ab, die Vögel kommen, die Libellen fliegen einem um die Ohren und am Ufer spielen auch immer wieder Kinder. 

 

Nur unweit des River Cafés, ebenfalls in der Nähe des Lily Dams, steht das Denkmal für die Opfer des Terroranschlags in der Westgate Mall. Kurze Erinnerung: Am 21. September 2013 stürmten einige Terroristen der Terror-Miliz Al-Shabab das Einkaufszentrum Westgate Mall im noblen Stadtteil Westlands in Nairobi und nahmen über Tage mehrere Menschen als Geiseln. Insgesamt 67 unschuldige Menschen starben bei einer der blutigsten Attacke in der Geschichte des unabhängigen Kenias. Al-Shabab verübt allerdings immer wieder Anschläge in Kenia, um sich für die Somalia-Politik zu rächen. 

 

Das offizielle Denkmal findet sich nun hier, mitten im Grünen, in einem ausgewiesenen Gebiet mit dem Namen Amani Garden. Für jeden der 67 Toten wurde ein Baum gepflanzt, der den jeweilgen Namen trägt. Eine kleine Info-Tafel erzählt von dem fatalen Tag, seinen Helden und seinen Opfern. 


Bist du gerne im Wald unterwegs? Hättest du Angst vor den herumturnenden Affen?

Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar. 


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Kommentare: 4
  • #1

    Jana (Donnerstag, 08 Oktober 2020 22:12)

    Ich finde immer wieder toll, was du alles schon in Afrika unternommen hast! Dieser Forest sieht wirklich beeindruckend aus, die Wasserfälle, die Tierwelt, da würde ich auch wirklich gern mal hin und ihn auf mich wirken lassen. Wirklich toll!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #2

    Gina | 2 on the go (Mittwoch, 27 Januar 2021 09:12)

    Das hört sich nach einem wirklich erholsamen Ort an. Ich hätte nicht gedacht, dass es das in Nairobi gibt. Aber so ist es ja oft, dass man eine festgelegte Meinung von einem Ort hat, die sich bei näherem Hinsehen revidieren lässt.

    Liebe Grüße Gina

  • #3

    Renate (Samstag, 15 Mai 2021 09:56)

    Das ist ein Supertipp. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass so eine Stadt wie Nairobi einem ganz schnell auf den Wecker geht. Und dann ist man froh, so nahe dabei eine Zuflucht zu kennen, wo man sich ganz nahebei erholen kann. Der See und das River-Café sind jedenfalls ganz nach meinem Geschmack.
    LG Renate von Trippics

  • #4

    Julia (Samstag, 15 Mai 2021 19:05)

    Hallo Miriam,

    wieder ein toller Beitrag und Picknick mitten in einer tollen Landschaft muss toll sein. Oder mit Fahrradfahren ist mal was anderes. Man kann Afrika toll kennenlernen und erleben. Und das einmal auf eine andere Weise.
    Liebe Grüße
    Julia