Lemuren und Fossas im Kirindy Forest in Madagaskar

Das Wildlife von Madagaskar ist einzigartig. Doch nicht nur tagsüber herrscht das pure Leben, auch in der Nacht sind viele Lemuren und andere Wildtiere aktiv. Im privaten Reservat Kirindy Forest im Westen von Madagaskar können Touristinnen und Touristen bei Wanderungen auch die nachtaktiven Affen und Reptilien kennenlernen - und mit etwas Glück auch Madagaskars größtes Raubtier, die Fossa. Zwischen Baobaballee und Tsingy de Bemaraha ist der Kirindy Forest eine kleine wilde Oase, allerdings mit nur mäßiger Infrastruktur. Wer hier einen Stopp einlegt, sollte weder an die Unterkunft noch an das Essen einen besonders hohen Anspruch haben. 


Kirindy Forest: Tieregucken in einem speziellen Umfeld

Der Kirindy Forest ist ein privates Schutzgebiet unweit des Dorfes Kirindy in Madagaskar. Er befindet sich rund 55 Kilometer von der Provinzhauptstadt Morondava (circa anderthalb bis zwei Stunden Fahrt) und 35 Kilometer von der magischen Baobaballee (circa eine Stunde Fahrt) entfernt, ganz im Westen von Madagaskar. 

 

Lass dich nicht verwirren! Es gibt auch einen Nationalpark mit dem Namen Kirindy Mitea, der befindet sich südlich von Morondava und hat mit dem Kirindy Forest nichts zu tun! Sucht man bei Google nach Kirindy Forest, zeigt er immer den Nationalpark an, der mehrere Autostunden entfernt ist!

 

Viele Reisende verbringen entweder auf ihrem Weg zum oder vom Nationalpark Tsingy de Bemaraha, der über Morondava erreichbar ist, eine oder zwei Nächte im Kirindy Forest. Wir haben uns dafür entschieden, den Kirindy Forest auf dem Weg von Morondava nach Tsingy de Bemaraha zu besuchen.

 

Wir hatten einen privaten Fahrer, der uns von Morondava über Kirindy bis Tsingy de Bemaraha und zurück begleitet hat. Allerdings ist es auch möglich, Kirindy mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Hierfür nimmst du ein Taxi Brousse nach Kirindy Village, wenn du im Hotel Relais du Kirindy nächtigst. Vom Dorf aus ist es noch ein Stück zum offiziellen Eingang des Kirindy Forest, fast zehn Kilometer. Du kannst dir ein Taxi nehmen oder du fragst im Hotel "Relais du Kirindy", ob dich eines der Autos mitnimmt, wenn es zum Park fährt, meistens hat immer noch jemand Platz. Wenn du in der Kirindy Lodge nächtigst, kannst du dich näher am Gate rauslassen, etwa 5 Kilometer sind es von der kleinen Abzweigung der "Hauptstraße" (eine Ruckelpiste) zum Parkeingang.


Kirindy Forest: Lemuren und Fossas auf der Spur

Der Kirindy Forest, offiziell Réserve Forestière de Kirindy, ist ein 125 Quadratkilometer großer privater Trockenwald. Und das war während meines Besuchs auch deutlich zu sehen: Es war enorm, enorm trocken im Wald. Von Dezember bis März ist offiziell Regenzeit, die fällt jedoch auch schonmal aus, weshalb Pflanzen (und Tiere) hier nur wenig Wasser bekommen.

 

Hinzu kommen andere Einflüsse von außen: Der Kirindy Forest ist enorm trocken und immer wieder gibt es Feuer, sodass auch bereits größere Areale des Waldes verbrannt sind. Außerdem gibt es regelmäßig zwischen Januar und März Zyklone, die Bäume entwurzeln. 

 

Dennoch ist der Kirindy Forest eines der beliebtesten Ausflugsziele in Madagaskar. So ganz überzeugt war ich von dem Wald nicht, was aber auch mit der wirklich krassen Trockenheit zusammenhängt, die zu meinem Besuch herrschte. Da wuchs quasi nichts und auch viele Tiere hatten sich zurückgezogen. 

  

Aber der Kirindy Forest ist für Tierfans durchaus attraktiv. Es ist einer der wenigen Orte, an dem man ganz gute Chancen hat, Fossas und nachtaktive Lemuren zu sehen. Eine Nachtwanderung gehört quasi zu jedem Besuch dazu.

Im Kirindy Forest leben mehr als 30 verschiedene Säugetier-Arten, darunter acht Lemuren wie Berthe-Mausmaki, Wieselmaki, Zwergmausmaki, Grauer Mausmaki, Gabelstreifenmaki, Riesenmausmaki, Larvensifaka, Rotstirnmaki und Fettschwanzmaki.

 

Der Berthe-Mausmaki ist der kleinste Primat der Welt, mit nur neun Zentimetern Länge und maximal 38 Gramm Gewicht. In offiziellen Listen wird der Berthe-Mausmaki noch als Bewohner des Kirindy Forest geführt, allerdings wurde seit Ausbruch der Corona-Pandemie keiner mehr gesehen und auch von den anderen Primatenarten sind viele in deutlich geringerer Anzahl vorhanden. Das hat einen traurigen Grund: Als die Menschen wegen Corona-Lockdowns und Dürre nichts mehr zu essen hatten, gingen sie in den Wald und jagten die Lemuren.

 

Hinzu kommen noch einmal rund 32 Reptilienarten und verschiedene Insekten sowie 45 dokumentierte Vogelarten. Vor allem die Tagestouren eignen sich für Birdwatcher.

 

Der Eintritt in den Kirindy Forest kostet 50.000 Aiary für Erwachsene, rund 12,50 Euro. Hinzu kommen Gebühren für den Guide, pro zwei Stunden Wanderung tagsüber fallen 10.000 Ariary pro Person an (ca. 2,50 Euro), pro zwei Stunden Nachtwanderung sind es 20.000 Ariary (rund 5 Euro) pro Person.


Nachtwanderung im Kirindy Forest

Die beliebteste Aktivität im Kirindy Forest ist eine Nachtwanderung. Der Kirindy Forest ist einer der wenigen Orte, an denen du dich nachts auf die Suche nach den dann aktiven Tieren machen kannst, die du sonst nicht zu Gesicht bekommst. 

 

Abends, kurz bevor es dunkel wird, geht es in den Wald hinein. Am besten sprühst du dich tausendfach mit Moskitospray ein - sonst kann die Tour unangenehm werden. 

 

Wir waren rund drei Stunden unterwegs und haben einiges gesehen - wenngleich nicht die großen Highlights. Gezeigt haben sich Wieselmaki und Gabelstreifenmaki sowie unzählige Graue Mausmakis, die wirklich aussehen wie kleine Mäuse, die sich an etwas festklammern. Erstaunlich, wie schnell die Tiere sind. 

 

Außerdem haben wir einige Geckos, Eidechsen, Spinnen und ein Chamäleon gesehen, dazu noch ein paar nachtaktive Vögel, die ich nicht zuordnen kann. Da fehlt mir schlicht das Know-How. Aber ein Vogelfreund, den wir kennengelernt haben, war begeistert von den Vögeln, die er nachts entdeckt hat. Unsere Suche nach dem Fossa, einer kleinen Raubkatze von etwa 70 Zentimeter und maximal 12 Kilogramm Gewicht, war hingegen vergeblich. 

 

Insgesamt war die Nachtwanderung durchaus ein Erlebnis. Allerdings natürlich auch etwas tricky, weil man nicht wirklich sieht, wo man hinläuft. In einem Wald, in dem es keine richtig ausgewiesenen Wege gibt, sondern eher Trampelpfade, und in dem man über Wurzeln und Baumstümpfe klettern muss, ist das bisweilen etwas gefährlich. Ich hatte eine Stirnlampe auf, aber sobald ich sie anhatte, war ich von Millionen von Insekten umgeben, weshalb ich sie eher im On-Off-Modus genutzt habe. 


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Wanderung durch den Kirindy Forest am Morgen

Auch wenn die Nachtwanderung die Besonderheit im Kirindy Forest in Madagaskar ist, so kannst du auch am Tag eine Wanderung unternehmen. Das reicht von einstündigen Touren bis sechsstündigen Wanderungen. Wie lange du unterwegs sein willst, klärst du am besten mit deinem Guide - der Preis variiert je nach Länge der Wanderung. 

 

Wir haben uns für eine vierstündige Tour am Morgen/Vormittag entschieden. Wir sind gegen 8 Uhr zum Parkeingang gefahren, haben dort den Guide in Empfang genommen, den wir bereits auf der Nachtwanderung hatten und der verständlich Englisch sprach (viele sprechen nur Französisch). 

 

Schon am Eingang gab es das erste kleine Highlight: Ein Chamäleon saß in einem Busch, zunächst sogar recht auf dem Präsentierteller, damit es alle sehen konnten. Allerdings hatten sich so viele Menschen da versammelt, bis ich an der Reihe war, nach vorne zu kommen, war es tiefer in den Busch verschwunden. 

 

Während unserer Wanderung hat unser Guide uns unbedingt seine Lieblingstiere zeigen wollen: die weißen Larvensifakas. Aber da hatten wir kein Glück. Stattdessen gab es für uns ein weiteres Chamäleon, ein paar Geckos, eine Manguste und zwei Gruppen Rotstirnmakis zu sehen, hinzu kommen wieder einige Vögel, die ich nicht zuordnen kann. Lustigerweise entdeckten wir noch einen Wieselmaki, der sich in einem Baum versteckt hatte - man sah allerdings nur seinen Arm heraushängen.

 

Zum Gehen war es bei Tageslicht deutlich angenehmer, aber insgesamt waren die vier Stunden dann auch etwas zu lang, sodass wir nach etwas über drei Stunden auch abgebrochen haben. Hitze, Schwüle und Waldweg waren einfach anstrengend - und wir sahen in den letzten mehr als anderthalb Stunden kein einziges Tier. Es sollte an diesem Tag einfach nicht sein und das war auch okay so. 


Sehenswertes rund um den Kirindy Forest

Der Kirindy Forest liegt so in etwa mitten im Nirgendwo. Es gibt keine größere Siedlung in der Nähe, sodass es nicht viel zu tun gibt. Gerade wenn man länger als eine Nacht bleibt, eignet sich daher das Hotel Relais du Kirindy, da es einen Pool gibt, an dem man entspannen kann, während es in der Kirindy Lodge keine Sitzmöglichkeiten außerhalb des Restaurants gibt. 

 

Kirindy Village ist klein und hat auch nur eine Sehenswürdigkeit nebst dem Kirindy Forest: Der heilige Baobab (Sacred Baobab). Der riesige Affenbrotbaum ist unübersehbar und steht am Rande des Dorfplatzes. Er ist umzäunt und der Zaun darf nur barfuß überwunden werden. Rund um den Baobab finden sich einige Souvenirverkäufer, die aber nicht allzu motiviert waren bei unserem Besuch. 

 

In Kirindy Village gibt es sonst wirklich kaum was. Wir wollten eigentlich gerne etwas frisches Obst kaufen, aber es gab einfach keinen Stand, an dem das möglich gewesen wäre. Zwiebeln hätten wir kaufen können, aber das war es auch schon an frischen Produkten. 

 

Die nächstgelegene Attraktion ist dann schon wieder rund 28 Kilometer entfernt der Baobab der Liebenden, Baobab Amoureux. Die beiden Affenbrotbäume sehen aus, als würden sie sich umarmen - daher der Name. Allerdings macht man eher keinen Ausflug von Kirindy aus dorthin - der Baobab der Liebenden liegt nämlich auf dem Weg von Tsingy de Bemaraha bzw. Kirindy Forest und Morondava bzw. Baobaballee.


Unterkommen im Kirindy Forest

Es gibt zwei Unterkünfte im Kirindy Forest, wobei beide nicht gerade guten Standard haben. Du solltest dich also darauf einstellen, dass es kein super Aufenthalts-Erlebnis wird. 

 

Die Kirindy Lodge liegt direkt am Eingang vom Kirindy Forest, ist aber enorm basic. Die Unterkünfte sind einfache Bretterhütten mit zwei Betten, dazu gibt es weitestgehend Gemeinschaftsbads, nur kaltes Wasser zum Duschen und Strom nur abends. Eine Nacht kostet um die 30 Euro im Doppelzimmer.

 

Es gibt auch ein Restaurant, das einige basic-Gerichte serviert, viel Reis. Dazu gibt es Getränke, die gerade verfügbar sind. 

 

Ein großer Vorteil der Kirindy Lodge ist ihre Lage. Sie ist zwar offiziell am Eingang, aber trotzdem komplett umgeben vom Kirindy Forest (die kleine Ruckelpiste teilt den Wald ohne große Auswirkung für die Tiere). Es soll, so wurde uns mehrfach berichtet, sogar Fossas geben, die im Camp vorbeigucken. Außerdem wohnen die Guides auf dem Gelände, sodass man schnell im und aus dem Wald raus ist. 

 

Wir haben uns für die bessere der zwei Optionen entschieden und sind ins neun Kilometer entfernte Relais du Kirindy. Das Drei-Sterne-Hotel, in dem eine Nacht etwa 75 Euro im Doppelzimmer kostet, hat einen Pool und größere Bungalows, die jedoch auch etwas in die Jahre gekommen sind. Das Essen war gut, aber auch wenig abwechslungsreich. Strom gab es dafür nahezu durchgehend und am Pool ließ es sich toll unter den Baobabs entspannen. Gerade bei einem Aufenthalt von zwei Nächten ist Relais du Kirindy die komfortablere Wahl.

 

Achtung, wieder Verwirrung möglich! Auf der Website von Relais du Kirindy und auch bei Booking steht, dass das Hotel im Kirindy Mitea Nationalpark liegt. Es gibt dort aber kein Hotel namens Relais du Kirindy, du buchst also das richtige, wenn du in den Kirindy Forest willst. Auch die Kirindy Lodge (teils auch Kirindy Forest Lodge genannt) wird bei Google in den Nationalpark hinein verlegt. Der eigentliche Standort ist nicht bei Google Maps hinterlegt. 


Mein Fazit zum Besuch des Kirindy Forest in Madagaskar

Der Kirindy Forest wurde uns von zahlreichen Anbietern und auch anderen Reisenden angepriesen und so waren die Erwartungen recht hoch. Unter anderem sind wir dorthin, weil wir einige nachtaktive Lemuren und ein Fossa sehen wollten. Fossas sieht man angeblich sehr häufig, aber die zwei Tage und zwei Nächte, die wir im Kirindy Forest waren, hat sich leider keines gezeigt. 

 

Nur für den Kirindy Forest würde ich die Reise gen Westen nicht antreten. Klar, es gibt noch die Baobaballee, die durchaus Anziehungspunkt für Touristinnen und Touristen ist, aber es ist eben auch weit ab vom Schuss.

 

Allerdings: Wer in der Trockenzeit durch Madagaskar reist, besucht in der Regel auch das Unesco Weltnaturerbe Tsingy de Bemaraha, das nur über die Straße vorbei am Kirindy Forest erreichbar ist. Und wer da einen Tag übrig hat, sollte auf jeden Fall einen Abstecher in den Kirindy Forest machen.

 

Beim nächsten Mal würde ich eher nur eine Nacht dort verbringen, nicht wie wir es gemacht haben, zwei. Bei einer Nacht lässt sich gut am Abend eine zweistündige Wanderung machen und dann morgens nochmal eine zweistündige Wanderung von 7 bis 9 Uhr, ehe es weiter gen Bekopaka und Tsingy de Bemaraha geht. 

 

Bei nur einer Nacht würde ich auch die Kiridy Lodge eher in Betracht ziehen, denn viel Zeit für Freizeit am Pool etc. ist dann nicht. Stattdessen ist man schnell im Wald und aus dem Wald raus, sodass man zügig morgens los kann Richtung Bekopaka und keine unnötige Zeit mit der Fahrerei vom Hotel zum Kirindy Forest verliert. 

 

Mein Tipp also: Wer von Morondava via Baobaballee ohnehin nach Bekopaka und Tsingy de Bemaraha fährt, sollte einen Stopp im Kirindy Forest einlegen. Eine Nacht ist allerdings ausreichend.


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Kommentare: 3
  • #1

    Jana (Montag, 17 April 2023 18:43)

    Oh schade, dass sich kein Fossa gezeigt hat! Ich hatte nämlich auf ein Foto gewartet, weil ich diese Tiere auch nur aus dem Zeichentrickfilm kannte! Aber dank Google weiß ich jetzt, wie sie in echt aussehen! Ich finde, ihr habt da wieder unheimlich viele tolle Bilder mitgebracht und viele Lebewesen gesehen, die ich noch nicht mal vom Namen kannte! Bis eben! Bei dir lerne ich immer etwas dazu Miriam! Deshalb schaue ich auch immer wieder gern vorbei!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #2

    Katja (Montag, 17 April 2023 18:47)

    Liebe Miriam,
    Allein schon wegen der zauberhaften kleinen Geschöpfe lohnt sicher eine Reise nach Madagaskar.

    Einen Fossa hätte ich nicht wirklich vermisst, da ich nicht die geringste Ahnung habe, dass es ein solches Tier überhaupt gibt. Ich werde jetzt wohl mal Google bemühen um mich ein bisschen zu bilden.

    Liebe Grüße, Katja

  • #3

    Renate (Dienstag, 18 April 2023 13:20)

    Fossa? Ich wusste bis eben nicht, dass es so ein Tier überhaupt gibt. Lemuren kenne ich, aber auch die ganzen Unterarten waren mir kein Begriff. Ich find's immer wieder spannend, hier über Ziele zu lesen, von denen ich ebenfalls noch nie gehört hatte. Eine Nachtwanderung im Kirindy Forest ist bestimmt ein tolles Erlebnis. Ich weiß aber nicht, ob ich vielleicht vorsichtshalber tagsüber losgehen würde... Sehr interessant jedenfalls all die Infos rund um Deinen Besuch dort. Besser als jeder Reiseführer...
    LG Renate von Trippics