Die 10: Meine schlimmsten Reiseerlebnisse

Reisen macht immer nur Spaß? Beim Reisen liegt man immer schön mit Cocktail am Strand, lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen und am Abend essen servieren? Nein, dem ist natürlich nicht so. Und auch wenn das Reisen mir unglaublich gut tut und ich es kaum erwarten kann, wieder unterwegs zu sein, so gibt es doch immer wieder Situationen, die nicht mehr als herausfordernd sind. Während ich auf einige gut verzichten könnte, sind andere diejenigen, die man im Nachhinein erzählt. Bei allem aber bleibt auch ganz viel Glück: Ich kam nie in eine völlige Ausnahmesituation, in der ich mit wirklichen Katastrophen konfrontiert war, mit dem Leben bedroht oder Gewalt ausgesetzt war.


Die 10: Stehen gelassen in Spanien

Wasserpark in Lloret de Mar

So wirklich schlimm ist es nicht, wenn auch nervig und dem Erholungscharakter leider nicht dienlich. Auf einem Familienurlaub in Spanien hatten wir einen Busausflug vom Hotel aus gebucht, zu einem Marine Waterpark mit vielen Wasserrutschen. In unserem Hotel in Calella de Mar an der Costa Brava sagte man uns, wir könnten morgens mit dem ersten Bus hin und mit dem letzten zurück. Das wollten wir auch tun - nur leider verwehrte uns der Busfahrer auf der Heimfahrt die Mitfahrt. Grund: Wer mit dem ersten Bus zum Wasserpark fährt, muss auch mit dem ersten zurück. Selbst Anrufe beim Hotel konnten den Fahrer nicht umstimmen und so blieb meine Familie zurück.  Über Umwege sind wir dann mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren, mit dem Zug in unseren Urlaubsort zurück und von dort gelaufen, weil wir kein Geld mehr hatten, um noch ein Taxi zu zahlen. Meine Mama redet heute noch davon.

 

Am Flughafen bin ich auch einmal "stehen gelassen" worden, in Amsterdam bin ich auf dem Rückweg von Bergen in Norwegen nach Frankfurt gestrandet. Der Flug aus Bergen hatte anderthalb Stunden Verspätung und wir verpassten haargenau den Anschluss nach Frankfurt. Es war leider die letzte Maschine und KLM ließ nicht mit sich reden, uns einen Mietwagen zu zahlen. Stattdessen wurden wir in ein Hotel gekarrt, leider 20 Minuten vor Schließung des Wellness-Bereichs und am nächsten Morgen um 6 Uhr, also vor Öffnung des Frühstücksraums, abgeholt. Das Frühstück einpacken ging übrigens nicht - für sowas zahlt KLM nicht, ebenso nicht für den Verdienstausfall, den wir aufgrund eines spontanen Tags Urlaub mehr hatten...


Die 9: Autopanne auf Kuba

Autopanne auf Kubas Autopista

Es war eine selbst verschuldete Autopanne, aber ich bin dennoch unschuldig. Wir hatten getankt, aber es zeigte sich, dass es nicht reichen wird bis zur kubanischen Hauptstadt Havanna. Zur Erklärung: Auf Kuba gibt man Mietwagen mit leerem Tank ab - und da wir schon ein wenig reingelegt wurden beim Abholen (Tanklampe zeigte voll an, ging nach zehn Kilometern aber direkt runter), wollten wir der Autovermietung nichts schenken.

 

Leider war die in die Karte eingezeichnete Tankstelle unterwegs nicht da und schwupps ging uns rund 50 Kilometer vor Havanna auf der Autobahn der Sprit aus. Natürlich in der prallen Sonne.

 

Mein Freund stieg seelenruhig aus, während ich ein wenig panisch wurde (der Tag war eh für die Katz). "Was wollen wir jetzt machen?", fragte ich ihn. Und er ganz chillig: "Wir halten ein Auto an, was sonst?" Zum Glück hielt direkt der erste LKW - in Kuba kann es passieren, dass man stundenlang kein anderes Auto trifft.

 

Die LKW Fahrer wollten meinen Freund mitnehmen zur nächsten Tankstelle und sagten mir, ich solle im Auto bleiben. Verschlossen. Es gebe zwar nicht wirklich Kriminalität auf Kuba, aber wenn denn jemand käme, hätte er leichtes Spiel mit mir. Also wartete ich im Auto und nach ungefähr fünf Minuten lief mir der Schweiß runter. Nach 15 Minuten war meine Trinkflasche leer. Nach 20 Minuten begann ich mich auszuziehen. Mein Freund schickte indes eine SMS, man habe die Tankstelle erreicht.

 

An Bord des LKWs der hilfsbereiten Kubaner

Ich wagte es dann doch zum Kofferraum, wo weiteres Wasser lagerte. Allerdings hatten wir die Alarmanlage an. Es piepte also sofort, als ich die Tür aufmachte. Mein Freund schrieb eine SMS: "Dauert noch etwas, wir müssen noch etwas geschäftliches erledigen." In meinem Kopf war das sowas wie: sie handeln aus, was uns das kostet, sonst setzen sie ihn irgendwo ab. Oder was auch immer. Er hatte auf jeden Fall unser letztes Bargeld dabei.

 

Nach einer Stunde hielt ich es nicht mehr aus und machte die Tür auf. Das Piepen nervte ungemein, aber es war so heiß, dass ich dachte, ich sterbe gleich. Immer, wenn sich ein Auto näherte, machte ich die Tür wieder zu. Es war natürlich Quatsch. Aber so hielt ich dann durch.

 

Nach rund anderthalb Stunden kam mein Freund mit den Lkw-Fahrern, die lediglich zu ihrem Arbeitgeber fahren mussten, um ihm zu sagen, dass sie noch ein paar Touris retten müssen. Sie hatten auch Verstärkung mitgebracht und zusammen funktionierten sie meine leere Wasserflasche um, um das Benzin aus dem Kanister in unseren Tank zu bekommen. Am Ende wollten sie keinen Cent für ihre Wohltat, sie verweigerten, als wir ihnen was geben wollten.

 

Ich schämte mich also für meine schlechten Gedanken und korrigierte das Bild, das ich bis dato von Kubanern hatte (permanent wollte uns jemand austricksen, um an Geld zu kommen). Dennoch musste ich bei der Ankunft in Havanna erst einmal in die nächste Bar und einen Cuba Libre trinken.

 

Abgeschleppt in Norwegen

In Norwegen bin ich übrigens auch mal liegen geblieben. Zusammen mit zwei Mädels war ich in Westnorwegen unterwegs und am Tag der Rückreise fuhren wir mit dem Mietwagen auf die abgelegene Inselkette Fjell. Nun ja, wie auch immer wir das hinbekommen haben, platzten zwei Reifen. Natürlich im Platzregen. Als es nachließ, schauten wir uns den Schaden an - bis dahin hofften wir, es sei nur ein Reifen betroffen und wir hätten ein Ersatzrad. Also warteten wir auf den Abschleppdienst, der uns im Auto auflud und mit uns zur Werkstatt fuhr. Wir sagten extra, dass wir es ein wenig eilig hatten, weil der Rückflug in absehbarer Nähe war. Aber er musste erst einmal Schokolade im Supermarkt kaufen.

 

Zum Glück ging es dann in der Reparatur schnell, die Versicherung übernahm die Kosten und wir kamen rechtzeitig am Flughafen an. Obwohl wir beim Tanken noch die Mülltonne durchwühlen müsste, weil unserer Fahrerin dachte, sie habe mit dem Müll auch den Autoschlüssel entsorgt. Er hatte sich aber nur sehr sehr gut unterm Sitz versteckt. Der Flug war übrigens verspätet - und ich bin, siehe Punkt 10, in Amsterdam gestrandet.


Die 8: Das Hotel in Kenia, das es nicht gibt

Der neue Bahnhof von Nairobi

Dass ein Hotel mal überbucht ist und man irgendwo anders untergebracht wird - oder eine Buchung ganz verpennt wurde, das hatte ich vor allem in den Familienurlauben in Spanien öfter mal. Aber dann kam Kenia.

 

Ich hatte meine Familie zum ersten Mal mitgenommen, wollte ihnen das Land zeigen, das mich so geprägt hat. Es war schon 20.30 Uhr an diesem Abend in der kenianischen Hauptstadt Nairobi geworden, als wir zum letzten Stopp des Tages aufbrechen wollten: unserem Ferienappartement am Bahnhof. Am nächsten Morgen mussten wir um 7 Uhr am Bahnhof sein, um mit dem neuen Zug die malerische Strecke mit Sicht auf Elefanten nach Mombasa zu fahren, weshalb wir in Geh-Abstand wohnen wollten.

 

Aber wir fanden das Appartement nicht. Über Booking hatten wir das Hotel gebucht und wir hatten über den Pin und die Booking-Seite die Routenplanung an. Unser Fahrer, der inzwischen echt müde war (er war seit 9.30 Uhr für uns im Einsatz) und zunehmend schlecht sah, rief also die Hausherren an. Nach dem Gespräch fuhr er mit uns zurück in die Stadt und wir waren schon alle echt genervt, dass er das falsch verstanden hatte. "Aber Martin, wir müssen doch zum Bahnhof." - "Nein, er hat gesagt, die Wohnung sei hier." Es war inzwischen 22 Uhr, als wir die Hausherren auf dem Parkplatz trafen - weit weg vom Bahnhof.

 

Wir begannen zu diskutieren und sagten, dass wir nur bleiben würden, wenn man uns das Taxi am nächsten Tag bezahlen würde. Die Hausherren lenkten ein. Zunächst argumentierten sie, dass sie doch die richtige Straße angegeben hatten (was auch stimmte, dabei handelt es sich aber um die längste Straße Nairobis, die eben auch am Bahnhof vorbeiführt...), allerdings war auch in ihrer App und ihrem Profil der Pin falsch gesetzt.

 

Wütend, übermüdet und genervt sagte ich schließlich noch, eher vor mich hinmurmelnd: "Ihr könnt doch nicht sechs Weiße einfach durch die Gegend jagen und so tun, als sei das völlig normal." - dann sagte der Hausherr: "Sagt mal, für wie viele Leute habt ihr gebucht?". Ich zeigte die Buchung: Zwei Appartements a vier Betten, für insgesamt sechs Personen. "Aber ich habe nur ein Zimmer für vier Personen", antwortete er.

 

So standen wir dann da, um 22.30 Uhr. Mit einem übermüdeten Fahrer, genervten Touristen, einer überforderten Reiseplanerin (-> mir) - und keiner Bleibe für die Nacht. Mein Freund hatte zum Glück kürzlich unweit des Bahnhofs genächtigt und wir riefen das Hotel an. Es ging auch jemand ans Telefon, es gab Zimmer und wir fanden dort ein Bett - um 22.52 Uhr checkten wir ein. Leider lag nebenan eine große Partymeile und bis um 5 Uhr morgens wurde getanzt, gesungen und ganz laut Musik gespielt. Aber immerhin ein Bett!  


Die 7: Die Hygienemängel in Kuba, Jordanien und Kenia

Duschkonstruktion in Sancti Spiritus

Mit der Hygiene ist es nicht überall so einfach. Nun bin ich keiner, der daheim immer alles geputzt hat und in dessen Umfeld nie ein Bakterium schlummert, aber manchmal gibt es doch sehr grenzwertige Situationen.

 

Da wäre Kuba. Fließend Wasser gibt es dort nämlich nicht überall. Es war ohnehin manchmal abenteuerlich, weil die Elektroleitung auf die Wasserleitung gelegt wurde, um das Wasser zu erhitzen. Aber in Cienfuegos hatte ich die Situation, dass ich das Essen nicht vertragen hatte und in der Nacht auf die Toilette musste - nur leider funktionierte das Wasser in der Casa Particular nicht. Das war mir unglaublich unangenehm. Als ich die erste Stimme morgens gegen 7 Uhr hörte, rannte ich sofort raus und fragte nach dem Wasser.

 

Dann wäre da Kenia. An der Schule, an der ich gearbeitet habe, gab es nur manchmal fließend Wasser. Wie generell oft auf meiner Reise durch das südliche Afrika. Das war vor allem dann schwierig, wenn ich meine Tage hatte. Nach dem ersten Monat blieb ich dann tatsächlich daheim an diesen Tagen - und weiß nun, wie schwierig es für kenianische Mädchen sein muss, die keinerlei Zugang zu Hygieneartikeln haben.

 

Hygiene in einem Slumgebiet in Kenia

Eine der ekligsten, wenn nicht gar die ekligste, Dinge, die ich je gesehen habe, habe ich in Jordanien gesehen. Wir waren am Ende unseres Roadtrips noch eine Woche zum Baden und Schnorcheln in Tala Bay am Roten Meer in der Nähe von Aqaba, in einem Fünf-Sterne-Hotel, das maximal zwei Sterne verdient hatte. Aber das weiß man ja vorher leider nicht. Am ersten Tag wollte ich die Toilettenanlage am Pool nutzen - und sie war total zugeschissen. Ich nutzte dann die Toilette an der Rezeption und wies auch den Mann an der Rezeption darauf hin.

 

Am nächsten Tag ging ich wieder auf die Toilette an der Poolanlage - und die gleiche Scheiße war noch überall da - plus ein bisschen was, was dazu kam. Keine der vier Toiletten konnte man nutzen, überall hing Scheiße, im Klo, am Klodeckel, teils sogar auf dem Boden vor dem Klo. Die Papiereimer liefen über, der gesamte Vorraum war mit Papier bedeckt. Ich machte Fotos und ging damit zur Rezeption. Man gab sich geschockt, schenkte uns eine Flasche Wein, entschuldigte sich und fortan war - zumindest die vier Tage, die wir noch da waren -, die Toilettenanlage geputzt. Entschädigung gibt es für sowas übrigens nicht - immerhin hätte ich ja auf mein Zimmer am anderen Ende der Anlage gehen können...


Die 6: Die Unwetter auf Mallorca, Island und in Costa Rica

Überflutete Autobahn bei Palma de Mallorca

Mit dem Wetter ist das ja so eine Sache, manchmal möchte man Schnee, manchmal Sonne - aber manchmal ist es auch einfach unpassend. Als ich mit Freundinnen auf Island war, wollten wir uns die schwarzen Lavastrände an der Südküste in Vik i Myrdal anschauen - ein paar Kilometer vor Vik kamen wir allerdings in einen schlimmen Schneesturm. Ich hatte echt Angst hinterm Steuer. Ganz langsam sind wir einfach immer weiter gefahren, wie alle Autos. Durch den Schneefall war es nicht möglich zu erkennen, wo man hätte seitlich ranfahren können und wo wir im Schnee versunken wären, daher habe ich es nicht riskieren wollen. Ich habe drei Kreuze gemacht, als wir angekommen sind.

 

In Vik kam dann die Nachricht, dass man sich zeitig auf die Rückreise machen sollte, weil noch schlimmeres Wetter erwartet wird. Wir sind ein wenig an den völlig schneeweißen Strand gegangen (also nichts mit schwarzem Lavastrand), haben uns vom Wind fast wegwehen lassen und sind stark durchgefroren und auch ein wenig ängstlich ins Auto gestiegen, um uns auf den Rückweg zu machen. Zum Glück hatte der Schneefall ein wenig nachgelassen und die Sicht war minimal besser. Und dann noch das ganz große Glück: Direkt vor uns fuhr das Räumfahrzeug.

 

Sturmschäden in Palma de Mallorca

Auch in anderen Ländern hatte ich schon Unwetter-Erfahrung. An unserem letzten Mallorca-Urlaubstag zog plötzlich ein schlimmes Gewitter auf, das nicht nur unser Hotel in Paguera flutete, sondern auch die Autobahn nach Palma zum Flughafen und wichtige Verbindungsstraßen waren durch umgefallene Bäume nicht mehr nutzbar. Wir wollten etwas eher los zum Flughafen, aber dennoch hat es ewig gedauert. Unser Glück: Der Flug war natürlich auch verspätet, denn auch der Flughafen stand unter Wasser.

 

In Costa Rica waren wir zwar zur absoluten Hurricane-Nebensaison, dennoch hatten wir das Pech, das Hurricane Otto sich etwas verspätet auf den Weg machte. Zum Glück passte er seinen Weg unserer Reiseroute etwas an, sodass wir gerade Tortuguero verlassen hatte, als die Karibikküste für Tage evakuiert wurde. Freunde von mir mussten ihre Route komplett ändern. Wir erlebten zwei sehr stürmische Tage auf Nicoya am Strand. Im Hotel bemühte man sich zwar um Gelassenheit, allerdings merkte man schon, dass einige Vorbereitungen getroffen wurden. Beispielsweise wurden alle Kokosnüsse von den Palmen geschlagen - innerhalb eines Tages. Außerdem wurden die Außenbereiche mit festen Planen geschützt und alles mögliche, was lose unterwegs war, deutlich stärker befestigt. Überall liefen Nachrichten - und alle in unserer Gegend waren erleichtert, als der Hurricane die Richtung änderte und aufs Meer abzog. Durch Otto kamen zehn Menschen ums Leben.


Die 5: Die Diebe in Deutschland

Feiern auf der Kieler Woche - Obacht vor Dieben!

Auf einer Party jemanden kennenlernen, im Laufe des Abends erzählen, dass man bald in Urlaub fährt und sich dann nach Hause laufen lassen. Wer denkt dabei daran, dass der Kerl möglicherweise ein Einbrecher ist?

 

Ich weiß natürlich bis heute nicht sicher, ob er es war, aber es spricht natürlich viel dafür. Als ich aus meinem zweiwöchigen Urlaub in Portugal nach Bremen zurück kam, war jedenfalls jemand in meine Wohnung eingebrochen. Der Laptop, ein Navi und eine alte Kamera sowie das Bargeld, das ich daheim hatte, waren weg. Die Lichter waren an, die Heizung ebenso. Die Polizei ging davon aus, dass der Täter eine Weile in meiner Wohnung gelebt hat.

 

Zunächst dachte ich, dass es mich viel mehr beschäftigen wird. Aber nach den ersten beiden Schocktagen, als ich kontrollierte, ob das Auto noch da ist, meine Papiere durchwühlte, ob ich irgendwelche Passwörter und wichtige Bankunterlagen gelagert hatte, wurde ich wieder ruhiger. Zumindest daheim. Denn eine Weile wollte ich nicht mehr vor die Tür gehen - aus Angst, dass nochmal jemand bei mir einbrechen würde.

 

Beklaut wurde ich bisher übrigens immer nur in Deutschland, ein Fahrrad in Passau, zwei Fahrräder in Bremen, zwei Fahrräder in Frankfurt - und einmal wurden mir Sachen aus der Handtasche geklaut, auf der Kieler Woche. Ich weiß natürlich auch hier nicht, wer es war. Aber ich habe einen Moment in Erinnerung, als ein junger Mann mich anrempelte und ganz tief anschaute und anlächelte. Kurz danach bemerkte ich, dass meine Tasche offen stand. Mein Geldbeutel und mein Handy waren weg.

 

Ich hatte zum Glück nur noch fünf Euro im Geldbeutel - aber all die Papiere. Und auf der Heimfahrt war es auch schwierig, denn ich hatte eigentlich ein Handyticket gelöst - und das war ja nun nicht mehr zugänglich. Zusammen mit dem Schreiben der Polizei ging es dann aber doch. Auf der Polizeiwache in jener Nacht habe ich übrigens erfahren, dass Michael Jackson gestorben ist. Meine Papiere fanden zwei Wochen später noch den Weg zu mir. Der Dieb hatte meinen Geldbeutel im Müll entsorgt, jemand anderes fand ihn und warf ihn bei der Polizei ein. So musste ich immerhin Führerschein und Perso nicht neu beantragen.


Die 4: Der Sexismus in der Türkei

Badestrand in Side, Türkei

Es gibt wenige Länder, in denen ich mich als Frau (oder auch alleinreisende Frau) unwohl gefühlt habe. Eine Ausnahme war leider die Türkei. Zweimal habe ich hier schlechte Erfahrungen gemacht, obwohl ich nicht alleine unterwegs war.

 

Das erste Mal war 2006 in Side. Dort machte ich mit meiner Familie den typischen Strandurlaub. Abends bummelten wir durch die Stadt und ich wurde permanent angefasst und Händler zogen mich am Arm in ihre Läden. Da war mir echt ein wenig Angst und Bange. Ein Kellner im Hotel sagte gar, dass ich nur einen Drink bekäme, wenn ich ihm einen Kuss geben würde - was ich nicht tat. Ich bekam dann auch nichts zu trinken. Als ich mich beim Bar-Chef beschwerte, lachte er nur.

 

Die schlimmste Situation aber war, als ich im Meer baden war, alleine. Meine Familie lag am Strand. Ich sah eine Gruppe junger Männer näher kommen, dachte mir aber nicht viel. Aber die Männer teilten sich auf und bildeten zu sechst einen Kreis um mich - im Wasser. Ich habe blitzschnell reagiert und bin gen Strand geschwommen und sie griffen glücklicherweise nicht ein. Aber danach war ich nicht mehr alleine im Wasser.


Die 3: Der Verkehrsunfall in Kenia

Verkehr ohne Regeln in Limuru, Kenia

Ich wurde schon öfter mal Zeugin von Verkehrsunfällen. Auf dem Weg vom Bayrischen Wald nach Passau hatte sich ein Auto überschlagen und ich war zusammen mit zwei Freundinnen Ersthelferinnen. Es waren zwar schon Leute dort, doch sie hatten keine Hilfe gerufen, weil sie "nicht wussten, ob Feuerwehr oder Polizei". Wir zogen zwei junge Frauen, eine davon schwanger, aus dem Auto, setzten sie mit Decken und Tee in unser Auto und warteten auf die Feuerwehr.

 

In Eswatini hatte sich auf der Autobahn ein Auto überschlagen und lag auf dem Kopf. Zum Glück waren schon viele Helfer dort. Auch deshalb, weil ich nicht in einen Gewissenskonflikt kam: Es wird davor gewarnt, bei Verkehrsunfällen am Straßenrand in Südafrika anzuhalten, weil das oft Fallen sind.

 

Als ich neulich in Kenia eine Strecke fuhr, die ich schon sehr oft gefahren bin, von Nairobi zum Lake Naivasha im Rift Valley, lag aber am Straßenrand ein toter Mann. Das war schwer anzuschauen. Man denkt an die Familie, an die Kinder, daran, wie die Familie jetzt über die Runden kommen soll. Anders als in Deutschland war der Tote auch nicht abgedeckt. Da lag sein Motorrad, halb darunter, halb daneben der Mann. Und zwei Meter weiter stand ein Polizist und schrieb etwas auf. Zum Glück war der Kopf des Mannes durch den Helm nicht sichtbar für uns.


Die 2: Krankheiten

Überreste eines Seeigels in meinem Fuß

Tropische Krankheiten - danach kommen immer wieder Fragen. Zum Glück hatte ich noch nie etwas lebensbedrohliches, auch wenn ich gerne unliebsame Mitbringsel mit nach Deutschland bringe.

 

In Tansania hat mich eine Moskito ins Gesicht gestochen und dabei einen sehr seltenen Pilz übertragen. In Costa Rica habe ich mir einen meldungspflichtigen multiresistenten Keim eingefangen, was zur Folge hatte, dass das Gesundheitsamt auf der Matte stand. Zum Glück nichts schlimmeres, da ich nicht mit Kindern oder Senioren arbeite.

 

Nach einem Kenia-Aufenthalt in diesem Jahr hatte ich alle paar Tage Fieberschübe und Schüttelfrost, war ganz schlapp, aber der Malaria-Test ergab nichts. Über Wochen dauerte es an, und alle Tests waren negativ. Nach rund acht Wochen war der Spuk vorbei und ich habe keine weiteren Tests machen lassen. Im Nachhinein vermutete der Tropenarzt, dass ich mir Pfeifferisches Drüsenfieber eingefangen hatte.

 

In Kenia hatte ich auch meine bisher abenteuerlichste "Krankheit".

 

Meinen Geburtstag habe ich am Diani Beach verbracht. Der Strand ist nicht nur wunderschön, sondern auch bekannt für die Beachboys. Das hatte ich ganz gut im Griff, nach einer deutlichen Ansage am ersten Tag. Aber immer mal wieder fragte der "Rettungsschwimmer", ob er sich zu mir setzen dürfe. Manchmal unterhielten uns, manchmal sagte ich ihm, dass ich lesen wollte.

 

Als ich das letzte Mal ins Wasser ging lag er auch neben mir im Sand. Ich wollte möglichst elegant aus dem Wasser raus, allerdings rutschte ich dabei aus und kam mit meinem Fuß in eine kleine Höhle - in der sich zahlreiche Seeigel fanden. Ich versuchte mit dem anderen Fuß aufzusetzen, um das Gewicht zu verlagern, und trat direkt in den nächsten Seeigel. Ich setzte mich hin (zum Glück nicht in einen Seeigel... Soweit hatte ich in dem Moment nicht gedacht) und zog die beiden Tiere aus meinen Füßen. Der linke Fuß hatte einiges abbekommen - die meisten Stacheln saßen in der weichen Mitte. Der rechte Fuß hatte vor allem rund um die Ferse einiges abbekommen.

 

An Kenias Stränden sollte man Badeschuhe tragen

Der Rettungsschwimmer merkte sofort, was los war, holte mich aus dem Wasser und holte seinen Kumpel, den "Ersthelfer". Ich saß auf meinem Handtuch, die beiden wuschen meine Füße mit Leitungswasser ab und bohrten danach mit Dornen von Pflanzen jeweils ein Loch neben den Punkt, an dem ein Stachel in meinem Fuß steckte. Sie bohrten so tief, bis der Stachel freilag und rausgezogen werden konnte.

 

Es waren 38 Stacheln. Und es waren höllische Schmerzen.

 

Das Blut wurde jeweils mit Leitungswasser weggewischt. Einer der Jungs lenkte mich ab, zwischendurch mussten wir dennoch Pausen machen, weil es so weh tat. Als die Behandlung beendet war, haben sie Aloe Vera auf die Wunden gerieben. African Medicin halt. Die Jungs bekamen einen Apfel von mir und brachten mich nach Hause.

 

Über Nacht hatte ich erstaunlich wenig Schmerzen, am nächsten Morgen ging früh mein Flug und ich bin in Nairobi direkt in unsere Klinik, die sich ohnehin in meinem Wohnhaus befand. Die deutsche Ärztin schaute sich die Füße an und sagte noch, dass es erstaunlich sei. Es sehe ganz gut aus für die Bedingungen, unter denen ich da "operiert" wurde und es schien auch so, als hätten die Jungs das wirklich sehr ordentlich gemacht. Ich bekam eine Wundsalbe.

 

Am selben Nachmittag aber schwoll mein linker Fuß an, er tat höllisch weh, war rot und heiß. Am nächsten Morgen ging ich daher wieder zur Ärztin - und natürlich hatte sich doch alles entzündet. Mit einem aufgemalten Strich sollte ich beobachten, ob die Entzündung höher wandert - ein Zeichen für eine Blutvergiftung. Zum Glück wanderte sie nicht sehr weit hoch, sodass keine Gefahr bestand. Nach zwei Wochen Antibiotika und Stillliegen konnte ich dann auch wieder halbwegs laufen.

 

Zwei Stacheln hatten die Jungs übrigens doch übersehen - genau wie ich. Ich dachte, dass es von den Wunden käme, eine kleine Ansammlung von Blut. Tatsächlich spürte ich einen Monat nach dem Unglück beim Wandern, dass mein Fuß sehr weh tat - und nach ein wenig Rumdrücken kamen tatsächlich noch zwei Stacheln heraus - sie waren fast rausgewachsen.

 

Tipps für jene, die im Urlaub krank werden, hat Gina von "2 on the Go" gesammelt - inklusive eigener Erfahrungen.


Die 1: Der betrunkene Fahrer in Namibia

Campingplatz in Sesriem / Namibia

Es ist eine jener Geschichten, die nicht lustiger wird, wenn man eine Weile Abstand dazu hat. Wir sind in Namibia 2017. Auf der Rückfahrt vom Sossusvlei nach Windhoek hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Todesangst. Im Nachhinein hätte ich nicht in das Auto einsteigen dürfen oder zumindest unterwegs aussteigen müssen. Aber man handelt ja leider nicht immer rational.

 

Mit zwei Reisenden, die ich unterwegs traf, buchten wir einen lokalen Fahrer, der ein ausgestattetes Fahrzeug mit Dachzelt und Co hatte. Er kümmerte sich um die Buchungen und wir fuhren Einkaufen und dann ins Sossusvlei, wo wir wundervolle Tage hatten.

 

Schon dort fiel uns allerdings sein Alkoholkonsum auf. Er trank jeden Abend ordentlich mit uns mit, organisierte vom befreundeten Barkeeper immer wieder kostenfreien Nachschub und jeden Abend haben wir alle ordentlich getankt. Im Gegensatz zu uns saß er oft abends noch deutlich länger draußen und hatte auch im Gegensatz zu uns kein Zelt. Er sagte, er brauche nicht wirklich Schlaf. Nachts saß er auf dem Fahrersitz, den er nach nach hinten gekippt hatte - und wenn er schnarchte, wackelte unser Dachzelt.

 

Auf der Rückfahrt nach Windhoek aber stellten wir fest, dass er nicht nur ordentlich Restalkohol hatte und niemals hätte ein Auto führen dürfen, sondern auch völlig übermüdet war. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, immer wieder der Sekundenschlaf. Obwohl er eine Fahne hatte, die uns fast bis zum Erbrechen brachte, versuchten wir, ihn im Gespräch zu halten, damit er nicht wegnickte.

 

Nach drei Stunden merkte er zum Glück selbst, dass das gefährlich ist, was er gerade tut. In einer Stadt ließ er einen Kumpel ins Auto steigen, er fuhr uns dann sicher zurück, während unser eigentlicher Fahrer zurückblieb.


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Kommentare: 1
  • #1

    Hannah (Montag, 05 Oktober 2020 17:17)

    Boah, da hast du aber auch einiges erlebt! Bei manchen Geschichten wurde mir selbst ganz mulmig, wie mit dem Toten an der Straße, oder ich habe mich geärgert wir bei den Geschichten über Sexismus in der Türkei. Schön, wie offen du über alles berichtest! War spannend zu lesen :)