Verrückte Reisen: Meine 3 ungewöhnlichsten Touren

Manche Reisen sind etwas außergewöhnlicher und ausgefallenere als andere. Ein Tagestrip nach Norwegen beispielsweise - drei Stunden im Flieger, drei Stunden im Bus, eine Stunde in der Straßenbahn, um rund fünf Stunden vor Ort zu sein. Oder eine Reise zu buchen, ohne zu wissen, wohin sie führen wird. Oder aber als Frau alleine durch Subsahara-Afrika zu reisen, von Kenia nach Namibia, über Land, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und durch Trampen, bei fremden Männern via Couchsurfing übernachtend und Grenzen überschreitend, ohne das Geld für das Visum in Landeswährung bei sich zu tragen. In diesem Beitrag geht es um drei Reisen, die manch einer als verrückt bezeichnen könnte. 


Der verrückteste Kurztrip: Nach Norwegen für einen Tag

Was war die verrückteste Reise, die du je gemacht hast? Diese Frage hat Kathleen vom Blog "Immer auf Reisen" gestellt. Sie selbst hat einen wirklichen Kurztrip unternommen. Sie ist 1300 Kilometer gefahren, um 16 Stunden in der Bundeshauptstadt Berlin zu sein - für die Berlinale! 

 

Okay, da kann ich mithalten. Nicht für die Berlinale und nicht mit Berlin, aber mit verrückten Kurztrips, beziehungsweise einem ganz speziellen verrückten Kurztrip, nach Norwegen, für einen Tag. Und ja, dass das nicht sonderlich nachhaltig ist, ist mir bewusst. 

 

Aber hier zur Story. 2009 wurde mein ältestes Patenkind geboren, der jüngste Sohn meiner norwegischen Au-Pair-Familie, bei der ich 2005 bis 2006 gelebt und gearbeitet habe. Wie öfter haben wir 2009 den Sommerurlaub zusammen verbracht. Immer wieder haben sie mich in den Jahren eingeladen, gemeinsam Urlaub zu verbringen und so war es auch im Sommer 2009. Wie jedes Jahr verbrachte die Familie einige Wochen im italienischen Küstenort Putzu Idu auf Sardinien und ich kam für eine Woche dazu. Dafür, dass ich mit den Kindern spielte, zweimal abends das Babysitten übernahm und zweimal Mittagessen kochte, bekam ich alle Kosten gezahlt und erhielt sogar ein kleines Taschengeld.

 

In diesem Urlaub auf Sardinien lernte ich auch mein späteres Patenkind kennen, der erst zwei Monate alt war. Mit Babys hatte ich es bis dato nicht so und auch im Urlaub konnte ich mit den beiden älteren Kindern (mein Au-Pair-Kind war sieben Jahre alt, das zweite Kind der Familie, das nach meiner Au-Pair-Zeit geboren wurde, war zweieinhalb) deutlich mehr anfangen, auch wenn ich viel Zeit mit dem Baby verbracht habe. Umso überraschter war ich dann, als mich die Eltern am letzten Tag meiner Reise fragten, ob ich die Patenschaft übernehmen wollen würde. 

 

Im September 2019 war die Taufe. Allerdings nicht etwa in meiner näheren Umgebung, sondern in seinem Wohnort Asker, unweit der norwegischen Hauptstadt Oslo. Auch wenn Patenschaften in Norwegen nicht so ganz die Bedeutung haben wie zumindest in meiner Familie in Deutschland (mein Patenkind hat vier Paten - und manchmal wissen die Kinder gar nicht, wer ihre Paten sind), wollte ich natürlich dabei sein. 

 

Leider fiel die Taufe sowohl in die Endphase meiner Bachelorarbeit als auch in die Probezeit meines neuen und ersten festen Jobs. Und ich konnte kaum Zeit entbehren. Also bin ich früh morgens in meiner Wahlheimat Bremen in den Flieger nach Oslo Sandefjord gestiegen. Dann ging es rund anderthalb Stunden mit dem Express-Flughafen-Bus nach Asker.

 

Dort habe ich den Vormittag und Nachmittag mit der Familie verbracht. Für mich war das ganz schön aufregend, denn ich war zum ersten Mal Patentante. Heute habe ich zwar drei Patenkinder, bin aber, da ich keiner Kirche mehr angehöre, nur bei dem kleinen Mann als solche eingetragen. Da er allerdings evangelisch getauft wurde und ich zum einen katholisch und zum anderen deutsche Staatsbürgerin bin, durfte ich nicht einzige Patentante sein. Der Junge hat nun zwei evangelische, eine (ehemals) katholische und einen jüdischen Paten, die deutsche, norwegische und US-amerikanische Staatsbürgerschaften haben. 

 

Von der Bushaltestelle aus ging es mehr oder weniger direkt in die Kirche, wo die Taufe stattfand. Im Anschluss gab es im Haus der Familie Kaffee und Kuchen und ein nettes Beisammensein. Wobei das für mich zeitlich recht begrenzt war, denn ich musste am Nachmittag, kurz nach Kaffee und Kuchen, auch schon wieder los, um den Flughafen-Bus zu erwischen. Der Opa, der mich morgens schon abgeholt hatte, brachte mich zur Haltestelle und dann ging es die anderthalb Stunden nach Oslo Torp zurück - und dann nochmal rund anderthalb Stunden nach Bremen

 

Viel vom Tag hatte ich nicht, aber es war mir unendlich wichtig, dabei zu sein. Er ist mein kleiner Schatz, auch heute noch. Ich würde es also jederzeit wieder so machen, wenn ich keine Chance hätte, länger zu bleiben. Teuer war der Ausflug übrigens auch nicht - damals hatte Ryanair nach Norwegen komplette Dumping-Preise und Hin- und Rückflug haben 16 Euro gekostet.


Blind Booking: Eine Reise mit Überraschungsziel

Einfach mit gepacktem Koffer an den Flughafen und den nächstbesten Flug nehmen - das war ein Gedanke, den ich immer mal hatte. Aber ich bin wirklich genau das Gegenteil von spontan und sowas würde mich wohl eher überfordern. 

 

Aber es gibt eine abgeschwächte Version davon: Blind Booking, eine Reise ins Unbekannte. Blind Booking wird von verschiedenen Airlines ab verschiedenen Flughäfen in Deutschland angeboten. Beim Blind Booking wählst du eine Kategorie aus, zum Beispiel Shoppen, Natur oder Nachtleben - und zu jeder Kategorie gehören circa zehn Städte. Eine dieser Städte ist dann dein nächstes Reiseziel! 

 

Welche genau es wird, erfährst du im gesamten Buchungsprozess aber nicht. Du kannst eingeben, wann du starten willst (genaues Datum oder Zeitspanne), wie lange du bleiben willst, ob du lieber morgens, mittags oder abends fliegen willst und wo du starten willst - nur das Ziel, das erfährst du erst einmal nicht. Allerdings kannst du Reiseziele auch wegklicken, damit wird die Reise allerdings etwas teurer (meistens circa 5 Euro auf den Reisepreis drauf pro Stadt, die du ausschließt). 

 

Erst wenn du auf Buchen geklickt hast, erfährst du, wann deine nächste Reise startet - und wohin sie führt. Ich habe das Blind Booking von Lufthansa ausprobiert, das nennt sich Lufthansa Surprise. Und mit meinem Ziel war ich sehr glücklich: Die Lufthansa hat mich im Februar 2018 in die irische Hauptstadt Dublin geschickt. Drei Tage habe ich in Irland verbracht - und da ich einige Tage vorher gebucht hatte, hatte ich auch noch ein wenig Zeit, mir eine Unterkunft zu suchen und einen Reiseführer zuzulegen.  


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Die verrückteste Reise: Einmal quer durch Afrika

Wer schon den ein oder anderen Text auf diesem Blog gelesen hat, kennt eine meiner verrücktesten Reisen wahrscheinlich schon: Von Januar bis Mai 2017 bin ich einmal quer durch Afrika gereist: Von Kenia nach Namibia, weitestgehend über Land, mit öffentlichem Nahverkehr, bei fremden Menschen mitfahrend und couchsurfend. 

 

Als ich im Sommer 2016 meinen Entschluss gefasst hatte, nach Kenia zu gehen und dort in einem mir bekannten Projekt Freiwilligendienst (Volunteering) zu leisten, war auch klar, dass ich danach noch etwas reisen wollen würde. Ein paar Ziele standen schon länger auf meiner Bucketlist: Sansibar, Serengeti, Victoria Falls, Okavangodelta, Sandboarding in Namibia. Eigentlich war es meine ehemalige Mitbewohnerin aus Passau, die mich dann auf die finale Idee gebracht hat. Sie sagte, dass ich nicht schon wieder nach Subsahara-Afrika könne - und dann auch noch fast fünf Monate - und Namibia wieder außen vor lasse. Ich buchte einen Rückflug ab Windhoek, für etwas mehr als vier Monate nach meinem Hinflug nach Kenia. 

 

Die Ankerpunkte hatte ich durch meine Bucketlist und sie gaben die Route im Groben vor. Nach meinem Volunteering in der Nähe der kenianischen Hauptstadt Nairobi wollte ich nach Tansania und Sansibar. Den einzigen Flug auf meiner Reise hatte ich nach einiger Zeit in Kenia gebucht, weil es gerade ein Angebot gab: Von Daressalam in Tansania nach Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Über die Victoria Fälle sollte es ans Okavangodelta und dann nach Namibia gehen. Von Kenia wollte ich schon während meiner Zeit in Nairobi einiges sehen - zudem wusste ich auch vorher schon, dass ich noch etliche Male nach Kenia zurückkehren wollte, für die Kinder und zum Reisen. 

 

In Tansania war ich auch beruflich - ich habe für einen Text in der Frankfurter Rundschau in der Serengeti recherchiert. Eigentlich wollte ich schon Ende März aus Kenia ausreisen, aber wie das manchmal so ist, bleibt man dann doch länger . Und so bin ich Anfang April, einen Tag vor dem Treffen mit meiner Begleitperson in Arusha, nach Tansania aufgebrochen.

 

Zu dem Zeitpunkt hatte ich das "Hakuna Matata" aus Kenia schon sehr verinnerlicht. Am Abend vor der Abreise habe ich eine Freundin gefragt, ob sie weiß, wie ich das Visum an der Grenze bezahlen kann. Ich war da sehr naiv, aber letztlich hat es geklappt und ich konnte an der Grenze in der Wechselstube meine Kenia-Schilling in US-Dollar wechseln. Am Nachmittag in Arusha kümmerte ich mich um Tansania-Schilling und eine lokale Sim-Karte. 

 

Einen wirklichen Plan hatte ich für die Zeit nach der Recherche in der Serengeti nicht. Ich wusste nur, dass ich rund eine Woche später in Daressalam sein müsste, um meinen Flug zu erwischen. Also fuhr ich von Arusha nach Daressalam. Dort übernachtete ich bei einer Familie, die dachte, dass Couchsurfing wie Airbnb ist. Sie wunderten sich noch, dass sie nirgendwo angeben musste, was eine Nacht bei ihnen kostet. Sie ließen mich trotzdem umsonst bei sich wohnen - und es war das luxuriöseste Zimmer der ganzen Reise. Ich hatte sogar eine Regenwald-Dusche und das ganze Mobiliar des Gästezimmers (mit eigenem Badezimmer) war neu und hochwertig.

 

Dass ich am nächsten Tag nach Sansibar wollte, wusste ich, aber wohin? Am Abend lag ich im Bett, durchforstete ein paar Blogs und Booking und buchte mit ein Beach-Bungalow in Nungwi - eine meiner besten Ideen! In Nungwi habe ich mich so wohl gefühlt, dass ich kurz sogar darüber nachdachte, den Flug nach Lusaka zu verschieben. Aber ich wusste auch - wenn ich rechtzeitig in Namibia sein wollte, wäre das keine gute Idee.

 

Fünf Tage verbrachte ich am Traumstrand von Nungwi, war Schnorcheln vor Mnemba Island und habe einfach meine Füße in den Sand gesteckt, ehe ich noch eine Nacht in Stonetown (ebenfalls am Abend vorher gebucht) verbracht habe und dann mit der Fähre zurück aufs tansanische Festland gefahren bin, um nach Lusaka zu fliegen.

 

Eine der vielleicht verrücktesten Dinge folgten in dieser Nacht. Der Flug ab Daressalam ging um 23 Uhr, ich war also erst nach Mitternacht in Lusaka. Auf dem Flug hatte ich plötzlich ziemlich Bauchschmerzen: Ich hatte meine US-Dollar und die Euro ausgeben und nur noch tansanisches und kenianisches Geld und meine Kreditkarte in der Tasche. Was, wenn ich damit nicht zahlen könnte? Was, wenn ich mitten in der Nacht in Lusaka im Transit-Bereich feststecken würde? Ja, da war meine "Hakuna Matata"-Einstellung dann kurzzeitig verschwunden und ich war von meinem eigenen Mut überfordert.

 

Ich konnte zum Glück mit Karte zahlen und erhielt auch das gewünschte Kombi-Visum Sambia und Simbabwe - aber dann folgte auch schon die nächste minimal verrückte Aktion. Ich wollte in Lusaka couchsurfen - bei einem jungen Mann. Da er mich mitten in der Nacht nicht abholen wollte, schickte er einen befreundeten Taxifahrer, der auch wusste, wohin er mich bringen sollte. Um kurz nach 1 Uhr nachts stand ich in einer fremden Stadt vor der Tür eines fremden Mannes, um dort zu übernachten.

 

Adrian war zum Glück richtig cool und wir haben heute noch Kontakt. Am nächsten Morgen führte er mich durch Lusaka, ich besorgte mir sambische Währung und eine Sim-Karte, er begleitete mich zum Einkaufen und zum Busbahnhof, wo ich rausfinden wollte, ob und wie ich am nächsten Tag weiterkommen könnte. Ich hatte wenige Tage zuvor zum ersten Mal vom Kariba Stausee erfahren, dem größten künstlichen Stausee der Welt. Und wie sich herausstellte, war es nicht schwierig, dorthin zu kommen - und von dort aus auch kein großes Drama weiterzukommen.

 

Ich fuhr am nächsten Tag also nach Siavonga am Ufer des Lake Kariba - mal wieder ohne Plan. Im Bus unterhielt ich mich mit dem Fahrer, der natürlich jemanden kannte, der ein Gästehaus direkt am Wasser hatte. Sein Cousin holte mich am Busbahnhof in Siavonga ab und brachte mich in das Gästehaus - und der Busfahrer schaute am nächsten Morgen auch direkt vorbei und fragte, ob alles zu meiner Zufriedenheit wäre, sonst würde er Ärger machen. Nach einigen Tagen am Lake Kariba ging die Reise weiter nach Livingstone, Victoria Falls Town und in die beiden Nationalparks Victoria Falls Simbabwe und Victoria Falls Sambia

 

in Livingstone habe ich lange überlegt, ob ich die letzten zwei Wochen meiner Reise einfach in Namibia verbringen würde. Oder ob ich doch noch nach Botswana reisen würde. Ich hatte so oft gelesen, dass es schwierig sei mit dem ÖPNV in Botswana, daher zögerte ich. Aber letztendlich siegte die Neugier - und das war eine der besten Entscheidungen dieser Reise. Ich habe mich nämlich sofort in Botswana verliebt! 

 

Von Livingstone aus ging es mit einem Shared Taxi an die Grenze. Ausstempeln, Geld tauschen und dann auf die Fähre warten, um den Sambesi zu überqueren. Das war ein wenig speziell, denn die Fähre konnte nicht ganz bis an Land andocken und alle mussten ein Stück durch den Sambesi gehen - in dem auch nur ein paar Krokodile und Nilpferde leben. Aber es hat alles gut geklappt und auf der anderen Seite musste ich zu Fuß einen Kilometer bis zum Immigration Office gehen, danach warteten schon Taxis und Minibusse. Ein Taxi brachte mich zu meiner Unterkunft in Kasane: Einer Hütte mit etwa 8 Quadratmeter, in der sich zwei Hochbetten befanden - in zwei Zimmern. Minimaler Platz für 8 Euro die Nacht. Über die Unterkunft hatte ich auch eine Safari angefragt - erst kam der Fahrer aber einfach nicht. Und dann traf ich ihn eher zufällig am Mittag und konnte mich doch noch seiner Tour anschließen, dort fuhr er aber betrunken und zu schnell durch den Chobe Nationalpark.

 

Die Reise führte mich weiter nach Nata, wo ich hätte umsteigen müssen - und dann spontan entschied, einfach eine Nacht zu bleiben. Am nächsten Vormittag wollte ich weiter nach Maun, dem Eingangstor zum Okavangodelta. Das Problem: Die Straße war gesperrt, weil sie komplett überflutet war. Ein paar Einheimische meinten, ich sollte ruhig erstmal warten auf einen Minibus, hin und wieder würde sich einer wagen, durch das überflutete Gebiet zu fahren. Andere meinten, ich solle trampen. Und wieder andere, ich sollte einen großen Umweg nehmen und über Francistown nach Maun fahren - was allerdings nicht an einem Tag möglich gewesen wäre. Ich bastelte also ein Schild und wartete an der Tankstelle. Hin und wieder hielt jemand an, aber so wirklich vertrauenswürdig kamen mir diejenigen nicht vor und deshalb wartete ich lieber - und erwischte am späten Nachmittag dann doch einen Minibus. 

 

Da ich ja bis zum Einsteigen in den Minibus nicht wusste, ob ich an dem Tag noch nach Maun kommen würde, hatte ich auch keine Unterkunft. Wie so oft hat sich das auf der Fahrt gelöst. Im Gespräch mit einheimischen Reisenden habe ich erzählt, in welche Lodge ich gerne wollte - und ein Mitreisender erzählte, dass sein Bruder ihn am Busbahnhof abhole und mich dahin bringen könne, wenn ich wolle.

 

Gesagt, getan! Der Bruder bekam sogar noch die Anweisung, auf jeden Fall auf zu warten, ob ich auch ein Zimmer bekommen würde - immerhin war schon längst dunkel und die Lodge lag mitten im Nirgendwo am Okavango River. Alles fügte sich und ich hatte mit der Okavango River Lodge die schönste Unterkunft der Reise. 

 

Vom Okavangodelta aus sollte es nach Namibia gehen - aber es gefiel mir so gut, dass ich verlängerte. Ich hatte an einem Tag am Busbahnhof Informationen gesammelt und herausgefunden, dass es klug wäre, noch eine Nacht in Ghanzi in Botswana zu übernachten, um dann nach Windhoek zu fahren. Doch dann lernte ich bei einer Mokoro-Tour durch das Okavangodelta zwei Deutsche kennen, er Arzt in Johannesburg in Südafrika, seine Schwester gerade zu Besuch. Sie hatten einen Mietwagen und wollten auch nach Windhoek. Zwar etwas später als von mir geplant - aber da sie mir anboten, mich mitzunehmen, verlängerte ich in der Okavango River Lodge erneut und hatte eine der bequemsten Fahrten überhaupt - im Auto, mit Stopps zum Essen und Pinkeln, wann immer wir das Bedürfnis danach hatten. Und wir hielten sogar für das ein oder andere skurrile Straßenschild an. 

 

In Namibia hatte ich das letzte Land dieser Afrika-Reise erreicht. Und ich hatte noch sechs Tage, weil ich in Botswana ja ein paar mehr Nächte einlegte als geplant. 

 

Nach einer Nacht in Windhoek nahm ich den Minibus nach Swakopmund, wo ich bei einem Freund meiner ehemaligen Mitbewohnerin unterkam. Er führt dort ein kleines Gästehaus. Irgendwie war ich recht müde von der vielen Action, denn gleich am nächsten Morgen erfüllte ich mir den Traum vom Sandboarding in der Namib-Wüste, und ich war auch etwas kränkelig. Eigentlich wollte ich so gerne ins Sossusvlei, aber ich fand einfach keinen Anbieter ab Swak0pmund, der Gruppentouren in den nächsten Tagen anbot. 

 

Dann kam ich allerdings in Kontakt mit der Freundin einer Bekannten aus Arusha. In ihrem Hostel hatte ich vor und nach der Serengeti übernachtet. Die Freundin war in Windhoek und wollte ebenfalls ins Sossusvlei. Und wir fanden auf Facebook einen Fahrer mit Jeep und Dachzelt und voller Ausstattung. Also stand der Plan. Das Ding war nur: Es war 14 Uhr mittags und die Fahrt begann am nächsten Morgen um 7 Uhr - allerdings in Windhoek, nicht in Swakopmund.

 

Die großen Busse waren alle schon weg, aber ich wollte mein Glück an der Sammelstelle der Minibusse versuchen. Doch so weit kam ich gar nicht. Kurz vor der Haltestelle hielt ein Mann im Auto neben mir. Ich sähe aus, als wollte ich nach Windhoek, sagte er. Da er auch seine Tochter, etwas jünger als ich, im Auto hatte, stieg ich ein. Die Tochter stieg zwar wenige Kilometer später aus und es war mir auch ein wenig unheimlich, als wir noch einen Stopp einlegen mussten unterwegs, weil er Schuhe kaufen musste - aber es war eine richtig tolle Begegnung und wir hatten auf der Fahrt viel Spaß und haben uns gut unterhalten. Er arbeitet hauptsächlich als Touristen-Führer in der Wüste und hatte einiges zu erzählen. 

 

In Windhoek traf ich auf Larissa, mit der ich die nächsten Tage im Sossusvlei verbringen wollte. Und als ein junger Deutsche im Hostel mitbekam, was wir vor hatten, schloss er sich noch an. Am nächsten Morgen wurden wir vom Jeep-Fahrer abgeholt und fuhren ins Sossusvlei. Generell war es eine tolle Tour, mit einem allerdings etwas schrägen Ende - das aber dann auch irgendwie zur gesamten Reise gepasst hat: Unserer Fahrer war bei unseren etwas ausschweifenden Partys an den beiden Abenden auf dem Zeltplatz immer gut dabei, hat unfassbar viel Alkohol getrunken und im Gegensatz zu uns quasi nicht geschlafen. Die Rückfahrt war daher mehr als heftig - mit einem betrunkenen und ständig kurz vorm einschlafen stehenden Fahrer. Wenn wir ihn ansprachen, stank das ganze Auto durch seine Fahne so, dass wir fast erbrechen mussten. Wenn wir ihn nicht ansprachen, fielen einfach seine Augen zu. Er rief dann zum Glück irgendwann einen Kumpel an, der uns abholte und sicher an den Flughafen brachte.


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Kommentare: 12
  • #1

    Mo (Mittwoch, 28 April 2021 16:17)

    Liebe Miriam,

    Respekt! Mal eben so einen Kurztrip nach Norwegen zumachen, finde ich echt sportlich. Toll, dass du dich so für dein Patenkind engagiert hast :) Und ich finde den Grund viel schöner als zur Berlinale zu fahren (aber pssst ;) ).
    Blind Booking haben mal meine Großeltern gemacht, allerdings nur innerhalb von Deutschland. Lustigerweise ging es dann nach Hannover, wo wir wohnen. Es war aber auch total schön, weil wir uns alle unerwartet sehen konnten und das ist wohl eine meiner Lieblingserinnerungen.
    Aber dein unbekanntes Reiseziel: Irland hätte mich auch total begeistert. Da hat sich doch das Abenteuer wirklich gelohnt.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #2

    Kathleen (Mittwoch, 28 April 2021 16:59)

    Liebe Miriam,

    vielen Dank für Deine verrückten Reisen. Es war so spannend zu lesen. Vielen Dank, dass Du diese mit uns teilst.

    Liebe Grüße

    Kathleen

  • #3

    Katharina (Donnerstag, 29 April 2021 08:45)

    Das klingt nach Abenteuern ganz nach meinem Geschmack! Durch Afrika habe ich immer viel vorher gebucht aber durch Lateinamerika bin ich genauso gereist :D Hab ja lang in Brasilien gewohnt und da war das nie ein Problem, allerdings auch dank aufmerksamer Lokaler die mich doch ab und zu vor Dummheiten bewahrten (Stop! Warte mal! Blond, blauäugig?! Du bist doch bestimmt Ausländer? Dann geh hier nicht runter, das ist keine Abkürzung und die Jungs in der Favela sind berüchtigt- da kommst du nicht zurück...“ - so erlebt im Außenbezirk von Salvador de Bahia).

    Abenteuer sind die besten Reisen! :D Blind booking hab ich aber noch nie gemacht.

  • #4

    Orange Diamond Blog (Freitag, 30 April 2021 12:26)

    Hallo!
    Das sind gar keine verrückte Reisen für mich. Das klingt nach schönen Urlauben, die ich auch gerne machen würde. Besonders schön ist deine Sardininen-Reise. Es beschreibt dich, dass du ein sehr warmer und herzlicher Mensch bist. Sonst hätte dich "deine" Familie nie eingeladen.

    LG, Alexandra.

  • #5

    Sirit (Freitag, 30 April 2021 12:52)

    Wow, super! Da wird mein Fernweh geweckt. Ich bin vor den Kindern auch viel gereist, zum Glück zwei Mal um die Welt sozusagen. Aber immer mit längeren Aufenthalten. Irland liebe ich! Afrika steht noch auf meiner Bucketlist. Blind booking finde ich mutig und abenteuerlich. Wo geht es als nächstes wohl damit hin? LG, Sirit

  • #6

    Julia (Freitag, 30 April 2021 20:11)

    Hallo Miriam,

    ich bewundere dich für deinen Mut bei deinen Reisen. Also öffentlich Bus fahren ist ok, aber ich hätte mich nicht getraut einfach irgendwo schlafen und mitfahren. Dafür bin ich zu Vorsichtig uns ängstlich. Ich bin eher jemand mit Sicherheit und gut durchdacht mit einer Reise.
    Aber es war schön von dir diese Erfahrung zu lesen.

    Liebe Grüße
    Julia

  • #7

    Anja (Freitag, 30 April 2021 21:50)

    Genial, liebe Miriam! Das liest sich wirklich abenteuerlich und aufregend.
    Bei der ersten Reise, der Tagestour nach Norwegen wäre ich auch dabei gewesen, zumal der Anlass der Taufe, wenn auch in Norwegen nicht so bedeutend, ein wichtiger ist. Toll, dass du dafür die Strapazen der Reise auf dich genommen hast.
    Beim Blind Booking und dem Trip durch Afrika wäre ich wohl mit Kind eher raus. ;)
    Herzlichen Gruß
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

  • #8

    Vivienne Claus (Freitag, 30 April 2021 22:05)

    Liebe Miriam,
    total spannend Deine Kurzreisegeschichten und so schöne Erlebnisse dabei! Dass es auch "Überraschungsreisen" gibt, wusste ich noch gar nicht. Finde ich aber sehr interessant.
    Eine Freundin von mir arbeitet jetzt mittlerweile auch schon das zweite Jahr als Au-pair und auch ihr bereitet das sehr viel Freude.
    Ich finde, bei solchen Reisen und Erlebnissen kann man auch immer eine Menge dazulernen und im besten Falle noch richtig positive Momente erleben die man so schnell nicht vergisst.
    Herzliche Grüße
    Vivienne

  • #9

    Jana (Freitag, 30 April 2021 22:09)

    Du hast echt schon viel erlebt Miriam und schön, dass wir soviel davon nachlesen dürfen. Meine Tochter und ich haben mal einen Tag in Südschweden verbracht! Kamen morgens mit der Fähre an und waren dann in verschiedenen Städten unterwegs, bis es dann abends wieder auf die Fähre ging! In Norwegen hatten wir mehr Zeit als du bei dem Ein-Tages-Tripp :) Aber ich weiß ja, dass du von dem Land schon viel mehr gesehen hast!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #10

    Susanne (Sonntag, 02 Mai 2021 18:45)

    Norwegen für einen Tag - kann ich für so ein Ereigniss verstehen. Ich hätte zwar bestimmt noch ein paar Tage rangehängt, aber ich muss auch nicht auf Urlaubstage achten.
    So eine "Überraschungsreise" könnte ich mir auch gut vorstellen. So ein Umschlag am Flughafen aufmachen und dann sehen wohin es geht. Klingt verlockend. Nur schade, wenn man dann vielleicht dahin fliegt, wohin man partou nie hinwollte ...
    LG Susanne

  • #11

    Gina | 2 on the go (Montag, 03 Mai 2021 16:30)

    Liebe Miriam,

    dass du unbedingt bei der Taufe deines Patenkindes dabei sein wolltest, kann ich voll verstehen. Da muss man halt auch mal bezüglich Nachhaltigkeit ein Auge zudrücken.
    So ein Surprise-Ziel könnte ich mir auch gut vorstellen. Das ist doch mal spannend, wenn man bis kurz vorher nicht weiß, wohin die Reise geht.
    Und für deine abenteuerliche Reise quer durch Afrika hast du meinen vollen Respekt! Das ist ein Erlebnis, auf das du noch lange mit Stolz und Freude zurückblicken wirst.

    Liebe Grüße
    Gina

  • #12

    Anne-Katrin (Montag, 03 Mai 2021 20:34)

    Hallo Miriam,

    solche verrückten Reisen bleiben ewig in Erinnerung. Danke, dass du sie mit uns teilst. Vor allem bei deiner Reise durch Afrika habe ich soooo Fernweh nach Kenia und Tansania bekommen und habe mir versucht vorzustellen, wie ich wohl durch Botswana und Namibia gereist wäre.
    Liebe Grüße Anne