Tiwai Island: Wo Schimpansen und Zwergflusspferde leben

Wer nahezu unberührte Natur und einen imposanten Regenwald in Sierra Leone erleben möchte, findet das im Tiwai Island Wildlife Sanctuary. Das Schutzgebiet ist nur zwölf Quadratkilometer groß, beherbergt aber eine erstaunliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Schimpansen sind nur eine von etwa einem Dutzend Primatenarten, die auf Tiwai Island vorkommen. Mit sehr viel Glück entdecken Reisende bei einer nächtlichen Bootstour die seltenen Zwergflusspferde, auch Pygmy-Hippo genannt. Wer Abgeschiedenheit und besondere Reiseziele mag, ist auf Tiwai Island genau richtig. Mit Komfort, Hygiene und Verlässlichkeit ist das auf der Insel aber so eine Sache.


Hinweis in eigener Sache: 

Meine Reise nach Sierra Leone war eine Pressereise, die ich in meiner Rolle als Journalistin und Reporterin für das RedaktionsNetzwerk Deutschland und den reisereporter wahrgenommen habe. Flug, Unterkunft, Verpflegung und die meisten Aktivitäten wurden vom Tourismusbüro Sierra Leones finanziert. Verpflichtungen waren an die Pressereise nicht gebunden. Diese Texte sind erschienen: Sehenswürdigkeiten in Sierra Leone / Sierra Leone: Afrika für Einsteiger

 
   

Sierra Leones Unesco Weltnaturerbe Tiwai Island

Tiwai Island ist ein Schutzgebiet im Südosten von Sierra Leone und eine der beliebtesten Touristenattraktionen des Landes. Hier lässt sich auf einem relativ kleinen Gebiet von nur 12 Quadratkilometern noch authentische Natur erleben. Wenngleich ich mir mehr versprochen habe, was Tiere angeht - aber dazu gleich mehr. 

 

Tiwai Island ist das einzige Unesco-Weltnaturerbe Sierra Leones - und das auch erst seit Juli 2025. Allerdings ist er zusammen mit dem Gola Regenwald gelistet, die Gebiete hängen am Rande zusammen und werden daher als Einheit betrachtet. Beide Parts gehören zum Guinesischen Wald Westafrikas (Guinean Forests of West Africa). 

 

Tiwai Island Wildlife Sanctuary wird von der lokalen Community verwaltet und das merkt man an vielen Ecken auch. Immerhin fließt das Geld aber damit auch tatsächlich an die Einheimischen.

 

Tiwai Island ist unbewohnt von Menschen, allerdings gibt es eine Forschungsstation und eine Touristenunterkunft, außerdem ein paar Zeltplätze (ohne jegliche Infrastruktur). Wie der Name schon verraten lässt, handelt es sich bei Tiwai Island um eine Insel. Sie ist umschlossen vom Fluss Moa, auch Makona genannt, der durch Guinea, Liberia und Sierra Leone fließt. 

 

Der Eintritt in das Naturschutzgebiet kostet 20 US-Dollar am Tag. Die Kosten für die Bootsfahrt nach und von Tiwai Island sind einberechnet.


Reisen in Sierra Leone: Diese Tiere leben auf Tiwai Island

Wer sich zu Tiwai Island einliest, wird schnell euphorisch. Zumindest war das bei mir so. Solch ein Artenreichtum! Und die Beschreibungen klangen enorm vielversprechend. Insgesamt gibt es auf Tiwai Island nach Angaben der Parkverwaltung 9000 Pflanzenarten, 320 verschiedene Säugetierarten, 135 Vogelarten, 425 Reptilien und Amphibien sowie 510 Fischarten. 

 

Tiwai Island hat eine der höchsten Dichte von Primaten weltweit. Es gibt rund ein Dutzend Arten auf der Insel in Sierra Leone. Das wären im Einzelnen: Westafrikanische Schimpansen, Dianameerkatzen, Rote Stummelaffen, Rußmangabe, Campbell-Meerkatzen, Weißnasenmeerkatzen, Rotnasenmeerkatzen, Monameerkatzen (die ich schon bei einem Besuch im Tafi Atome Monkey Sanctuary in Ghana sehen durfte), Husarenaffen, Grüne Stummelaffen und die nachtaktiven Pottos, Demidoff-Galagos und Thomas-Galagos. 

 

Außerdem gibt es ein paar Säugetiere, die ich wirklich zuuuu gerne mal gesehen hätte, dazu gehören Pinselohrschweine, Otter (bzw. genau gesagt der Kongootter), Pardelroller (besser bekannt als Zibetkatze) und vor allem: Pangoline! Auf Tiwai Island gibt es verschiedene Arten, darunter das Weißbauchschuppentier (Tree Pangolin oder White-Bellied Pangolin), Langschwanzschuppentier (Long-tailed Pangolin) und Riesenschuppentier (Giant Ground Pangolin). 

 

Das Afrikanische Hirschferkel, der Maxwell-Ducker, Gelbrückenducker, Brooke-Ducker, Kleinstböckchen, und unzählige Arten von Mangusten und Hörnchen sind hier ebenfalls Zuhause. Unter den Vögeln sind das Weißbrustperlhuhn und die acht verschiedenen Arten von Nashornvögeln zu sehen. 

 

Und dann gibt es noch ein ganz besonderes Tier: Das Pygmy Hippo, auch als Zwergflusspferd bekannt. Spätestens seit die Zoo-Jungtiere Moo Deng (Si Racha, Thailand), Toni (Berlin, Deutschland; heute Mulhouse, Frankreich) und Mars (Goddard, Kansas, USA) das Internet im Sturm erobert haben, hat wahrscheinlich jede und jeder schon von Zwergflusspferden gehört. Nur noch 2000 bis 3000 Zwergflusspferde gibt es, und diese auch nur noch in kleinen Gruppen in den vier westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone, Guinea und Elfenbeinküste. Sierra Leone hat in drei verschiedenen Naturschutzgebieten, darunter auch Tiwai Island, ungefähr 130 der Tiere. 


Aktivitäten in Sierra Leone: Walking Safari auf Tiwai Island

Wer nach Tiwai Island kommt, sollte auf jeden Fall einen Jungle Hike unternehmen. Es gibt rund 50 Kilometer Wanderstrecken in dem Regenwald, allerdings sind diese auch oft komplett zugewachsen und zugewuchert. Der Guide hat eine Machete dabei und schlägt den Weg frei an den Stellen, wo es aufgrund der üppigen Vegetation sonst nicht weitergegangen wäre. 

 

Wir hatten einen organisierten Walk am ersten Morgen und Vormittag. Es war enorm eng durch die vielen Pflanzen, die sich auf dem Weg breit gemacht haben. Und klimatisch war es eine absolute Herausforderung. Die Luftfeuchtigkeit lag bei 96 Prozent und es hatte selbst am Morgen schon mehr als 30 Grad. Ich war zwar mit Moskito-Schutz eingesprüht, aber der Schweiß lief so schnell, dass das Schutzmittel kaum an der Haut geblieben ist.

 

Ich hatte ganz große Hoffnungen, ein Pangolin zu sehen. Die Schuppentiere stehen schon sehr lange auf meiner Wunschliste. Es gibt verschiedene Arten von Pangolinen und gleich drei Arten kommen auf Tiwai Island vor. Obwohl Pangoline die am häufigsten illegal gehandelten Tiere der Welt sind, sind sie bei einer Safari nur sehr, sehr schwer zu sehen. Zum einen, weil sie nachtaktiv sind. Zum anderen, weil sie sich bei Gefahr einfach zusammenrollen.

 

Ich las im Vorfeld mehrfach, dass die Chancen auf Tiwai Island ganz gut stehen - unter anderem stand das in meinem Reiseführer - und auch der Guide behauptete das. Allerdings hatte ich leider kein Glück und ich habe kein Pangolin zu Gesicht bekommen. 

 

Auch meine zweite Hoffnung, einen Schimpansen in freier Wildbahn zu entdecken, hat sich nicht erfüllt. Ein paar Affenarten haben wir gesehen, allerdings nahezu alle in direkter Umgebung unserer Unterkunft. Dafür hätte es also keinen Spaziergang durch den Wald gebraucht. Insgesamt haben wir sonst auch keine Säugetiere entdeckt und nur ein paar Vögel und Reptilien.

 

Während der freien Zeit konnten wir auch alleine losgehen in den Dschungel. Wir sollten uns nicht zu weit weg bewegen, aber es gab keine Kontrolle oder ähnliches. Ich bin noch einmal eine Stunde losgezogen, aber nicht sehr tief in den Wald - verlaufen wollte ich mich auf Tiwai Island nicht. Die Wahrscheinlichkeit, hier gefunden zu werden, ist doch eher gering.

 

 

Ein normaler Forest Hike dauert anderthalb bis zwei Stunden und kostet 50 Leones, also rund 2 Euro. Es gibt auch lange Hikes, die 100 Leones kosten. Guided Night Walks kosten ebenfalls 100 Leones. Sie dauern vier Stunden und starten um 22 Uhr oder um 2 Uhr morgens. Es gibt noch einen separaten "Schimpansen Walk", wobei die Chancen auf Schimpansen da auch nicht allzu hoch sind (dafür gibt es Informationen zur Lebensweise). Er kostet 150 Leones und dauert zwei bis drei Stunden.


Mit dem Boot das Zwergflusspferd Pygmy Hippo suchen

Schon bevor Moo Deng, Toni und Mars zu Internetstars wurden, war das Zwergflusspferd das Tier, mit dem Tiwai Island für sich geworben hat. Was man allerdings nicht dazu sagt - und ich hier schon einmal vorab erwähne: Man sieht die Tiere quasi nie. Wir haben einen Forscher getroffen und er erzählte uns, dass er in vier Monaten zweimal ein Zwergflusspferd zu Gesicht bekommen hat, bei täglichen Suchen danach. 

 

Dennoch wollten wir unser Glück versuchen und haben für den zweiten Morgen auf Tiwai Island einen Ausflug gebucht. Abfahrt war für 4.30 Uhr vorgesehen - da Zwergflusspferde nachtaktiv sind, hatten wir nur im Dunklen eine Chance. Schonmal sehr ärgerlich war, dass der Guide einfach eine Stunde zu spät kam. Angeblich fuhr kein Boot nach Tiwai Island - sehr unprofessionell.

 

Kaum losgegangen, startete eine meiner Top-5-Angst-um-mein-Leben-Momente. Da lag ein super kleines Holzboot am Ufer und der Guide sagte, wir sollten einsteigen. Wir waren eine Gruppe von fünf Leuten plus Guide und waren uns recht sicher, dass das Boot nicht dafür ausgelegt war. Nach einer kurzen Diskussion dachten wir uns dann sehr naiv, dass er schon wisse, was er tue. Ich stieg als Dritte ins Boot und schon bei der Person nach mir schwappte Wasser ins Boot. Als die fünfte Person einsteigen wollte, begann das Boot zu sinken. Wir waren ja zum Glück in Ufernähe (wenn auch nicht festgebunden) und reichten sofort unsere Kamera-Ausrüstung zu der letzten Person, die noch draußen stand.

 

Ende vom Lied war, dass wir zwei Gruppen machten und wir drei Frauen mit dem Guide die erste Runde fuhren und die beiden Männer mit dem Guide die zweite. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt schon mehr oder minder klar, dass das eine schwieirge Mission war. Denn durch das sinkende Boot waren wir sehr laut gewesen (und Zwergflusspferde sind enorm scheu) und es wurde schon langsam hell. Dementsprechend haben wir keine Tiere gesehen - auch nicht an Land am Ufer. Außerdem hatten wir auch allesamt kein wirklich gutes Gefühl, weil ständig Wasser ins Boot schwappte, weil wir es selbst mit vier Personen überladen hatten. So konnten wir die morgendliche Stille, den Regenwald beim Erwachen nicht wirklich genießen. 

 

Den genauen Preis für die Tour weiß ich nicht mehr, ich meine aber, es waren 200 Leones, also 8 Euro, für zwei Stunden (daraus wurden dann 8 Euro für eine Stunde).


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Sunset Cruise: Mit dem Holzboot durch den Dschungel

Eines meiner Highlights auf Tiwai Island war eine Sunset Cruise Kanufahrt. Wir fuhren am Nachmittag los und genossen die Landschaft rund um den Moa-Fluss. Der Regenwald war so lebendig und überall hörten wir ein Rascheln und Nashornvögel flogen über unseren Köpfen. Und trotzdem war es auch ganz still. Unser Guide zeigte uns Pygmy-Hippo-Spuren und erzählte, in welchen Bäumen er zuletzt Schimpansen gesehen hat. 

 

Wir fuhren zu einem kleinen Strand, wo wir auch an Land gingen und die Ruhe und Natur genießen konnten. Außerdem konnten wir einige Vögel beobachten.

 

Immer wieder fuhren auch Einheimische mit ihren Booten vorbei. Sie transportierten Nahrungsmittel, Kleidung, Sachen, die auf dem Markt verkauft wurden und sogar ein Fahrrad und ein Motorrad. Das Boot ist in der Gegend eines der beliebtesten Fortbewegungsmittel, denn entlang des Moa-Flusses gibt es einige Dörfer und Siedlungen. Da es keine Brücken über den Fluss gibt, sind die Boote die einzige Möglichkeit sich zu verbinden. Es gibt etwas größere Boote, wo so um die zehn Leute draufpassen. Und es gibt kleinere Einbaums, wo maximal zwei oder drei Leute Platz finden.

 

Zum Sonnenuntergang machten wir uns wieder auf den Weg und sahen, wie all die Palmen und andere Bäume in ein krasses Rot durch die untergehende Sonne getaucht wurden. Es war magisch.

 

Wir fuhren schon im fast Dunklen zu Stromschnellen und saßen dort auf Steinen und hörten einfach der Natur zu. Touristen aus der anderen Lodge waren auch dort unterwegs und wir saßen auf den Steinen, genossen ein wenig Wind und waren einfach eins mit der Natur. War nur nicht ganz so einfach, im Dunklen über die Steine wieder zurück ins Boot zu krakseln.

 

 

Die Bootsfahrt kostet 200 Leones pro Person, also etwa 8 Euro. Es gibt auch Speed-Boot-Touren, die sind allerdings teurer mit 750 Leones pro Fahrt bei 2 bis 6 Passagieren.


Tiwai Island in Sierra Leone: Unterkunft & Co

Tiwai Island ist ein wahrer Naturschatz und touristisch, wie ganz Sierra Leone, noch nicht wirklich erschlossen. Zumindest nicht in dem Sinne, wie man das aus anderen Ländern Afrikas kennt.

 

Es gibt auf der Insel eine Basic-Unterkunft, eine Lodge ohne Namen. Sie hat sieben kleine Bungalows, die sehr sporadisch eingerichtet sind. Es gibt drei Doppelzimmer (47 USD pro Nacht, inklusive Frühstück) und vier Einzelzimmer (37 USD). Außerdem kann man zelten oder in der Forschungsstation übernachten (37 USD). Es gibt jeweils Gemeinschaftsduschen und Gemeinschaftsklos (wobei wir zu siebt drei Duschen hatten).

 

Ich hab auf der Forschungsstation übernachtet und war nur einmal kurz im richtigen Camp. Auf der Forschungsstation hatte ich ein Einzelzimmer mit kaputtem Ventilator und kaputtem Moskitonetz, was sehr anstrengend war. Zum einen wegen der Moskitos, zum anderen ist es bei 38 Grad Lufttemperatur und 96 Prozent Luftfeuchtigkeit unmöglich, Schlaf zu finden (oder Moskitoschutz auf dem Körper zu behalten). Insgesamt war es sehr spartanisch eingerichtet und ziemlich viel war kaputt. Es gab einen kleinen Bereich bei der Küche, wo man sitzen konnte. Ansonsten ist es aber einfach wunderschön so mitten im Regenwald, umgegeben von all den Geräuschen, den kleinen und großen Tieren. Wir hatten eigentlich permanent Besuch von irgendwelchen Affengruppen.

 

Die Verpflegung ist auch eher mau. Ich habe auf der Forschungsstation genächtigt und es gab eine Kühltruhe, die aber nur ein bisschen kalt war. Dort wurde alles gesammelt, von nicht verpacktem Hühnchen über Ananas und Trinkwasser. Die Soße vom aufgetauten Huhn lief auch schön über alle Wasserflaschen - es war schon enorm grenzwertig. Essen wurde von einem Koch vor Ort zubereitet, das war erstaunlich lecker und es gab für mich auch vegetarische Kost. Normalerweise kosten Mittag- und Abendessen je 70 Leones (3 Euro), wer europäische Speisen (Reis, Pommes, Kartoffeln, Fish, Huhn) mag, zahlt 90 Leones. Man kann eigene Getränke mitbringen, es gibt aber auch ein bisschen was vor Ort zu kaufen (aus der Truhe), etwa Cola oder Bier.  


Tiwai Island in Sierra Leone: So kommen Reisende hin

Tiwai Island liegt rund 325 Kilometer von der Hauptstadt Sierra Leones, Freetown, entfernt. Das Gute: Die Straße dorthin ist weitestgehend richtig gut ausgebaut. Die ersten rund vier Stunden geht es auf einer gut asphaltierten und neu angelegten Straße.

 

In der Stadt Bo haben wir eine kurze Pause eingelegt, sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg. In der Stadt gibt es auch echt ein paar schöne Gebäude. 

 

Die letzte Stunde der Fahrt war auf einer Sandpiste, allerdings war auch diese gut ausgebaut. Ab Beginn der Sandpiste gab es keinen Handyempfang mehr und der Wald wurde immer dichter. Dennoch gibt es zwischendurch immer wieder Dörfer und die Fahrt kam mir insgesamt sehr kurzweilig vor. Das Grün, das immer dichter wurde, hat mich auf jeden Fall sehr fasziniert und die Landschaft war einfach mega schön. Ich hatte genug zum Gucken und jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster geblickt habe, habe ich etwas Neues entdeckt.

 

Je näher wir unserem Ziel kamen, desto krasser wurde das Klima. Es war sonnig und heiß, gleichzeitig wurde die Luft aber auch immer feuchter. Man merkte einfach, dass wir uns dem Regenwald näherten.

 

Die Autofahrt führt von Freetown bis ins Dorf Ghiuba, eines der acht Dörfer, die zusammen Tiwai Island verwalten. Im Dorf wurden wir mit einer traditionellen Show empfangen, also Tänze in traditionellen Kostümen. Dabei wurden nicht nur immer wieder Spenden eingefordert, es gipfelte leider darin, dass wir am Ende einer Zeremonie für die frisch beschnittenen jungen Frauen teilnehmen sollten. Da wurde ich dann auch richtig deutlich und habe mich abgewendet - leider als einzige in einer Gruppe mit fünf Journalisten... Ghiuba hat auch einen Campingplatz mit einem kleinen "Lokal", wo man nach der langen Fahrt das Mittagessen zu sich nimmt.

 

Vom Campingplatz aus legen direkt die Boote nach Tiwai Island ab. Die Überfahrt hat etwa 15 Minuten gedauert. Vom Anleger auf Tiwai Island sind es nochmal einige Minuten zu Fuß zum Camp, wobei das Gepäck getragen wurde.

 

 

Wer nicht mit einer organisierten Tour in Sierra Leone unterwegs ist, muss schauen, bis nach Ghiuba zu kommen. Ab einem gewissen Punkt fahren nur noch Moped-Taxis. Von Ghiuba aus lässt sich der Trip auch organisieren. Die Bootsüberfahrt ist im Eintrittspreis für das Tiwai Island Wildlife Sanctuary enthalten.


Tiwai Island in Sierra Leone: Mein Fazit zum Kurztrip

Ich glaube, wenn man mir auf sämtlichen Sierra-Leone-Seiten nicht permanent erzählt hätte, wie viele Tiere es auf Tiwai Island zu sehen gibt und wie viele seltene Tiere, wäre ich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung gefahren. So mischte sich dann doch etwas Enttäuschung dazu. 

 

Aber: Tiwai Island ist ein wahnsinnig schöner Fleck Erde, den wir unbedingt schützen sollten. Immer wieder hörten wir im Regenwald, wie Locals drum herum Bäume abgesägt haben. Das zeigt, wie vulnerabel dieses Ökosystem ist.

 

Ich glaube, Sierra Leone wäre gut beraten, man würde sich auf diesen Regenwald und diese unglaubliche Natur fokussieren. Und man sollte ehrlich sein, dass Schimpansen, Pygmy-Hippos und Pangolins die Kirsche auf der Sahnetorte wären, aber sehr selten zu sehen sind. 

 

Insgesamt hatte ich ein gemischtes Gefühl. Die Landschaft, ich hab es schon mehrfach gesagt, ist wundervoll. Der Dschungel noch so authentisch und die vielen Affen, Insekten, Reptilien der Wahnsinn. Die Bootsfahrt zum Sonnenuntergang war etwas für die Seele. Und sowohl für Sierra Leone als auch insgesamt gibt es Tiwai Island für einen wirklich vernünftigen Preis.

 

Dennoch lief auch echt viel schief auf diesem Trip. Und damit meine ich nicht so manch ein übliches Handling von Situationen in Afrika. Das liegt meines Erachtens auch daran, dass viele Guides, Touranbieter und andere in Tourismus involvierte Menschen nicht geschult sind für den Umgang mit Touristen und noch viel Unwissen vorhanden ist. Diese Kühlbox führte nur bei einer Person nicht zu Magen-Darm-Problemen. Dass der Guide einfach über eine Stunde zu spät kommt und uns in ein Boot setzt, das nicht für die Menschenmenge ausgelegt ist, geht einfach nicht. Das eine, weil man für eine Dienstleistung bezahlt, das andere, weil es schon nicht verkehrt ist, wenn Touristen am Leben bleiben. Über die Beschneidungsfeier im Dorf müssen wir nicht reden, ein absolutes No-Go (und auch verboten). Ebenso müssen wir nicht darüber sprechen, dass man nicht mit 100 Stundenkilometern über eine Sandpiste durch Dörfer fährt - und ups, einen Hund totfährt (schlimm genug, aber wir dachten im Auto nur, dass es zum Glück nur ein Hund und kein Kind war). Als wir den Fahrer baten, langsamer zu machen, machte er sich über uns lustig. "Are you afraid, hahaha?"

 

 

Daher ein gemischtes Fazit. Wer mit widrigen Umständen, wenig Komfort und sehr flexibler Leistung okay ist, dem wird es auf Tiwai Island gefallen. Wer allerdings wert auf ein bisschen Komfort, Hygiene, Verlässlichkeit und Tiersichtungen legt, der sollte sich doch einen anderen Ort aussuchen.


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