Harz: Wandern in den Schluchten des Bodetals

"Mit dieser Tour siehst du das beste, was unsere Region zu bieten hat", sagte die Frau in der Touristeninformation in Thale. Und vielleicht hat sie damit untertrieben. Die Wanderung vom Hexentanzplatz in Thale im Harz nach Treseburg und durchs Bodetal zurück, insgesamt 15,5 Kilometer, ist eine der schönsten Wanderungen, die ich je gemacht habe. Aussichten, wie ich sie in Deutschland kaum für möglich gehalten habe, taten sich auf. Vom Hexentanzplatz aus über die Schlucht zur Rosstrappe zu blicken, in das Tal mit der Bode, umsäunt von Bäumen und Felsen, ist einer der schönsten Blicke, die ich in Deutschland kenne. Auch für ungeübte Wanderer ist die mittelschwere Tour machbar.


Thale, Treseburg, Bodetal: Informationen zur Wanderung

Ausgangspunkt: Zentrale Wanderertreff Thale oder - wer sich den ersten Aufstieg sparen will und die Seilbahn nimmt - Bergstation am Hexentanzplatz.

 

Länge: 15,5 Kilometer lang ab der Bergstation der Seilbahn, etwa 17,8 Kilometer ab der Talstation (zusätzliche Höhenmeter: 248).

 

Dauer: Fünf Stunden reine Gehzeit mit Seilbahn-Aufstieg. Wir haben bei langsamem Gehen und mit vielen Foto-Stopps 4h 45 Minuten gebraucht.

 

Höhenmeter: Erster Teil Bergstation bis Treseburg (5,5 Kilometer): 30 Meter hoch, 180 Meter runter. Zweiter Teil Treseburg bis Talstation (10 Kilometer): 169 Meter hoch, 259 Meter runter.  

 

Schwierigkeitsgrad: mittel

 

Beschilderung: Roter Punkt von Hexentanzplatz bis Weißer Hirsch/Treseburg, blauer nach oben gerichteter Pfeil oder grün-weißes Harzer-Hexenstieg-Symbol mit der Hexe von Treseburg nach Thale.

 

Einkehren: Mehrere Möglichkeiten auf dem Hexentanzplatz, in Treseburg, Gaststätte Königsruhe in der Nähe der Teufelsbrücke sowie mehrere Lokalitäten an den Seilbahn Erlebniswelten Thale.

 

Kosten: 5 Euro für die einfache Fahrt mit der Seilbahn, 2,95 Euro für die Wanderkarte (erhältlich an der Touristen-Info am Bahnhof in Thale)


Wandern im Harz: Mit der Bodetal-Seilbahn durch Thale

Thale? Noch nie gehört? Nun, Thale befindet sich in Sachsen-Anhalt, gilt als Tor zum Harz und ist eingekreist von den viel berühmteren Kleinstädten Quedlinburg, Halberstadt und Wernigerode. Alle sind nur wenige Kilometer entfernt. Und weil ich mehrfach las, dass das Bodetal in Thale nicht nur die schönste Schlucht im Harz ist, sondern eine der schönsten in Deutschland überhaupt - und manchmal sogar als "Gran Canyon Deutschlands" bezeichnet wird, wollte ich da gerne hin. Gesagt, getan.

 

Ich muss gestehen, ich gehe zwar gerne wandern, aber extreme Aufstiege brauche ich nicht. Daher war für mich keine Frage, wie wir diese Tour angehen werden: Wir sparen uns die ersten rund 250 Höhenmeter und 2,2 Kilometer und nehmen für fünf Euro pro Person die Seilbahn.

 

Kurze Vorwarnung: Ich starte hier direkt mit der Tour, am Ende des Textes findet ihr noch Hinweise dazu, was man in Thale sonst so machen kann - da gibt es einiges.

Ich hatte von Thale wenig gesehen - nur der Weg vom Bahnhof, wo unser Auto parkte (es gibt auch noch einen kostenlosen Parkplatz für die Seilbahn, der fünf Gehminuten von der Talstation entfernt) bis zur Talstation und deshalb hat mich schon bei der Fahrt der Blick auf die umliegende Kulisse total umgehauen. Ich mag gerne Berge mit Felsen - also solche, die nicht nur grün sind, sondern etwas spektakulärer daherkommen.

 

Es gibt zwar auch in den grünen Gondeln einen Glasboden, aber der war so verkratzt, dass es deutlich cooler war, aus dem Fenster zu schauen. Langsam wurde Thale unten immer kleiner und wir fuhren quasi durch die Schlucht und hinauf auf den Hexentanzplatz, wo sich eine der krassesten Aussichten zeigte, die ich in Deutschland bisher gesehen habe.



Aussicht vom Hexentanzplatz auf Bodetal und Rosstrappe

Direkt an der Bergstation auf 428 Metern Höhe gibt es die Aussicht noch nicht, weil es dicht bewachsen ist, aber rund herum gibt es einige Aussichtsplattformen und Aussichtspunkte. Alle habe ich nicht gesehen, dafür sind es zu viele, aber der wahrscheinlich spektakulärste Blick bietet sich am Berghotel Hexentanzplatz auf 454 Metern Höhe.

 

An der Kante sind auch überall Geländer angebracht, wobei man dennoch teilweise über kleinere Felsen klettern kann und muss, um die beste Sicht zu genießen.

 

Auf jeden Fall solltet ihr mehr als nur einen Aussichtspunkt ansteuern, denn je nach Blickwinkel sieht man entweder die auf der anderen Seite der Schlucht gelegene Rosstrappe, der zweite Hausberg von Thale, oder die Bode, die sich durch die Berge schlängelt oder einfach nur das grüne und gleichzeitig felsige Bodetal. Was ich übrigens auch spannend fand - und was man auf dem Foto hier ganz gut erkennen kann: Diese Berge kommen quasi aus dem Nichts. Thale gilt als Tor zum Harz, denn auf der anderen Seite ist es doch recht flach.

 

Eine kleine Vorwarnung: Es ist hier recht voll. Also generell auf dem Hexentanzplatz. Der ist nicht nur mit der Seilbahn erreichbar, sondern auch mit dem Auto und bei vielen Ausflüglern wie Anwohnern beliebt.

 

Auch für Kinder ist der Hexentanzplatz ein super Ort - nicht nur wegen der im nächsten Abschnitt aufgezählten Action-Angebote. Wie der Name des Platzes schon verrät, geht es hier viel um Hexen: Überall finden sich Figuren oder Hexenhäuser, die zum Erkunden einladen. Spielplätze sind natürlich mottogetreu magisch eingerichtet.

 

Der Hexentanzplatz in Thale ist eigentlich schon alleine ein Ausflugsziel. Und deshalb will ich euch nicht verheimlichen, dass wir auch zwei Tage hier oben waren. Am ersten Tag haben wir vor allem die Aussicht genossen und die Angebote auf dem Hexentanzplatz selbst genutzt. Am zweiten Tag sind wir nur mit der Seilbahn nach oben gefahren und direkt losgewandert.


Der Hexentanzplatz: Rodelbahn, Hexengolf und Tierpark

Als ich las, dass es auf dem Hexentanzplatz eine Sommerrodelbahn Harzbob gibt, war klar, was wir machen: Wir kaufen sodann auch direkt ein Kombi-Ticket mit der Seilbahn: 9 Euro kostet das Ticket, das eine Bobfahrt sowie Berg- und Talfahrt beinhaltet.

 

Ich weiß nicht, ob es an Corona lag oder ob es immer so ist, aber wir mussten eine ganze Weile beim Harzbob, der übrigens am anderen Ende des Hexentanzplatzes (von der Bergstation aus gesehen) liegt, anstehen. Das Schienennetz ist 1000 Meter lang, es geht 30 Meter in die Tiefe und fahren kann man bis zu 40 Stundenkilometer schnell. Die Strecke ist echt schön, sie führt durch den Wald und birgt die ein oder andere Überraschung. In den Kurven wird man aufgefordert, langsamer zu fahren - was Mutter und Kind vor mir leider sehr ernst nahmen. Und zwar so ernst, dass ich zwischenzeitlich sogar anhalten musste, um genug Abstand zu halten. Daher war der Fahrspaß bei mir nach den ersten etwa 500 Metern etwas getrübt, weil ich eben oft bremsen musste und gleichzeitig wusste, dass mein Freund hinter mir auch schneller unterwegs ist.

 

Am Ende der Fahrt wird man wieder mit dem Bob hochgezogen und steigt somit aus, wo man auch eingestiegen ist. Am Ausstieg gibt es noch für ein paar Euro ein Foto - denn unterwegs wird man (netterweise vorgewarnt) fotografiert. Eine Fahrt kostet ohne Kombi-Ticket 3 Euro und das ist der Spaß allemal wert. Es gibt übrigens auch Viererkarten - wäre es nicht so voll gewesen und wäre der Abstand zu den Vorausfahrenden etwas größer gewesen, wäre ich sicherlich noch einmal eingestiegen!

 

Stattdessen haben wir uns für etwas anderes entschieden: Wir sind in den Tierpark - Tiere mag ich und zudem wurde damit geworben, dass man dort Hexengolf spielen kann und das im Eintritt inklusive ist. Minigolf lieben wir und daher war das Mittagsprogramm also auch entschieden.

 

Der Tierpark kostet 7 Euro Eintritt pro Erwachsenem und ist, das muss ich leider so sagen, nicht gerade einladend und liebevoll gestaltet. Der Eingangsbereich ist das noch - hier verfolgt man die Spuren verschiedener Tiere, die im Park wohnen und kann erraten, um welches Tier es sich handelt.

 

Drinnen allerdings wirkt der Tierpark doch arg runtergekommen. Vor allem die Vögel haben auch enorm kleine Gehege, was ich natürlich so gar nicht mag. Auch Waschbär, Wildkatze und Marderhund hatten nicht viel Platz. Die Wölfe und das Wild hingegen haben großzügige Anlagen. Das Wolfsgehege lässt sich durch verschiedene Orte einsehen, etwa durch einen gläsernen Zugang unten oder durch eine Aussichtsplattform, wir entdeckten aber nur einen schlafenden Wolf weit weg. Luchs, Fuchs und Wildkatzen haben sich gar nicht gezeigt, der Marderhund hat ebenfalls geschlafen und sich nicht gerührt. Da wir im Juli dort waren, war auch gerade die letzte dort lebende Bärin gestorben - statt Bären hielten sich nun Ziegen in der 2005 gebauten Bärenanlage auf.  Sehr gut unterhalten haben uns hingegen die Waschbären, aber vor allem die Otter. Die beiden Gesellen waren außer Rand und Band, tobten durch ihr Gehege und waren ordentlich in Posierlaune.

Im Tierpark findet sich dann auch die Adventure-Golf Anlage Hexengolf. Hierbei handelt es sich um eine äußert amüsante und liebevoll gestaltete Minigolf-Anlage, bei der jeder taktische Move, den man aus üblichen Minigolf-Anlagen kennt, das Aus bedeuten kann. Denn Ränder gibt es nicht wirklich und der Ball plumpst ständig aus der Bahn - zumindest, wenn man nicht so sanft schlägt.

 

Ein paar Highlights haben die insgesamt 18 Bahnen. Zu einer etwa kommt man mit einem Floß (okay, man kann auch einfach über die Bahn zum Startpunkt gehen - aber wo bleibt da der Spaß?), einmal mussten wir durch eine Art Brücke spielen, um den Fluss zu überqueren. Es gibt übrigens auch ein paar spezielle Regeln, etwa, dass ein Schlag nicht zählt, wenn man durch die Figur trifft, die zur Deko aufgestellt ist.

 

Das Hexengolf ist kostenlos für Besucher des Tierparks und schon deshalb lohnt sich der Besuch im Tierpark Hexentanzplatz. Die Minigolfanlage ist auch deutlich gepflegter und amüsanter als die in der Nähe der Talstation Thale.


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Wandern im Harz: Von Thale nach Treseburg

So, nun gab es ganz viele Infos zum Hexentanzplatz, kommen wir endlich zur Wanderung!

 

Der rote Punkt, dem man ab der Bergstation Hexentanzplatz Richtung Treseburg folgt, führt aber tatsächlich direkt an den genannten Attraktionen vorbei. So umrundet man teilweise den Tierpark und hat von außen auch einen Blick auf Damwild und Wölfe - wenn letztere sich denn zeigen.

 

Der Weg oben ist rund 4,5 Kilometer lang und führt weitestgehend durch den Wald, allerdings auf guten Wanderwegen. Immer mal wieder raschelt es im Gebüsch um einen herum und man kann Schmetterlinge, Spinnen oder Mäuse entdecken, wenn man denn möchte. Ich jedenfalls habe ständig nach den kleinen Lebewesen Ausschau gehalten und wir konnten auch Hunderte Schmetterlinge und eine kleine Maus entdecken. Außerdem finden sich am Wegesrand auch immer wieder Büsche mit Wildbeeren, etwa Himbeeren. Und ganz viel Holz, das für meinen Geschmack besonders schön angerichtet war.

Nach etwas mehr als der Hälfte des Weges gelangt man zum Pfeil-Denkmal, das dem Forstwissenschaftler Wilhelm Pfeil gewidmet ist. Schon seit 1865 steht es hier auf 450 Metern Höhe.

 

Insgesamt hätte ich gerade nach den super spektakulären Aussichten vom Hexentanzplatz auf das Bodetal und die Rosstrappe ein wenig mehr Aussicht erwartet auf dieser Tour. Aber zwischen Hexentanzplatz und Weißem Hirsch gab es da nicht wirklich etwas. Der Weg war zwar deutlich schöner als etwa die Luchswanderung im niedersächsischen Teil des Harzes, die wir kurz zuvor gemacht haben, weil hier in der Gegend bei weitem nicht so viele Bäume tot und kaputt sind und es deutlich grüner und dichter bewachsen ist, dennoch hatte ich wohl ein klein wenig andere Erwartungen.

 

Aber da wusste ich auch noch nicht, was mich im weiteren Verlauf noch für großartige Aussichten erwarten würden.


Der Weiße Hirsch von Thale: Abstieg nach Treseburg

Die erste spektakuläre Aussicht auf der Wanderung nach der auf dem Hexentanzplatz befindet sich bei der Aussichtsplattform Weißer Hirsch. Der ist auch schon ab dem Hexentanzplatz überall angeschrieben und nicht zu verfehlen. Der Weg führt mehr oder weniger geradeaus hierhin.

 

Am Weißen Hirsch gibt es ein paar Bänke (und auch Geländer) und man hat einen tollen Blick auf Treseburg, das inmitten der Bäume des Harzes versinkt. Auf dieser Seite blickt man auch gen Harz und hat daher immer Berge im Hintergrund. Auch der Brocken, der höchste Berg im Harz, ist von hier zu sehen.

 

Wir haben den Weißen Hirsch als Pausenort genutzt und hier unser Mittagessen eingelegt. Allerdings waren wir nicht alleine, auch wenn wir auf dem Teil der Strecke am wenigsten Menschen begegnet sind. Aber da einige den Weg, den wir machten, auch umgekehrt gehen und in Treseburg nach oben starten, kamen doch etliche keuchend und schnaufend am Aussichtspunkt an. Es war dann auch ein recht steiler Abstieg, auf nicht einmal einem Kilometer Länge geht es 180 Höhenmeter nach unten. Dabei musste man auch hin und wieder auf kleinen Steinen oder über Wurzeln gehen, was den Halt nicht so optimal macht. Entgegen kamen uns auch immer wieder Mountainbike-Fahrer, die ihr Fahrrad den Berg hinauftrugen, um dann in Eilgeschwindigkeit wieder herunter zu fahren.

 

Treseburg ist ein süßer kleiner Ortsteil von Thale, aber je nach Fortbewegungsmittel 8 bis 15 Kilometer vom Zentrum entfernt. Er ist Luftkurort und die Bode schlängelt sich um die Gemeinde. Auch schön ist die Sicht nach oben, da Treseburg in einem Kessel liegt.

 

Es finden sich hier viele Fachwerkhäuser und auf den Straßen trifft man viele Wanderer und Mountainbiker, die ebenfalls im Harz unterwegs sind.

 

Obwohl wir erst 5,5 Kilometer geschafft hatten, haben wir hier eine kleine Pause eingelegt - es bot sich einfach an, eine kalte Cola zu genießen. Es gibt einige Lokale an der Hauptstraße und wir kehrten in das ein, das uns auf den ersten Blick am meisten zugesagt hat: Hotel zur Luppbode. Das ist auch das erste, das man unten antrifft.

 

Einige wandern übrigens nur den zehn Kilometer langen Abschnitt von Thale nach Treseburg durch das Bodetal (oder umgekehrt), daher trifft man hier auch viele andere Wanderer. Zwischen dem Bahnhof in Thale und Treseburg verkehrt stündlich ein Bus, sollte sich jemand den oberen Teil sparen (der aber durchaus sehr reizvoll ist, wie ihr hoffentlich sehen konntet).


Wandern im Bodetal: Planschen und spektakuläre Aussicht

Auch wenn, glaube ich, nichts die Emotionen toppt, die ich hatte, als ich zum ersten Mal vom Hexentanzplatz auf Rosstrappe und Bodetal geblickt habe, so kann ich euch versichern, dass eine Tour durch das Bodetal ähnliche Highlights und Sehenswürdigkeiten bietet - dafür allerdings auch anstrengender ist als der erste Teil der Tour.

 

In Treseburg geht der Weg an der Bode direkt nach rechts ab, wir verlassen die Beschilderung mit den roten Punkten und nehmen nun den blauen Pfeil oder das grüne Hexen-Symbol. Die ersten Kilometer geht es enorm entspannt an der Bode entlang - mal geht es etwas nach oben, mal etwas nach unten, aber es ist insgesamt recht gemütlich.

 

Es ist definitiv ein Weg, bei dem man auch mal die Seele baumeln lassen kann und einfach eins mit der Natur um sich herum wird. Allerdings - und das sage ich aus Gründen - ist der Weg zwar über weite Teile, vor allem auf der Hälfte zu Treseburg hin, gut ausgebaut und gut machbar, aber er eignet sich aufgrund vieler Steine und Baumwurzeln nicht für Kinderwagen oder ähnliches.

Immer wieder gehen kleine Trampelpfade vom Hauptweg ab hinunter ans Ufer der Bode. Dort finden sich viele Steine, auf denen man eine Rast machen kann und nach etwa weiteren vier Kilometern auf dem Weg haben wir dann auch einmal eine solche Stelle genutzt. Bis dahin gab es ein paar kleinere Höhen zu überwinden und das kalte Bad im Fluss tat meinen Füßen sehr gut. Ich erkundete ein paar Spinnen und Käfer - und mein Freund fluchte, weil so viele Fliegen und Mücken um ihn herum flogen. Ich hingegen wurde nicht gestochen.

Die Hälfte des Bodetal-Wanderwegs Richtung Thale ist hingegen etwas anspruchsvoller und auch der Grund, dass die Tour als mittelschwer eingestuft ist. Denn hier geht es ganz schön hoch und runter und das bisweilen auch ziemlich steil. Wer die Tour so macht, wie wir es taten, hat mehr Ab- als Aufstieg, aber dennoch war ich manchmal ganz froh, endlich oben zu sein und schnaufend die Aussicht zu genießen - und nicht noch mehr Höhenmeter überwinden zu müssen.

 

Dabei wird der Weg bisweilen auch sehr uneben, wie ihr auf dem ein oder anderen Foto erkennen könnt, dafür nimmt auch die Zahl der Aussichten, die man hat, stark zu. Die Bode lässt sich nun öfter von oben sehen, was bisweilen zu tollen Motiven führt: zur rechten Hand eine steile Felswand, zur linken die Bode in der Schlucht.

 

Ich hatte am Tag vorher die Idee, im Zweifel nur den oberen Teil des Weges vom Hexentanzplatz nach Treseburg zu gehen und den durch das Bodetal zu skippen - das wäre ein riesengr0ßer Fehler gewesen, denn es ist vor allem dieser Teil der Wanderung, der so wunderschön ist und die Vielfalt der Region darstellt. Man wandert hier übrigens durch den Naturpark Harz - und Natur ist hier, trotz der vielen Menschen, die den Weg gehen, enorm.

Kurz vor der Teufelsbrücke, zu der ich gleich noch komme, bieten sich dann auch wieder fantastische Steilwände, zu denen man nach oben sehen kann. Hier reihen sich nun mehrere Aussichtspunkte aneinander, wobei ich auf der Wanderung selbst nicht direkt erkannt habe, was nun ein eingetragener Aussichtspunkt ist und wo man nur runter- oder hochschauen kann und trotzdem tolle Natur sieht.

 

Auf der Wanderkarte waren jedenfalls drei Aussichtspunkte in der Ecke eingetragen und ich habe deutlich mehr als drei gesehen und fotografiert! Bei dem ein oder anderen Ort war es fast etwas schade, dass die Dichte der Bäume eine bessere Sicht auf Bodetal und Bode versagte, aber insgesamt gibt es immer noch mehr als genug zu sehen.

 

Am Bodekessel, der Aussichtspunkt ist, gibt es jedenfalls eine gute Sicht auf die Bode und den kleinen Wasserfall - den ich aber ehrlich gesagt gar nicht so wirklich als solchen wahrgenommen habe. Diese ganze Umgebung ist einfach so dramatisch - dass ich zu wenig explizit darauf geachtet habe - sondern mehr damit beschäftigt war, all die Eindrücke von den Felsen, den Bergen, den Bäumen und der Windung der Bode zu verarbeiten und in meinem Kopf zusammenzubringen.

 

Mir war dann ungefähr in diesem Abschnitt auch klar, warum hier manch einer vom "Gran Canyon Deutschlands" spricht - ich glaube zwar nicht, dass das annähernd passt, aber warum nennt man es nicht einfach die fantastische Schlucht im Bodetal? Das ist einzigartig und liegt quasi vor unserer Haustüre.


Wandern im Bodetal: Teufelsbrücke und Goethe-Felsen

Rund um die Teufelsbrücke nimmt die Anzahl der Menschen noch einmal zu, denn von Thale aus ist es hierhin und wieder zurück auch eine Tour, die sich vor allem mit kleineren Kindern eignet. Man hat noch ein paar tolle Aussichten, aber nicht mehr viel Steigung.

 

Durch die Brücke überqueren wir die Bode und Dank des Teufel-Schildes und der Teufel-Figur ist hier auch einiges los - denn viele nutzen die Brücke als Fotomotiv.

 

Auch wenn von der Brücke herunter der Blick auf die Bode schön war, habe ich doch deutlich schönere Ausblicke auf der Tour gefunden. Wir haben uns auch nicht allzu lange hier aufgehalte - wir wurden auch langsam etwas müde und die Beine wurden schwer - aber wir waren auch schon fast am Ende unserer Wanderung durch das Bodetal angekommen - wie auch die immer mehr werdenden Menschen so verrieten.

2,6 Kilometer sind es von der Teufelsbrücke bis zur Talstation der Seilbahn in Thale - und auch hier geht es schön an der Bode entlang. Zudem gibt es noch einmal wundervolle Ausblicke - wenn sich die Rosstrappe in voller Größe offenbart - wobei das ob der Zeit bei uns im Gegenlicht war.

 

Das Ende der Ruhe ist spätestens an der Gaststätte Königsruhe erreicht, die nur 500 Meter hinter der Teufelsbrücke liegt. In dem großen Biergarten kehren gefühlt alle Wandergruppen ein. Wir haben einen Bogen drum gemacht (beziehungsweise mussten mitten durch gehen), haben allerdings noch einen kleinen Abstecher auf die Brücke dort gemacht, von der aus es auch wieder eine herrliche Sicht gibt.

 

Direkt hinter der Gaststätte wartet das letzte Highlight der Tour - der Goethefelsen. Hierbei handelt es sich um eine markante und spezielle Felsformation, die auch Goethe inspiriert haben soll und die wohl Vorbild für so manch ein Märchen war. Gegenüber ragt der Goethestein, eine Steinplatte, in die Bode.

 

Der Weg wird nun deutlich breiter und ist nicht mehr wirklich Wanderweg, eher Passage. Und führt auch geradewegs nach Thale zurück.


Thale: Kletterpark, Minigolf, Freizeitpark und Co

Thale an sich ist übrigens auch so einen Besuch wert - obwohl ich schon so viele Highlights beschrieben habe, gibt es vor allem für Familien mit Kindern rund um die Talstation der Seilbahn (Bodetal-Seilbahn Erlebniswelt genannt) einiges zu erleben.

 

Es gibt Spielplätze, einen Kletterwald, eine Minigolf-Anlage und einige Fahrgeschäfte, die an Rummel oder Freizeitpark erinnern. Sie sind alle in einem Gebiet, allerdings zahlt man für jede Attraktion einzeln für eine Fahrkarte. Ich bin zwar generell ein großer Fan von Achterbahnen und Co - aber nach unserer Runde hatte ich nur noch Hunger, weshalb es bei ein paar Fotos  bleiben musste.

 

Da sich das nahezu gesamte (touristische) Leben aus dem Zentrum von Thale heraus zur Talstation verlagert hat - wo übrigens auch ein Sessellift hoch zur Rosstrappe fährt - ist die Stadt selbst übrigens enorm leer. In der Fußgängerzone haben wir kaum einen Menschen getroffen.


Rundweg von Thale nach Treseburg: Fazit

Ich habe es eingangs schon gesagt: Die Wanderung vom Hexentanzplatz in Thale nach Treseburg und durch das Bodetal zurück war eine der schönsten Wanderungen, die ich je gemacht habe. In Deutschland war es für mich die bisher schönste Wanderung überhaupt.

 

Ich habe schon einige spektakuläre Schluchten gesehen, im Wadi Rum in Jordanien, im Hell's Gate Nationalpark in Kenia oder aber auch die Imbross-Schlucht auf Kreta - doch das Bodetal kann hier durchaus mithalten.

 

Die Wanderung war nicht zu einfach und nicht zu schwer und hatte für mich auch genau die richtige Länge: Viereinhalb bis fünf Stunden reine Gehzeit plus Pausen füllen dann doch einen Tag sehr gut. Ich war abends müde und nach der Wanderung taten die Füße und Beine etwas weh, aber ich war nicht völlig k.o. und hatte zu keinem Zeitpunkt der Wanderung das Gefühl, nicht mehr weiter zu wollen oder zu können. Der Vorteil ist eben auch, dass es so viele tolle Aussichtspunkte und Orte für Pausen gibt, dass es sich gar nicht immer wie eine fünfstündige Wanderung anfühlt.

 

Wer ein wenig Erlebnis und Abenteuer sucht, gutes Schuhwerk hat und es genießt, auch mal über Stock und Stein zu gehen, sollte diese Tour im Harz in Sachsen-Anhalt unbedingt machen.


Was war die schönste Wanderung, die du in Deutschland gemacht hast?

PS: Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar. 


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Kommentare: 14
  • #1

    Katrin Haberstock (Donnerstag, 01 Oktober 2020 17:33)

    Wie cool �. Ich war im Juli im Harz und das habe ich wohl verpasst. Das muss ich mir unbedingt notieren damit ich diese Wanderung beim nächsten Mal machen kann.
    Danke für den Tipp.

    Liebe Grüße

    Katrin

  • #2

    Sabrina Bechtold (Donnerstag, 01 Oktober 2020 18:02)

    Hey Miriam,

    sieht das toll aus. � Dieser Canyon könnte auch irgendwo im mediterranen Raum sein, ich hätte wirklich nicht an den Harz gedacht, wenn ich die Bilder vom Hexentanzplatz und dem Bodetal sehe. Was für eine großartige Landschaft.

    Ich bin hoffentlich Mitte/ Ende September im Südharz unterwegs, also eher im Thüringer Teil des Harzes, Dann lass ich mal überraschen, wie die Gegend dort zum Wandern und Mountainbiken ist.

    Liebe Grüße,
    Sabrina

  • #3

    Jana (Donnerstag, 01 Oktober 2020 18:31)

    Was für ein toller Beitrag. In den Harz möchte ich dieses Jahr im Herbst. Tatsächlich zum ersten Mal, obwohl die Region von uns gar nicht so weit entfernt ist. Da speichere ich mir den Post direkt mal ab. Vielen Dank dafür. �

    Liebe Grüße
    Jana

  • #4

    Barbara (Donnerstag, 01 Oktober 2020 18:32)

    Die braunen Schilder mit Thale und Bodetal lese ich immer, wenn ich die B6n fahre (bzw. früher bin ich da oft gefahren). Eine wunderschöne Region, aber meist fahre ich nur durch.
    Den Hexentanzplatz kenne ich nur nachts, Du weißt schon, am 30. April, wenn ich von da zum Brocken fliege, aber so schön wie die Wanderung klingt, sollte ich mir das doch mal bei Tageslicht anschauen. :-)
    Tierparks und Zoos schaue ich seit Jahren nicht mehr an, wenn es sich vermeiden lässt. Ich mag einfach keine Tiere in Käfigen.

  • #5

    Sabine Moosbrugger (Donnerstag, 01 Oktober 2020 18:38)

    Liebe Miriam,
    da gibt es ja richtig viel zu entdecken. Schade, dass diese Region ziemlich weit von mir entfernt ist.
    Mich zieht es dann doch mehr in die südlichen Gebirge, du weißt schon.
    Aber wieder richtig tolle Bilder.
    Danke für die Einblicke.
    Schöne Grüße
    Bine

  • #6

    Susanne Jungbluth (Donnerstag, 01 Oktober 2020 18:39)

    Den Artikel hätte ich gerne zwei Wochen früher gelesen. Ich war gerade mit 2 Freundinnen im Harz und bin mit ihnen etwas gewandert. Allerdings nur sehr vorsichtig, da beide völlig untrainiert bei 28 Grad totale Probleme hatten.

    Zum Glück ist der Harz nicht so weit weg und diese tolle Tour werde ich bestimmt noch erlaufen.

  • #7

    Jaimees Welt (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:40)

    Ich durfte die Klasse meiner Tochter mal auf Klassenfahrt in den Harz begleiten und glaube, dass wir auch bei dieser Sommerrodelbahn waren! Die kam mir gerade sehr bekannt vor! Mit dieser Seilbahn hätte ich nicht mitfahren können - Glasboden, wenn auch zerkratzt klingt super gruselig! Ich hab da leider voll Höhenangst! :)

    Liebe Grüße
    Jana

  • #8

    Julia (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:41)

    Liebe Miriam,
    sehr schön und das bei uns in Deutschland. Durch deine Bilder bekommt man mehr lust in Deutschland zu Reisen. Hoffe auf mehr schöne Bilder von deinen Reisen.

    LG
    Julia

  • #9

    Birgit (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:42)

    Das sind ja fantastische Aussichten und Panoramen, die du da eingefangen hast. Da könnte man glatt meinen das ist irgendwo in den Alpen!

    Schade das in dem Zoo die Tiere nicht ganz so artgerecht gehalten werden, wie es sein sollte.

    Witzig finde ich den Minigolfplatz, sowas macht ganz viel Spaß! Besonders wenn er spezieller ist und nicht so 0815.

    Liebe Grüße
    Birgit

  • #10

    Marie (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:47)

    Liebe Miriam,

    eure Wanderung klingt ganz schön Märchenhaft, mit ihren Hexen und Teufeln. Ich freue mich übrigens immer über deine tollen Bilder. Die machen Lust auf mehr! Nur, um das Tiergehege werden wir einen großen Bogen machen. Fragwürdige Tierhaltung mag ich überhaupt nicht. Was ich ganz verrückt finde ist, dass Amerika manchmal tatsächlich ganz nah liegt.

    Lieben Dank und Gruß
    Marie

  • #11

    Auszeitgenießer (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:49)

    Perfekt, ich habe den Artikel abgespeichert und werde ein bisschen "nachwandern".
    Soll ich Herrn Otter von dir grüßen?
    Ich freue mich gerade riesig auf die Tour :-)
    Hast Du noch einen Geheimtipp?

    Liebe Grüße Katja

  • #12

    Monique Meipunkt (Donnerstag, 01 Oktober 2020 20:50)

    Liebe Miriam,

    auf dem Hexentanzplatz in Thale war ich auch schon gewesen. Nur haben wir damals die Wanderung nach Treseburg und durch das Bodetal zurück nicht gemacht. Wenn ich gewusst hätte, was wir da alles verpasst haben, dann hätten wir das in unsere Planung mit einbezogen. Aber zum Glück ist der Harz für uns nicht aus der Welt, weil wir gar nicht so weit davon weg wohnen. Aktuell haben wir auch Urlaub, da könnten wir uns auch mal auf eine schöne Wanderung begeben.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #13

    Genussabenteurer (Montag, 29 November 2021 16:37)

    Liebe Miriam,

    ich war völlig begeistert von der Region. Allerdings mochte ich Ecken, an denen es nicht so touristisch zugeht wie in Thale deutlich mehr. Mein schlimmstes Erlebnis war die Nacht im Hotel direkt auf dem Hexentanzplatz. Gruselig.
    Das Bodetal hingegen finde ich von oben aber auch zu erwandern traumhaft schön.

    Liebe Grüße, Katja

  • #14

    Maike Hering (Mittwoch, 23 August 2023 21:34)

    Ich habe die Tour heute gemacht und bin begeistert!
    Sie war anstrengender als erwartet (irgendwann im Bodetal kam ein Schild: "Thale 5,7km", da war ich sicher, hinter der nächsten Biegung müsste das Ziel liegen), aber wirklich schön, vor allem der Teil am Fluss entlang.
    Irgendwie habe ich den Weißen Hirsch verpasst, kam aber trotzdem in Treseburg an.

    Ich war ziemlich erschrocken über den Zustand des Waldes, Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer haben deutliche Spuren hinterlassen. An einigen Stellen wird davon abgeraten (nicht verboten), den Wald zu betreten, wegen herabfallender Äste etc. Hoffentlich bleibt dieses Wandergebiet noch eine Weile erhalten.

    Der Weg weiter unten im Tal scheint nach einigen Murenabgängen gerade in Stand gesetzt worden zu sein.