Canyoning in Costa Rica: Am Wasserfall abseilen in La Fortuna

In 40 Metern Höhe, mitten im Regenwald, ist die Plattform. Mit dem Rücken stehe ich zum Abgrund und stürze mich hinunter. An Seilen befestigt stoße ich mich immer wieder mit den Füßen an der Felswand ab und dabei werde ich ordentlich geduscht. Eisig kalt ist das Wasser des Wasserfalls. Abseiling, auch Rapelling oder Canyoning genannt, ist in Costa Rica an mehreren Orten möglich. Ich habe mich in La Fortuna getraut, der Action-Hochburg von Costa Rica. Drei Wasserfälle und eine Felswand ging es hinunter, zwischen Schlangen, Spinnen, Affen und Faultieren. Und am Ende wartete noch der große Adrenalin-Kick: Der Monkey Jump ist eine Art Free Fall. 


La Fortuna: Die Stadt für Adrenalin-Junkies in Costa Rica

La Fortuna in Costa Rica ist auch als Action-Hochburg bekannt. Man kann hier quasi alles ausprobieren, vom Quadfahren über Ziplining (auch als Canopy bekannt) bis hin zum Canyoning, beziehungsweise Abseiling. 

 

Costa Rica ist kein günstiges Land und die Gegend um La Fortuna, idyllisch an der Lagune Arenal am Fuße des Vulkans Arenal gelegen, ganz in der Nähe des Nebelwaldes Monteverde, ist die teuerste des Landes. Die meisten dieser actionreichen Touren kosten zwischen 50 bis 120 US-Dollar.

 

Da ich ohnehin nicht so lange in La Fortuna war - und an den anderen Tagen auch sowohl eine Wanderung zum Wasserfall von La Fortuna als auch eine Wanderung zum Lavafeld des Vulkan Arenal machen wollte - und natürlich in den heißen Quellen baden wollte, für die La Fortuna berühmt ist, war schnell klar, dass nur ein weiteres Abenteuer möglich ist.

 

Da ich Canopy bereits wenige Tage zuvor bei unserem ersten Stopp in Costa Rica, in Tortuguero ganz im Osten des Landes, ausprobiert hatte, fiel die Entscheidung in Richtung Canyoning. 

 

Das wollte ich schon immer mal machen! In diesem Fall ist die Bezeichnung Rappeling oder Abseiling allerdings passender, denn es ging zwar durch einen Canyon, aber eher durch einen Regenwald innerhalb eines sehr breiten Canyons, wo wir uns an verschiedenen Wasserfällen hinunterhangelten, an Seile gebunden. 

 

Ich habe meine Abseiling-Tour über die in La Fortuna ansässige Firma Bike Arenal gebucht, da mein Freund sich für diesen Tag ein Mountainbike ausgeliehen hat und das damit gut zusammen gepasst hat. Günstig war das Abseiling mit 99 US-Dollar nicht, aber jeden Cent wert. Ich würde die Tour sofort noch einmal buchen. Aber fangen wir von vorne an. 

 

Übrigens: Kann man sich wahrscheinlich schon denken, wenn ich von Wasserfällen spreche, aber man wird bei der Tour wirklich nass. Also komplett. Wir wurden also direkt daraufhin gewiesen, dass wir zum einen Klamotten tragen sollen, die das abkönnen. Zum anderen feste Schuhe, die rutschfest sind. Und, dass wir elektronische Geräte, die nicht nass werden dürfen, daheim lassen sollen. Alle Fotos, die ihr hier seht, sind von einem Fotografen gemacht worden, der die Tour begleitet hat - die Fotos konnte ich danach für einige Euro kaufen.


Abseiling - die Tour startet im Urwald von Costa Rica

Vier Stunden waren für den Trip angesetzt, allerdings hat es durch Anfahrt, Abfahrt und Mittagessen ein wenig länger gedauert. 

 

Abgeholt wurde ich an meinem Hotel in La Fortuna. Dann ging es zuerst mit dem Auto ins Base Camp etwas außerhalb von La Fortuna, am Rande des Regenwaldes. Dort haben wir Reis, Bohnen und Huhn als Lunch serviert bekommen, was trotz der Einfachheit wirklich gut war. 

 

Danach ging das Abenteuer so richtig los. Wir wurden auf die Ladefläche eines Jeeps gesetzt und mit Allrad-Antrieb ging es immer tiefer in den Urwald hinein, zum Ausgangspunkt der eigentlichen Abseiling-Tour. Außer mit waren übrigens nur Männer mit an Bord - und ich war auch die einzige, die alleine unterwegs war, alle anderen waren im Team oder in der Gruppe unterwegs. 

 

Der Startpunkt der Tour war eher provisorisch eingerichtet, eine Art kleines Camp mit sehr schlichten Sitzmöglichkeiten aus Holz. Als das Auto abgestellt war, bekamen wir die Ausrüstung: Natürlich mussten wir einen Helm tragen, außerdem wurden wir mit allerlei Sicherheitsseilen und Haken ausgestattet und bekamen Handschuhe, damit wir uns an den Seilen auch richtig festhalten konnten. Passende Schuhe musste jeder selbst mitbringen. Wir bekamen auch von den zahlreichen Tourguides einige Instruktionen, wie wir uns sicher an den Wasserfällen bewegen können - und Informationen darüber, was uns erwarten würde.


Abseiling in Costa Rica: Den Wasserfall hinunter hangeln

Dann ging es los - und ich war wahnsinnig aufgeregt. Denn ein leichter Einstieg war nicht, wir wurden nicht nur sprichwörtlich ins kalte Wasser geschmissen. Der erste Wasserfall war mit etwa 40 Metern nämlich auch direkt der höchste der ganzen Tour!

 

Mein Herz hat ganz dolle gepocht und ich war mega nervös. Normalerweise bin ich ja ein großer Action-Junkie und liebe alles, was Adrenalin verschafft, aber da war mir doch ein wenig mulmig. Ich stand oben auf einer Art Plattform, gesichert an Hilfsseilen. Ich konnte in die Tiefe hinunter schauen und sah, wo ich im optimalen Fall sicher landen sollte...

 

Doch es geht nicht mit dem Gesicht voraus, sondern ich stand oben mit dem Rücken zum Abgrund und sollte mich quasi hinunter stürzen. Also fallen lassen. Das war eine ganz schöne Überwindung - auch wenn ich vorher 0ben einmal hüpfen durfte, um zu sehen, dass mich das Seil wirklich hält. 

 

Ein paar Jungs waren vor mir dran und ich war quasi so mittig eingereiht. Da ich ein wenig zögerlich war, hat einer der Tourguides direkt mal etwas nachgeholfen. Er hat mich ein wenig geschubst - natürlich in Absprache -, sodass ich die Plattform verlassen musste. 

 

Zunächst baumelten meine Füße einfach herum und ich flog quasi. Aber schnell wusste ich, was wir bei der kurzen Einführung gelernt hatten: Ich sollte meine Füße gegen die Felsen stemmen. 

 

Im Idealfall stößt man sich quasi immer wieder mit den Füßen von den Felsen ab und lockert dabei das Seil, sodass man hinuntergleitet. 

 

Ich habe mich erst etwas langsamer abgeseilt, ich musste da doch noch ein wenig Vertrauen finden, in mich und in die Seile. Und auch ein wenig in die Tourguides, auch wenn die einen wirklich tollen Job gemacht haben.

 

Aber die Tourguides sind auch diejenigen, die die Seile steuern und kontrollieren können. Ich hatte darauf zwar selbst auch Einfluss, aber sie haben quasi die Oberhand. Und als sie fanden, dass ich jetzt ein wenig mutiger und nasser werden könnte, haben sie mich sehr gezielt in den eisig kalten Wasserfall gelenkt. Das war aber auch okay, denn es hatte an dem Tag weit über 30 Grad und durch das zusätzliche Adrenalin und auch die Kraftanstrengung beim Abseiling selbst hat die Abkühlung richtig gut getan. 



Abseilen am Wasserfall: Ich werde immer mutiger

Und dann war bei mir quasi auch der Knoten geplatzt! Ich hatte nur noch wahnsinnig viel Spaß und war sofort fast ein wenig traurig, dass der höchste Wasserfall schon hinter uns lag, beziehungsweise über uns. 

 

Mein Körper war voller Adrenalin und es machte einfach wahnsinnig Fun, sich hinunter zu stürzen und immer mutiger zu werden. Ich konnte mich auch mal ausprobieren und in den Geschwindigkeiten variieren. Und manchmal erlaubten sich die Tourguides einen Scherz und zogen mit einfach irgendwo anders hin, als ich geplant hatte, um mich etwas herauszufordern. 

 

Insgesamt gab es fünf Stellen zum Abseilen während der Tour, drei davon waren Wasserfälle. Dazu kam eine Felswand ohne Wasser, was auch ganz spannend war, da ich viel mehr Trittsicherheit hatte und es zwar auch weniger anstrengend war, weil ich was sehen konnte und nicht ständig Wasser im Gesicht hatte, aber andererseits war da auch keine Abkühlung. 


"Monkey Jump" in Costa Rica: Free Fall am Ende der Tour

Mit das krasseste kam am Ende - es war ein freier Fall! Wie hoch das war, weiß ich gar nicht, aber ich würde mal so 25 bis 30 Meter schätzen. Die Seile waren jeweils auf verschiedenen Seiten des Canyons in der Höhe befestigt. Ich startete oben an einer Plattform und wurde an den fest gespannten Seilen ins Freie gezogen. 

 

Wir hatten vorher ungefähr gesagt bekommen, wie lange wir so so frei hängen würden, ehe es losging, aber irgendwie hatte ich nicht so wirklich ein Zeitgefühl. Mir war schon ein wenig mulmig zumute, aber gleichzeitig fand ich es auch unheimlich spannend.

 

Irgendwann kam dann ein kurzes Kommando und dann ließ der Halt der Seile nach und ich flog nach unten. Kurz vor dem Boden wurde ich wieder von den Sicherungsseilen aufgefangen - fast wie beim Bungee Jumping. Und dann ging es ganz langsam an den Boden, wo mich ein Guide entgegennahm.

 

Während wir von einem zum anderen Wasserfall liefen, auf dem Boden und durch den Regenwald, haben wir allerlei Tierchen entdeckt, darunter Schlangen und Spinnen. Auch Faultiere und Affen kann man manchmal sehen, die Affen haben wir allerdings nur gehört und nicht zu Gesicht bekommen.

 

Nach dem letzten Sprung waren es dann auch nur noch wenige Minuten zu gehen, bis wir zurück am Ausgangspunkt waren, beziehungsweise am Jeep. Dort legten wir unsere Helme, Handschuhe und mehr ab und man merkte richtig, wie glücklich und ausgelassen alle waren. Wir waren auch alle noch voller Adrenalin. Und ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

 

Auf dem gleichen Weg ging es dann zurück - mit dem Jeep über die Schotterpiste aus dem Urwald heraus zurück zum Base Camp. Dort konnten wir uns die Bilder vom Ausflug ansehen und sie auch kaufen, auch ein paar andere Souvenirs wie T-Shirts gab es zu kaufen. Danach wurden wir alle wieder zurück ins Hotel gebracht. 


Aktivitäten in La Fortuna in Costa Rica: Tubing, Rafting & Co

Auch wenn ich meine Wahl absolut nicht bereue, denn das Canyoning war genau das Richtige für mich und ich würde es jederzeit wieder tun, gibt es in La Fortuna super viele Aktivitäten. 

 

Typisch sind Wanderungen zum noch aktiven Vulkan Arenal und zum Wasserfall La Fortuna, außerdem das Baden in einer der zahlreichen Heißen Quellen (durch den Vulkan erhitztes Wasser). Auch Mountainbike-Touren sowie Wassersport wie Kitesurfen auf der Lagune Arenal sind beliebt. Mountainbike-Verleihe gibt es auch einige.

 

Spannend stellte ich mir auch das Tubing vor. Das hatten wir kurz in Betracht gezogen. Dabei wird man in Gummireifen durch Stromschnellen getrieben. Wir haben uns dagegen entschieden, weil die Tour zwar für einen halben Tag angesetzt ist, man laut Rezensionen aber tatsächlich maximal 30 Minuten im Wasser ist. 

 

Auch beim Rafting und Quad haben wir verzichtet. Canopy, beziehungsweise Ziplining, hatte ich wie bereits gesagt schon in Tortuguero gemacht. Dabei gibt es in La Fortuna aber mit die längsten Seile. Ziplining kann man in Costa Rica aber an verschiedenen Stellen machen, auch in Monteverde, etwa im Hängebrücken-Park Selvatura Park, gibt es Angebote ab 50 US-Dollar. 

 

Nicht besucht haben wir das Ökozentrum Danaus, das einen Besuch aber wert sein soll. Dort kann man viele Tiere, unter anderem Faultiere, sehen. Ein Guide erklärt mehr zur Flora und Fauna. Vor allem für Kinder ist das Ökozentrum wohl ganz toll. Der Eintritt kostet 15 USD.


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Kommentare: 6
  • #1

    Mo (Samstag, 24 April 2021 21:54)

    Wow, liebe Miriam. Das finde ich total mutig von dir, das Abseiling zu machen. Ich hätte mir das wohl nicht zu getraut.
    Gut finde ich, dass es einen Fotografen vor Ort gab. So konntet ihr das Abenteuer nicht nur genießen, sondern auch noch zur Erinnerung auf Fotos gebannt mitnehmen.

    So ein Faultier in seiner natürlichen Umgebung zu sehen, wäre ein Erlebnis für mich. Ich finde die Tiere total faszinierend.

    Vielleicht könnt ihr ja irgendwann mal das Ökozentrum besuchen. Das klingt interessant.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #2

    Steffi (Samstag, 24 April 2021 23:40)

    Huhu,

    Obwohl ich immer in Österreich Urlaub mache ist das Abseilen für mich beängstigend und ich konnte mich bisher immer noch nicht damit anfreunden!

    Das Ökozentrum wäre definitiv etwas für mich, weil ich Tiere ja total liebe und es einfach faszinierend ist sie zu beobachten. Schade, dass du da nicht warst!

    LG Steffi

  • #3

    Sandra (Sonntag, 25 April 2021 11:11)

    Ich hab ja schon bei FB darüber gelesen und bin da mal wieder gezielt neidisch. Ich mache nämlich sowas auch richtig gerne. Nur fehlt einfach die Begleitung. Mir ist es auch immer mehr nach Erleben, Erfahren, Lernen und Action, als nur rumzuliegen.
    Liebe Grüße
    Sandra

  • #4

    Julia (Sonntag, 25 April 2021 17:57)

    Hallo Miriam,

    das muss sehr Spannend und aufregend sein. Es sieht nach Spaß aus. Vor allem am Ende der Tour mit dem fahren an den Seilen. Da muss man Höhen mögen und vor allem Vertrauen. Ich würde das aber bestimmt auch machen, die wissen, was sie tun.

    Liebe Grüße
    Julia

  • #5

    Jana (Samstag, 15 Mai 2021 22:19)

    Du erlebst immer so tolle Sachen Miriam! Ich hab zwar unheimlich Höhenangst, aber Canyoning an einem Wasserfall würde ich mich vielleicht auch trauen! Aber nur an Orten, an denen keine großen Spinnen um mich rum sind ;) Oh Gott Spinnen! Die mag ich ja ... nicht!!!!!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #6

    Barbara (Barbaras Spielwiese) (Montag, 17 Mai 2021 15:59)

    Canopy und Canyoning kenne ich vom Hörensagen - ich wusste gar nicht, dass es dafür auch deutsche Begriffe gibt. :-)

    Klingt jedenfalls nach richtig viel Spaß! Ich mag das ja, wenn man so im freien Fall, aber gut gesichert, unterwegs ist. Und Nass-Werden ist in Costa Rica ja auch was anderes als hierzulande im Winter...

    Tolle Fotos auch, da werden sicherlich Erinnerungen wach! :-)